Europas Energiesicherheit am Abgrund: Ukraine riskiert Pipeline-Eskalation

Symbolbild Erdgas-Verdichtungsanlage (C) R24/KI

Mittels eines umfangreichen Drohnenangriffs versuchten die ukrainischen Streitkräfte, eine russische Verdichterstation für Erdgas zu zerstören. Doch dies hätte die Versorgung der Türkei und Südosteuropas über TurkStream lahmgelegt und den europäischen Energiemarkt ins Chaos gestürzt. Kiew betreibt ein für die europäische Energiesicherheit sehr gefährliches Spiel.

In der sich stetig zuspitzenden energiepolitischen Gemengelage zwischen Russland, der Ukraine und Europa hat ein brisanter Drohnenangriff auf die strategisch wichtige TurkStream-Pipeline neue Besorgnis ausgelöst. Neun ukrainische Drohnen attackierten eine Verdichterstation in der südrussischen Region Krasnodar – ein Vorfall, der das Potenzial hatte, Europas Energieversorgung empfindlich zu treffen.

Die russische Flugabwehr konnte zwar alle Drohnen abschießen und die Anlage erlitt nur geringfügige Schäden, doch der Vorfall offenbart die prekäre Situation der europäischen Energieversorgung. Über TurkStream fließt derzeit etwa 31 Prozent des nach Europa importierten Erdgases – vor allem nach Ungarn, Serbien, Bulgarien und Griechenland.

Seit dem 31. Dezember 2023 verweigert Kiew neue Transitverträge für russisches Gas. Diese Entscheidung, die von der EU-Kommission mitgetragen wird, kappt weitere 30 Prozent der europäischen Gasimporte. Die verbleibenden 39 Prozent erreichen Europa als Flüssiggas (LNG), hauptsächlich aus den USA und Russland.

Ein erfolgreicher Angriff auf TurkStream hätte einen erheblichen Teil der europäischen Gasimporte mit einem Schlag eliminiert, erklärt Stephen Bryen, ehemaliger stellvertretender US-Verteidigungsminister. Die Folgen wären verheerend: Weder die USA noch Russland oder andere Lieferanten wie Katar können ihre LNG-Lieferungen ausreichend steigern, um solch massive Ausfälle zu kompensieren. Die energiepolitische Schieflage zeigt bereits Wirkung: Deutschland steckt in der Rezession, die Scholz-Koalition ist gescheitert. Nach der Abschaltung der Kernkraftwerke und der weitgehenden Zerstörung von Nord Stream verschärft sich die Situation zusehends.

Die Motivation Kiews für diese riskante Strategie bleibt rätselhaft. Experten vermuten einen verzweifelten Versuch, Europa zu weiterer Unterstützung zu zwingen – nach dem Motto: Helft uns, oder wir gefährden eure Energiesicherheit. Die europäische Reaktion auf solche unverhohlenen Erpressungsversuche? Bislang: betretenes Schweigen. Auch hätte sich Kiew bei einem Erfolg des Angriffs wohl um sämtliche Unterstützung aus der Türkei gebracht.

Die Situation erinnert an ein gefährliches Pokerspiel, bei dem Europa zusehends die Kontrolle verliert. Die USA könnten zwar von steigenden LNG-Exporten profitieren, doch der Preis könnte hoch sein: eine weitere Schwächung der NATO-Allianz in ohnehin turbulenten Zeiten.

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