Man mag von Dieter Bohlen halten, was man möchte, doch um Klartext war der Niedersachse noch nie verlegen. So auch in einem Interview mit Kettner Edelmetalle, wo er mit der deutschen Politik hart ins Gericht geht. Dabei spricht er auch über Russland, Brandmauern, den Sozialstaat und die Vermögenssteuer.
Es gibt Menschen, die lieber im weichgespülten Politiker-Jargon sprechen – und es gibt Dieter Bohlen, der kein Blatt vor den Mund nimmt und dabei wie immer unbequem, ungehobelt und frei von jeglichen Filterblasen Klartext spricht. Dass seine Analyse im Gespräch mit Kettner Edelmetalle über den Zustand Deutschlands trotzdem näher an der Realität liegt als die tagtäglichen Belehrungsarien aus Berlin, sagt mehr über den Zustand dieses Landes aus als über Bohlen selbst. Er hält der politischen Klasse den Spiegel vor – und das Bild ist hässlich.
Die Grundmelodie seiner Kritik ist simpel: Deutschland hat sich in eine Mischung aus Selbstverachtung, Realitätsflucht und moralischem Größenwahn manövriert. Die Politik agiere wie eine Laienspieltruppe, die auf einer Weltbühne auftritt, deren Regeln sie nicht einmal ansatzweise versteht. Laut Bohlen schaut das Ausland auf Deutschland wie auf einen Patienten, der sich einbildet, kerngesund zu sein, während er bereits mit einem Bein im Intensivbett liegt. Baerbocks diplomatische Abrissbirnen, die in China wie ein kolonialer Anachronismus wirkten, dienen ihm nur als Beispiel.
Er beschreibt ihre Amtsführung nicht als politische Inkompetenz, sondern als geschäftsschädigendes Verhalten – also als das, was es tatsächlich war. In einem Satz, der selbst hartgesottenen Zensoren Magenschmerzen verursachen dürfte, bringt er es auf den Punkt: Wenn man seinem Gegenüber ins Gesicht tritt, müsse man sich nicht wundern, wenn es danach keine Liebeserklärungen gibt. Besser lässt sich die deutsche Außenpolitik der letzten Jahre kaum zusammenfassen. Denn selbst unter Baerbock-Nachfolger Wadephul, welcher eine China-Reise mangels Interesse an Gesprächen in Peking absagen musste, wurde es nicht besser.
Auch im Inland sieht Bohlen nur politische Dilettanten, die nicht wirtschaften können, aber begeistert mit Millionen jonglieren, die sie gar nicht erwirtschaften. Donald Trump bezeichnet er als das, was er ist: ein knallharter Geschäftsmann, der sein Land wie ein Unternehmen führt, nicht wie eine Bühne für moralische Selbstdarstellung. Der Vergleich mit Deutschland fällt brutal aus. Erhard und Schröder gelten ihm noch als Politiker mit Leistungsprinzip, heute regiere hingegen ein politisches Selbstbedienungs- und Sozialstaatsmodell, das alles überdehnt, was eine Wirtschaft tragen kann. Deutschland arbeite nicht mehr, es verwalte sich nur noch selbst – und das zunehmend schlecht.
Der Sozialstaat gerät besonders ins Visier. Bohlen nennt ihn jenseits von Gut und Böse und hat damit recht. Ein System, das Leistungsanreize systematisch zerstört, das Arbeit bestraft und Nichtstun belohnt, kann nur scheitern. Dass der Mann, der jahrzehntelang Millionen verdient hat, nicht einmal ein einfaches Danke für seine Steuerzahlungen erhalten hat, fügt sich nahtlos in die hiesige politische Mentalität. Statt Respekt gibt es Zwangsabgaben, Rundfunkgebühren und ständig neue Forderungen nach Vermögenssteuern. Bohlen sagt, er wäre binnen sechs Stunden weg, falls die Vermögenssteuer kommt.
Während die Politik sich in Brandmauern und moralische Echokammern zurückzieht, fordert Bohlen freie Wahlen im ursprünglichen Sinn: Parteien reden miteinander, statt sich gegenseitig zu verbieten. Der Pop-Titan muss den Polit-Eliten also erklären, wie Demokratie funktioniert. Peinlicher geht es kaum. Dass man eine Partei mit mehr als einem Viertel der Stimmen pauschal ausgrenzt und ihre Wähler diffamiert, ist für ihn unvereinbar mit demokratischen Grundprinzipien. Aber auch das ist inzwischen Alltag in “Unserer Demokratie”. Und bemerkenswert ist, dass Bohlen ausdrücklich kein AfD-Anhänger ist – was ihn umso gefährlicher macht für die mediale Narrativ-Kontrolle, denn Kritiker wie er können schwerer verleumdet werden.
Beim Thema Russland legt Bohlen eine Nüchternheit an den Tag, die man seit Jahren vergeblich sucht. Die Ukraine könne diesen Krieg nicht gewinnen. Punkt. Diese Wahrheit darf man im besten Deutschland aller Zeiten natürlich nicht aussprechen, aber genau deswegen sagt Bohlen sie. Der militärische und ökonomische Bankrott der Ukraine sei absehbar, die westlichen Waffenlieferungen reine Symbolpolitik. Dass er dafür früher fast medial enthauptet worden wäre, bestätigt nur, wie hysterisch die Debatte inzwischen geführt wird.
Er erinnert daran, dass Deutschland und Russland einst ein funktionierendes wirtschaftliches Tandem waren: billige Energie, starke Industrie, gegenseitige Interessen. Heute erklärt die deutsche Politik das Gegenteil zum moralischen Gebot und kauft am Ende doch russische Energie – nur eben über Umwege, teurer und mit moralischem Heiligenschein. Der Wahnsinn lässt sich kaum plastischer beschreiben. Bohlen vergleicht das einstige deutsch-russische Zusammenspiel mit Modern Talking: ein Duo, das funktionierte, bis man es aus moralischem Dünkel zerstörte. Und wie damals gilt auch hier: Wenn man einen funktionierenden Partner grundlos verlässt, muss man sich über den Absturz nicht wundern.
Dieter Bohlen sagt das, was viele denken, aber kaum jemand laut aussprechen darf. Nicht, weil es falsch wäre, sondern weil es die politische Komfortzone zerstört. Vielleicht ist es das, was das heutige Deutschland braucht: Klartext und keine Angst vor negativen Reaktionen jener, die bei unbequemen Aussagen routinemäßig hyperventilieren.
