Europa mangelt es an eigenem Nachwuchs. Die ursächlichen Faktoren dafür sind vielfältig. Allerdings fehlt es auch an wirklich brauchbaren politischen Lösungsansätzen. Was kann getan werden, um die Lage zu verbessern? Ist ein familienfreundlicheres Umfeld überhaupt noch möglich?
In Europa gibt es kein Land, welches die „Ersatzrate“ in Sachen Geburten je Frau (2,1 Kinder) erreicht oder überschreitet. Georgien liegt mit rund 2 Kindern knapp darunter, gefolgt von Frankreich (1,84), Tschechien (1,83), Island (1,81) und Rumänien (1,81). Knapp über dem EU-27-Schnitt von 1,53 liegt Deutschland (1,58). Die Schweiz (1,52) und Österreich (1,48) liegen darunter. Doch am schlimmsten ist die Lage in Albanien (1,31), Italien (1,25), Spanien (1,19) und Malta (1,13). Letztere sehen sich derzeit faktisch mit einer Halbierung der nachfolgenden Generation konfrontiert. Zudem muss man berücksichtigen, dass insbesondere in den wohlhabenderen Sozialstaaten vor allem Zuwanderer deutlich höhere Geburtenraten aufweisen als die autochthone Bevölkerung.
Einige Länder versuchen mittels unterschiedlicher Maßnahmen die Geburtenrate anzuheben. So zum Beispiel die konservative Regierung Ungarns unter Ministerpräsident Viktor Orbán mit finanziellen Anreizen für junge Familien. Doch auch dort bleibt die Geburtenrate je Frau mit 1,61 deutlich unter den Erwartungen. Länder wie Österreich oder Deutschland zahlen ebenfalls Gelder für Kinder aus, doch auch dort scheint das Problem tiefer zu liegen. Was sind nun also die Ursachen für den Mangel an Kindern?
Nun, einerseits hat sich das wirtschaftliche Umfeld verändert. War es während der Zeit der „Babyboomer“ noch oftmals so, dass ein Einkommen ausreichte, um eine Familie zu versorgen, braucht es heute meistens schon zwei dafür. Dann gab es auch konservativere Familien- und Scheidungsgesetze als heute, sodass Familien länger zusammenblieben, auch bei zerrütteten Ehen. Abtreibungen bei ungewollten Schwangerschaften gab es ebenfalls kaum. Heute sieht das Ganze deutlich anders aus.
Für viele Frauen stellt sich die Frage nach „Familie oder Karriere?“. Mütterzeiten werden zwar mittlerweile bei der Altersversorgung angerechnet, doch die Lücke im Lebenslauf bleibt. Dies wirkt sich auch auf die Gehaltssprünge aus. Dann gibt es noch kürzere Beziehungszeiten als früher. Aus der Sicht eines Mannes sieht das dann teilweise so aus, dass er vielleicht eine Frau schwängert, doch dann von weiteren Kindern absieht, um sich selbst finanziell nicht zu ruinieren. Selbst ein Besserverdiener hat nach einer Trennung bei beispielsweise drei Kindern faktisch keinen finanziellen Spielraum mehr. Da bleibt nichts mehr für eine größere Urlaubsreise übrig. Insbesondere dann, wenn man eine eigene Wohnung hat und auf ein eigenes Auto angewiesen ist.
Ein weiterer Aspekt ist die zunehmend verbreitete liberale, hedonistische Lebensweise. Für einige Menschen sind Kinder ein „Klotz am Bein“, der die gewohnten persönlichen Freiheiten nur einschränken würde. Mehr Kindergeld, zusätzliche Betreuungsangebote für die Kleinen und dergleichen sind da kein wirklicher Ansporn. Staatliche Sozialleistungen sind da eben nicht der Haupthebel, um das Problem anzugehen. Doch was dann? Kann man eine Balance finden, in der beispielsweise Väter nicht bis zum Existenzminimum gepfändet werden und es den Kindern dennoch an nichts mangelt? Wie schafft man ein familienfreundlicheres wirtschaftliches Umfeld?
Die „alten Zeiten“ kommen nicht mehr zurück. Das ist gewiss. Doch wenn sich die Europäer nicht von Generation zu Generation faktisch halbieren wollen, muss sich etwas grundlegend ändern. Denn diese Entwicklung nur mittels Zuwanderung „lösen“ zu wollen, schafft nur andere, neue gesellschaftliche Probleme. Tatsächlich überlegen viele Menschen es sich gerade mit Blick auf die durch die Massenmigration erodierende Sicherheit zweimal, ob sie in diese Welt Kinder setzen möchten, die dann schon an den Schulen eine gefährdete ethnische Minderheit darstellen. Das kann nicht Sinn und Zweck des Ganzen sein, oder?