Die Covid-Impfkampagnen weltweit sind ins Stocken geraten. Obwohl das Werben für den Viertstich in vielen Ländern auf Hochtouren läuft, scheinen sich nicht einmal mehr Senioren noch vom Impfabo überzeugen zu lassen: In der Schweiz herrscht daher aktuell große Enttäuschung. Dort gilt seit Anfang Juli eine Empfehlung für den zweiten Booster für alle Personen ab 80 Jahren sowie für Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Jedoch: Der erhoffte Ansturm blieb aus.
Obwohl die über 80-Jährigen sich in der Schweiz zuvor sehr gehorsam zeigten und mehr als jeder Vierte von ihnen dreifach geimpft ist (zweifach geimpft sind sogar fast 95 Prozent), hält sich das Interesse an der neuen Impfempfehlung offenbar in Grenzen: Bis Anfang August hatten nur 11.9 Prozent der über 80-Jährigen sich ihren zweiten Booster abgeholt. Der oberste Kantonsarzt, Rudolf Hauri, ist enttäuscht: Er hatte mit deutlich höheren Impfzahlen gerechnet. Er beobachte, dass nach drei Impfungen doch viele zögern und „das Gefühl haben, es sei nun langsam genug geimpft“. Warum nur?
In Summe sollen sich einem Artikel von Watson.ch vom 10. August zufolge laut Bundesamt für Gesundheit nur etwas mehr als 90.000 Schweizer den Viertschuss geholt haben, davon waren knapp 55.000 über 80 Jahre alt. Bei den restlichen handle es sich um „Reiseimpfungen“ und Auffrischimpfungen für immundefiziente Personen. Bei einer Bevölkerungszahl von 8,74 Millionen Einwohnern ist die Quote denkbar schlecht. Tatsächlich hält das BAG sich mit seinen öffentlich einsehbaren Impfstatistiken auch lieber bedeckt und verzichtet auf allzu genaue Aufschlüsselungen nach Impfdosis.
Kumulative Impfungen in der Schweiz (Stand 16.08.):
In Österreich derweil sollen aktuell 4,8 Prozent der Bürger eine Viertimpfung erhalten haben. Empfohlen wird diese hier allen Bürgern ab 60 Jahren. Der Anstieg bei den kumulativen Impfungen durch den zweiten Booster fällt sichtlich gering aus:
Kumulative Impfungen in Österreich (Stand 22.08.):
In Deutschland wiederum holten sich 8,5 Prozent der Bürger den Viertschuss – hier begann man im vorauseilenden Gehorsam am frühesten mit den neuerlichen Boosterungen (nämlich schon im Februar / März). Der bei der vorherigen Booster-Kampagne zu beobachtende rasante Anstieg an Impfungen blieb jedoch auch hier aus. Tatsächlich sollen dennoch bereits 24 Prozent der über 60-Jährigen in Deutschland vierfach geimpft sein. Die Impfempfehlung ab 60 Jahren seitens der ewig umkippenden STIKO gilt erst wenige Tage, zuvor galt sie für alle ab 70 Jahren.
Kumulative Impfungen in Deutschland (Stand 23.08.):
Gesundheitsminister Lauterbach hofft auf eine hohe Impfbereitschaft im Herbst, wenn neue „angepasste“ Impfstoffe gegen Omikron zugelassen werden. Aus einer YouGov-Umfrage der Deutschen Presseagentur (die trotz gegenteiliger Behauptungen gemeinhin nicht mit Generalisierbarkeit glänzt) geht jedoch bereits hervor, dass die Impfbereitschaft der Deutschen erschöpft ist.
Es wird zunehmend offensichtlich, dass man mit den immer neuen Impfkampagnen ein totes Pferd reitet. Die Frage ist nur, wann die Politik sich dazu bequemen wird, abzusteigen und die Bürger in Frieden zu lassen.