Die vielen zivilen Opfer – darunter nach Angaben der Terrororganisation Hamas auch 3.000 Kinder – durch die israelischen Bombardierungen im Gazastreifen rufen nicht nur in der islamischen Welt Empörung hervor. Doch der Aufschrei ist nur Heuchelei. Was ist mit den Opfern der US-Sanktionen gegen den Irak (ab 1990) oder Afghanistan (seit der erneuten Machtübernahme der Taliban 2021)? Die Palästinenser werden für politische Zwecke instrumentalisiert. Doch das macht Israel nicht automatisch zu einem Unschuldslamm. Hardliner, die auf Eskalation setzen, gibt es auf beiden Seiten.
Ein Kommentar von Heinz Steiner
Man kann die harsche militärische Reaktion Israels auf den Hamas-Überfall mit rund 1.400 israelischen Opfern, darunter 1.300 Zivilisten, sehen wie man will. Für manche Menschen ist die Vergeltung mit mittlerweile angeblich mehr als 7.000 Todesopfern – wovon rund 3.000 Kinder sein sollen – im Gazastreifen eine berechtigte Maßnahme einer Nation, die sich gegen ständige Angriffe verteidigen muss. Andere Menschen sehen darin eine überzogene Aktion einer ethnosuprematistischen, nationalistischen Regierung, deren Vertreter die Palästinenser ohnehin nur als Tiere und nicht als Menschen sehen.
Hardliner auf beiden Seiten
Der Palästina-Konflikt, der seit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 andauert und seitdem unzählige Todesopfer forderte, ist eine „unendliche Geschichte“. Hardliner auf beiden Seiten verhindern eine dauerhafte Lösung, die allen Parteien in der Region eine friedliche Koexistenz ermöglicht. Gleichzeitig vergessen viele Menschen, dass in der Geopolitik das Recht des Stärkeren/Durchsetzungsfähigeren weiterhin über dem Recht des Gesetzes und der internationalen Abkommen steht. Israel hat dank der weithin integrierten, großen, politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich einflussreichen jüdischen Diaspora im Westen großen Einfluss. Die Moslems, die sich größtenteils nur sehr bedingt in die Gesellschaften westlicher Länder integriert haben, stellen auch auf politischer und wirtschaftlicher Ebene keine wirklich erfolgreiche Minderheit dar.
Palästinensische Propaganda in sozialen Netzen allgegenwärtig
Die aktuelle Eskalation in der Levante spielt jedoch vor allem den Palästinensern in die Hände. Dank der sozialen Medien verbreiten sich Bilder und Videoaufnahmen von den Zerstörungen durch die israelischen Luftangriffe rasch. Aufnahmen angeblich getöteter Kinder, die medienwirksam präsentiert werden, inklusive. Für die Israelis ist dieser Propagandakrieg (wie er immer Teil eines jeden militärischen oder politischen Konflikts ist) ein Horror. Dies führte sogar so weit, dass beispielsweise die Europäische Union sich zum Eingreifen gezwungen sah und X (das frühere Twitter) zu entsprechenden Zensurmaßnahmen zwang. Natürlich unter dem üblichen Deckmantel, „Desinformation“ bekämpfen zu wollen (wenngleich beide Seiten Desinformation als Teil der eigenen Propaganda nutzen).
Ein anderes Problem in diesem Krieg der Narrative liegt – zumindest für Israel – in der falschen Zielsetzung der Diaspora. Während die jüdischen Organisationen den Fokus auf die verschwindend geringe Minderheit der antisemitischen Rechtsextremen legen, ignorieren sie die deutlich größere antisemitische Linke (und die BDS-Bewegung), welche sich mit den Palästinensern und der Hamas solidarisiert. Für viele Linke ist Israel ein rassistischer, ethnozentristischer Apartheid-Staat, der sich den multikulturellen Utopien widersetzt. Die Übergriffe auf Juden werden dabei von den Medien gerne als Taten von „antisemitischen Rechten“ dargestellt, obwohl sie vor allem von Moslems, aber zunehmend auch von Anti-Israel-Linken durchgeführt werden. Doch auf dem linken Auge ist man seitens des Mainstreams gerne mal blind.
