Zwar könne Katar Europa in den kommenden Jahren mit Erdgaslieferungen unterstützen, doch das Emirat sei nicht in der Lage, Russland als Energielieferant zu ersetzen, so der Emir der Golfmonarchie. Man müsse eine Lösung für den Konflikt in der Ukraine finden, mahnte er. Die westlichen Sanktionen würden der ganzen Welt schaden.
Die Europäer haben die Auswirkungen ihrer Sanktionen auf die Energieversorgung entweder massivst unterschätzt, oder diese einfach billigend in Kauf genommen. Doch die verzweifelte Suche nach Ersatzlieferungen für das russische Gas zeigt, dass die führenden europäischen Politiker auch kaum eine Ahnung von der Materie haben und ein Ersatz nicht einfach so aus dem Nichts geliefert werden kann. Auch nicht aus dem Emirat Katar, welches Deutschlands plan- und ahnungsloser Wirtschaftsminister als Lieferanten für Flüssiggas ausgesucht hat.
Nun gab Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, der Herrscher Katars, dem französischen Medium Le Point ein Interview (in englischer Sprache hier nachzulesen). Darin versuchte sich der Emir möglichst diplomatisch zu geben, wenngleich auch etwas verhaltene Kritik an der westlichen Sanktionspolitik aufkam. Auf die Frage nach westlichen Sanktionen gegen Russland sagte Al-Thani: „Man muss vorsichtig sein mit den Arten von Sanktionen, die die Dinge für die ganze Welt verkomplizieren … Das entscheidet nicht darüber, ob Europa im Recht ist oder nicht.“
„Wir alle sehen die Probleme, die durch den Mangel an Energielieferungen auf dem europäischen Kontinent verursacht werden“, sagte Al-Thani und merkte an, dass Katar Europa zwar „in den kommenden Jahren“ mit Gas versorgen werde, das Golfland aber „kein Ersatz für russisches Gas sein kann.“ Der Emir betonte auch die Notwendigkeit, eine „Lösung“ für den anhaltenden Konflikt in der Ukraine zu finden.
Damit zeigt es sich auch, dass man seitens der arabischen Golfstaaten offensichtlich kein großes Interesse daran hat, die harte Gangart des Westens gegenüber Russland mitzutragen oder als „Notnagel“ für das energiepolitische Versagen der EU-Führung herzuhalten. Insbesondere auch deshalb, weil man genau weiß, dass die Stimmung der westlichen Politiker rasch ins Gegenteil umschlagen kann und plötzlich aus Gründen von „Menschenrechten“ und dergleichen Sanktionen gegen die Golfmonarchien verhängt werden könnten.