Indonesien wird den G20-Gipfel ausrichten, an dem auch Präsident Wladimir Putin teilnehmen will. Trotz des Drucks des Westens will der indonesische Staatschef Joko Widodo seinen russischen Amtskollegen nicht ausladen. Im „Globalen Süden“ setzt man auf Diplomatie.
Joko Widodo, seines Zeichens der Präsident Indonesiens, macht derzeit eine Tour durch Europa. Nach seiner Teilnahme als Gast beim G7-Gipfel in Deutschland wird er den ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj in Kiew und danach Russlands Präsidenten Wladimir Putin in Moskau besuchen. Für das Staatsoberhaupt des bevölkerungsreichsten moslemischen Landes der Welt ist es vor allem wichtig, die Nahrungsmittelkrise zu beenden, zumal auch die indonesische Bevölkerung unter den hohen Preisen leidet.
„Die Mission besteht darin, … Präsident Selenskyj zu bitten, ein Dialogforum für den Frieden zu eröffnen, um Frieden zu schaffen, weil der Krieg beendet werden muss“, sagte Widodo auf einer Pressekonferenz in Jakarta am 26. Juni. Die beiden Staatsoberhäupter werden auch über die Lebensmittelversorgungskette sprechen, die bald reaktiviert werden muss. Widodo wird von Kiew aus nach Moskau reisen, wo er Putin um eine sofortige Einstellung des Krieges und die Aufnahme eines Dialogs mit Selenskyj bitten wird. Das russische Staatsoberhaupt hat es bisher abgelehnt, seinen ukrainischen Amtskollegen zu treffen.
Indessen lehnt es Jakarta ab, Wladimir Putin vom G20-Gipfel, der im November diesen Jahres in Indonesien stattfinden wird, auszuladen. Die von den Vereinigten Staaten geführten westlichen Länder hatten Druck auf die indonesische Regierung ausgeübt, dem russischen Staatschef die Teilnahme zu verweigern. Doch für Jakarta, welches gute diplomatische Beziehungen zu Moskau unterhält, kommt ein solcher Schritt nicht infrage. Allerdings war die Ukraine der wichtigste Lieferant von Weizen des Landes, so dass die Exportprobleme nun auch Indonesien direkt treffen.
Der Trip Widodos macht allerdings auch klar, dass man im „Globalen Süden“ kein Interesse daran hat, eine solch scharfe Konfrontations- und Sanktionspolitik zu starten wie es der US-geführte Westen tut. Vielmehr setzt man dort auf Diplomatie und den Versuch, die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf das eigene Land bestmöglich abzufedern, während man im Westen offensichtlich kein Problem damit hat, mit einem harten Sanktionsregime die eigenen Volkswirtschaften (aber auch jene im Rest der Welt) an die Wand zu fahren.