Die „grüne Zone“ implodiert – wird Bagdad das neue Kabul?

Symbolbild: Freepik @KamranAydinov

In der irakischen Hauptstadt Bagdad ist die Hölle los. Schwere Gefechte zwischen den Anhängern des prominenten schiitischen Klerikers al-Sadr und den staatlichen Sicherheitskräften finden statt. Eine Eskalation der Lage droht.

Der als „grüne Zone“ bekannte stark gesicherte Bereich der irakischen Hauptstadt Bagdad, in dem sich nicht nur Parlament und Ministerien, sondern auch Botschaften und internationale diplomatische Missionen befinden, wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem umkämpften Gebiet. Verschiedene Fraktionen bekämpfen sich dort mit Waffengewalt, was auch bereits zu Todesopfern führte.

Gefechte wurden in der Stadt gehört:

Die erneuten Unruhen scheinen eine Reaktion darauf zu sein, dass der Kleriker al-Sadr unter Druck gesetzt wurde, sich aus der Politik zurückzuziehen. Der einflussreiche schiitische Geistliche twitterte zu Beginn des Tages: „Früher habe ich beschlossen, dass ich mich nicht in politische Angelegenheiten einmischen werde. Und jetzt verkünde ich meinen endgültigen Rückzug (aus der Politik) und die Schließung aller Institutionen (der Sadr-Bewegung).“ Damit, so scheint es, haben die anderen schiitischen Fraktionen auf politischer Ebene die Oberhand gewonnen. Doch auf den Straßen sieht es anders aus.

Obwohl von amerikanischer Seite noch unbestätigt, gibt es weit verbreitete Berichte, dass die Botschaft der Vereinigten Staaten, die sich innerhalb der Grünen Zone befindet, derzeit evakuiert wird. Auch wurden ganze Konvois von internationalen Fahrzeugen gesehen, die hastig das Gebiet verlassen haben. Das Weiße Haus hatte zuvor weit verbreitete Behauptungen dementiert, dass eine „Evakuierung“ der Botschaft im Gange sei – angesichts der bröckelnden Sicherheitslage in der angeblich „hochsicheren“ Grünen Zone scheint es jedoch mehr als wahrscheinlich, dass wichtiges Personal in Sicherheit gebracht wird.

Bilder zeigen auch, wie der Präsidentenpalast gestürmt wurde:

Szenen wie in einem Krieg spielten sich ab:

Bilder aus der „grünen Zone“ selbst:

Ein bekannter regionaler Nahost-Korrespondent sprach von einer „vollständigen Implosion“ – und das, obwohl die Sicherheitskräfte versuchten, eine strenge Ausgangssperre durchzusetzen, um die Straßen zu räumen. Der republikanische Palast, in dem das festgefahrene irakische Parlament tagt (das allerdings inzwischen vom amtierenden Premierminister Mustafa al-Kadhimi ausgesetzt wurde), wurde am frühen Abend von bewaffneten Demonstranten besetzt.

Unter Umständen könnte sich dieser politische Konflikt zu einem ausgewachsenen Bürgerkrieg ausweiten, der zum kompletten Zerfall des Iraks führt. Dieser befindet sich seit dem Sturz Saddam Husseins in einem permanenten politischen, ethnischen und religiösen Spannungszustand, mit der gespaltenen schiitischen Mehrheit an der Spitze, gefolgt von den sunnitischen Arabern sowie den Kurden im Norden des Landes.

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