Kurios: Nachdem in den Corona-Jahren die Eigenverantwortung in Gesundheitsfragen regelrecht kriminalisiert und jede Erkältung als potenziell tödliches Covid-19 gehandelt wurde, beklagt man bei der oberösterreichischen Ärztekammer nun, dass es an Eigeninitiative fehle und die Menschen wegen Nichtigkeiten zum Arzt und in die Ambulanzen der Kliniken gehen würden. Der Lösungsvorschlag: Wer es wagt, ohne Überweisung beim Facharzt aufzuschlagen oder mit “Kleinigkeiten” in die Notfallambulanz zu gehen, soll nicht nur länger warten, sondern die Behandlungskosten auch selbst zahlen. Eine Frechheit, findet MFG-Gesundheitssprecherin Dagmar Häusler, denn hinter diesen Problemen stecken politische Versäumnisse.
Presseaussendung der MFG:
Wer künftig „grundlos“ eine Ambulanz in einem Krankenhaus aufsucht, soll für die vollen Behandlungskosten aufkommen – diese Radikalforderung stellte nun die oö. Ärztekammer. Als “effiziente Patientensteuerung” und um unser Gesundheitssystem zu entlasten, sei diese Maßnahme laut Präsident Peter Niedermoser unumstößlich. „Bei allem Verständnis für diese Idee, aber das Problem liegt woanders“, sagt MFG-Gesundheitssprecherin Dagmar Häusler. Die Entwicklung sei Ergebnis einer jahrelangen Entmündigung der Menschen in allen gesundheitlichen Fragen.
Besonders stark spürbar war diese Entwicklung in der Corona-P(l)andemie, während der das selbstständige Denken, die Eigenverantwortung und das Fördern der persönlichen Gesundheitsvorsorge/Prävention ganz bewusst mit Füßen getreten wurden. „Den Bürgern wird immer weniger zugetraut, eigenes Denken und das Einschätzen von Gefahren und Risiken ist unerwünscht. Dann kommt halt heraus, dass die Leute wegen eines Zeckenbisses in die Ambulanz laufen, statt die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Das eigenständige Denken wurde, ganz bewusst und staatlich angeordnet, abgeschafft“, bringt Dagmar Häusler das Problem auf den Punkt. „Dass man dafür jetzt den ‚bösen‘ Patienten den Schwarzen Peter umhängt, ist eine Frechheit, die Menschen sollen für diese politischen Versäumnisse und die Verwahrlosung des Gesundheitsapparats auch noch bezahlen“, so Häusler.
„MFG fordert seit Jahren, in die Prävention zu investieren. Dazu gehört auch, sich selbst und den eigenen Gesundheitszustand wahrzunehmen.“
„Dieses betreute Denken und diese Unselbstständigkeit hat die Politik immer forciert. Das haben wir von MFG auch immer wieder aufgezeigt – hören wollte es keiner“, so Häusler. Von den Patienten Geld, ja sogar die gesamten Behandlungskosten zu fordern, wenn diese in einer Ambulanz auftauchen, hält Dagmar Häusler für einen „sehr radikalen Ansatz“. MFG fordert seit Jahren, in die Prävention zu investieren. Dazu gehört auch, sich selbst und den eigenen Gesundheitszustand wahrzunehmen. Dagmar Häusler: „Unser Antrag zur Förderung präventiver Heilmethoden liegt immer noch im Unterausschuss zur Diskussion. Genau das wäre aber ein wichtiger Schritt für mehr Gesundheits- und Heilungsbewusstsein. Der Hilfeschrei der Ärztekammer gibt uns diesbezüglich ja vollinhaltlich recht.“
Es ist aber auch gut möglich, dass diese schleichende Vergebührung von Ambulanzbesuchen einen weiteren Hintergrund hat: „Die neue Regierung ist panisch auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. Die Einführung einer Ambulanzgebühr bzw. der Übernahme der gesamten Behandlungskosten durch die Patienten käme da wohl mehr als recht, um eines der vielen Budgetlöcher zu stopfen. Offen ist zudem, wo die Grenze zwischen einem gerechtfertigten und einem „grundlosen“ Ambulanzbesuch liegt. Dagmar Häusler: „Lebensgefahr besteht in den seltensten Fällen. Die Bezahlgrenze lässt sich da leicht nach unten rücken, damit die Kassa so richtig klingelt.“
„Wenn es tatsächlich so ist, dass 50 % der Ambulanzpatienten dort nicht hingehören, reden wir von Behandlungskosten von über 1,9 Milliarden Euro – das weckt natürlich Begehrlichkeiten zum Abcashen.“
2022 etwa wurden laut WKO 8,9 Millionen Patientenbesuche in den heimischen Spitalsambulanzen gezählt, die Behandlungskosten je Patient betrugen dabei durchschnittlich 432 Euro. Dagmar Häusler: „Wenn es laut dem Kurienobmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer, tatsächlich so ist, dass 50 % der Ambulanzpatienten dort nicht hingehören, reden wir von Behandlungskosten von über 1,9 Milliarden Euro – das weckt natürlich Begehrlichkeiten zum Abcashen.“