Vier Atommächte stehen aktuell im Krieg. Die Welt steht in Flammen – und die Politik verschüttet Benzin, anstatt sie zu löschen. Unser Gastautor findet: Die Welt braucht keine Waffen mehr, sie braucht Heilung. Und Heilung beginnt mit Zuhören.
Von Lothar Renz: Ein Leserkommentar von jemandem, der an das Wort glaubt, nicht an die Waffe.
Mit dem heutigen Tag stehen vier Atommächte in bewaffneten Konflikten: Russland, Israel, Indien und Pakistan. Der Planet taumelt gefährlich nah an den Rand eines Abgrunds, den wir uns jahrzehntelang nur in düsteren Science-Fiction-Szenarien ausgemalt haben. Die Welt gleicht einem Pulverfass, dessen Zündschnur bereits brennt – und wir alle stehen daneben. Einige gießen Öl ins Feuer. Andere sehen weg. Ich gehöre zu jenen, die verzweifelt Wasser holen.
In diesen Stunden, in denen das Wort „Krieg“ wieder laut und selbstverständlich in Nachrichtensendungen fällt, müssen wir uns als Menschheit eine fundamentale Frage stellen: Wollen wir wirklich alles verlieren, nur weil wir unfähig sind, miteinander zu reden?
Wir stehen an einem Punkt, an dem es keine Neutralität mehr gibt. Entweder man ist für Diplomatie – oder man akzeptiert den roten Knopf. Entweder man glaubt an die Kraft des Dialogs, oder man gibt zu, dass man bereit ist, das Leben von Millionen aufs Spiel zu setzen – für Prinzipien, Territorien, Ideologien. Es gibt keine elegante Version des Atomkriegs. Es gibt keinen „chirurgischen Erstschlag“. Es gibt nur Staub, Leid und ewiges Bedauern.
Und während die Welt in Flammen steht, werfen wir weiteres Benzin hinein – in Form von Waffenlieferungen. Wir verlängern Kriege im Namen der Verteidigung. Wir liefern Panzer, Raketen, Munition – und reden gleichzeitig von Frieden. Die Ukraine ist dafür das schmerzhafteste Beispiel unserer Zeit: Ein Konflikt, der längst nicht mehr nur in Donezk oder Charkiw tobt, sondern auf (un)diplomatischen Konferenzen, in Rüstungshaushalten, in Talkshows, die mehr Schlagzeilen als Lösungen produzieren.
Natürlich ist der Wunsch nach Schutz verständlich. Aber Waffen schützen nicht. Sie töten. Immer. Egal, in welcher Sprache sie geliefert werden. Und jeder LKW voller Rüstungsgüter, der losfährt, ist ein Bekenntnis – gegen das Gespräch, gegen die Lösung, gegen das Vertrauen.
Ich weigere mich, die Sprache der Waffen zu sprechen. Ich weigere mich, Kriege mit Lieferketten zu verlängern, mit Rhetorik zu rechtfertigen oder mit Parteilichkeit zu vergolden. Ich glaube nicht an „gute Bomben“ und „schlechte Bomben“. Ich glaube an das Unfassbare, das durch ein einziges Missverständnis Realität werden könnte.
Wenn vier Atommächte gleichzeitig im Krieg sind, ist das kein strategisches Problem mehr. Es ist ein menschliches. Ein moralisches. Ein globales Fieber, das uns zeigt: Die Welt braucht keine Waffen mehr, sie braucht Heilung.
Diese Heilung beginnt mit Zuhören.
Diese Heilung beginnt mit dem Mut, nicht zurückzuschlagen.
Diese Heilung beginnt mit Diplomatie – nicht als Schwäche, sondern als Weg, als einziger Weg, aus dieser Dunkelheit.
Ich weiß nicht, wer diesen Text lesen wird. Aber ich weiß: Wenn auch nur einer nach dem Lesen beschließt, nicht zu hassen, sondern zu reden – dann war er es wert.
Denn jedes Gespräch, das statt einer Rakete geführt wird, ist ein Sieg. Der einzige Sieg, der zählt.