Schlimmer noch: Tote Kinder im Gazastreifen werden gezielt dazu missbraucht, um eine antiisraelische Stimmung hervorzurufen. 3.000 tote Kinder (sofern man den Angaben der Hamas Glauben schenkt). Das ist eine traurige Zahl, absolut. Doch nur weil die Palästinenser schon seit Jahrzehnten ein Spielball der islamischen Staaten sind, wird solch ein Aufriss gemacht. Harsche Worte, ich weiß. Aber wo waren und sind die moslemischen Massenproteste wegen der unzähligen toten Kinder als Resultat der US-Sanktionen und US-Kriege in der ganzen Region? Wie viele Kinder starben als Folge der amerikanischen Sanktionen gegen den Irak Saddam Husseins ab 1990? Wie viele im Zuge der ganzen US-Bombardierungen während der beiden US-Angriffskriege gegen den Irak? Was ist mit all den Kindern in Afghanistan, die nun unter den US-Sanktionen gegen die Taliban leiden? Wie viele von ihnen werden im kommenden Hungerwinter elendig verrecken?
Hass auf beiden Seiten
Hier zeigt sich auch die absolute Heuchelei der Araber und anderer Moslems. Eine reine Instrumentalisierung der Palästinenser ist das, nur um die Spirale der Gewalt im Konflikt mit Israel weiter voranzutreiben und friedliche Lösungen zu verhindern. Gewalt erzeugt Gegengewalt, Hass erzeugt mehr Hass. Auf allen beteiligten Seiten. Jeder Krieg sorgt für unermessliches Leid unter den betroffenen Menschen, das lässt sich nicht verhindern. Doch schuld daran sind die verantwortlichen politischen Führer aller beteiligten Parteien. Weil sie sich nicht einigen wollen, müssen so viele Menschen leiden und sterben. Menschen, die einander Leid und Tod zufügen, obwohl sie sich nicht kennen. Und auch die Israelis sind dabei Heuchler. Immer weitere Gebietsausdehnungen mit neuen Siedlungen in Palästinensergebieten sorgen eben auch nicht für eine Entspannung der Lage. Mit Planierraupen durch Araberdörfer zu ziehen, um Platz für solche Siedlungen zu machen, sorgt nun einmal für böses Blut.
Doch auch wenn Israel (insbesondere die politische Führung) ganz gewiss kein Unschuldslamm ist, war der Großangriff der Hamas auf Israel und die Geiselnahme weiterer Menschen ein völlig unnötiger provokativer Akt. Den Hamas-Terroristen und deren ausländischen Unterstützern war von Anfang an klar, dass dies eine gewaltige blutige Reaktion der Israelis mit unzähligen Toten nach sich ziehen wird. Umso mehr wird deutlich, dass es sich bei den Toten im Gazastreifen um eine gezielte Inkaufnahme handelt, nur um Israel als „Terrorstaat“ und „Kindermörderstaat“ darzustellen. Und je mehr Todesopfer – vor allem Kinder – zu beklagen sind, desto besser für die islamischen Propagandisten und umso schlechter für die mediale Verteidigungsstrategie Tel Avivs. Alles wohl kalkuliert. Denn um die Palästinenser selbst schert sich die Moslemgemeinschaft genauso wenig wie um die Irakis, die Afghanen, um die Somalis oder andere moslemische Nationalitäten. Hierbei geht es den Hetzern nur um Ideologie und den Kampf gegen Israel. Die Palästinenser sind hier nur Bauern auf dem Schachbrett, die man der Sache opfern kann. Dies zu erkennen, könnte ein erster Schritt hin zu einem dauerhaften Frieden in der Region sein.