Auch wenn die Beziehungen zwischen Japanern und Koreanern historisch belastet sind, so haben Tokio und Seoul unter Druck Washingtons eine verstärkte militärische Kooperation vereinbart. Diese zielt auf Nordkorea und China ab.
Eigentlich sind Japan und Südkorea aufgrund der langjährigen Besatzung der koreanischen Halbinsel durch die imperialen Truppen zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts und der vielen Verbrechen gegen das koreanische Volk zu der Zeit nicht gerade die besten Freunde. Doch die militärischen Bedrohungen, denen sich die beiden mit den Vereinigten Staaten verbündeten Länder durch Nordkorea und auch China ausgesetzt sehen, sorgen für den Sieg der Realpolitik.
So traf der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol am Donnerstag in Japan mit dem japanischen Premierminister Fumio Kishida zusammen. Ziel war es, die etwas angespannten Beziehungen zwischen Tokio und Seoul wieder aufzutauen. Diese diplomatische Initiative wird zudem von den USA unterstützt (Washington übte Druck aus), die ihre Verbündeten in der Region stärker gegen China mobilisieren wollen. Denn in Washington weiß man auch, dass die US-Truppen im Ernstfall auf die massive Unterstützung der regionalen Alliierten angewiesen sind.
Wie Nikkei Asia berichtet, vereinbarten die beiden Spitzenpolitiker eine verstärkte Zusammenarbeit gegen Nordkorea und die Wiederaufnahme eines bilateralen Sicherheitsdialogs auf Arbeitsebene, der seit fünf Jahren unterbrochen ist. Yoon kündigte die „Normalisierung“ des GSOMIA-Abkommens (General Security of Military Information Agreement) an, das den Austausch militärischer Informationen zwischen den beiden Ländern vorsieht.
Das GSOMIA ermöglicht es den beiden Ländern, Informationen über nordkoreanische Raketentests auszutauschen. „Ich glaube, dass die beiden Länder in der Lage sein sollten, Informationen über Nordkoreas Atomraketenstarts und Flugbahnen auszutauschen und darauf zu reagieren“, sagte Yoon auf einer Pressekonferenz nach seinem Treffen mit Kishida. Auch werden diverse Exportbeschränkungen durch Japan aufgehoben.
Es zeigt sich jedenfalls, dass der Versuch Washingtons, eine breite Allianz gegen China (und Nordkorea) aufzustellen, offensichtlich fruchtet. Sozusagen ein neuer Frontaufbau in Ostasien.