Maurene Comey, die bereits gegen Epstein und Maxwell vorgegangen ist, ist nun Teil des Teams, das gegen Sean ‘Diddy’ Combs ermittelt – ihre eigenen Verbindungen zu Prominenten und Politikern werfen Fragen auf. Darf man eine wirklich umfassende Untersuchung erwarten, oder wird es wieder einmal nur Ablenkungsmanöver geben?
In der sich stetig ausweitenden Affäre um Sean “Diddy” Combs taucht ein bekannter Name auf, der Kennern der Justizszene sofort ins Auge springt: Maurene Comey, Tochter des ehemaligen FBI-Direktors James Comey, ist seit Dezember Teil des Ermittlerteams gegen den gefallenen Hip-Hop-Mogul. Diese personelle Entscheidung erhält besondere Brisanz durch ihre Vorgeschichte – war sie doch bereits federführend in den Verfahren gegen Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell tätig.
Die Staatsanwältin aus dem Southern District of New York, die 2015 ihre Karriere begann, rückt damit zum dritten Mal ins Zentrum eines Falles, bei dem es um mutmaßlichen Sexhandel in höchsten Gesellschaftskreisen geht. Die gegen Combs erhobenen Vorwürfe wiegen schwer: Sexhandel, Erpressung, Zwangsarbeit, Entführung, Brandstiftung, Bestechung und Behinderung der Justiz – ein Katalog, der an Schwere kaum zu überbieten ist.
Der Rapper und Musikproduzent soll seit mindestens 2008 ein kriminelles Netzwerk betrieben haben, das auf die Ausbeutung und den Missbrauch von Frauen ausgerichtet war. Besonders alarmierend: Unter den mittlerweile 120 Personen, die durch Anwalt Tony Buzbee vertreten werden, befinden sich 25 Personen, die zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Übergriffe minderjährig waren. Darunter ein erschütternder Fall eines zehnjährigen Jungen, der 2005 in einem New Yorker Hotel missbraucht worden sein soll.
THIS is what @Comey and his daughter are hiding in New York. https://t.co/tocnjabzj6
— DOC (@doctormalibu) February 28, 2025
Die berüchtigten “Freak-Offs”
Die ehemalige Tänzerin Adria Sheri English, die behauptet, von Diddy “verkuppelt” worden zu sein, enthüllte die Existenz sogenannter “Freak-Offs” – sexuell ausschweifende Veranstaltungen, die abseits der Hauptpartys stattfanden und streng geheim gehalten wurden. Diese Enthüllungen werfen ein schauriges Licht auf die glamourösen Feiern des Musikmoguls, zu deren Gästelisten angeblich zahlreiche Prominente gehörten.
Die Liste der mutmaßlichen Partygäste liest sich wie ein Who’s Who der Entertainment- und Politikszene: Jay-Z, Leonardo DiCaprio, Ashton Kutcher, Usher, Kanye West und Pharrell Williams werden ebenso genannt wie Bill und Hillary Clinton, Kamala Harris, Donald Trump, Senator Cory Booker, Andrew Cuomo und Al Sharpton. Unklar bleibt, wer von ihnen möglicherweise Zeuge oder gar Teilnehmer der berüchtigten “Freak-Offs” gewesen sein könnte.
Parallelen zum Epstein-Fall
Die Ähnlichkeiten zum Fall Epstein sind frappierend. Wie der verstorbene Finanzier soll auch Diddy ein obsessives Interesse daran gehabt haben, seine Aktivitäten zu dokumentieren. Laut TMZ-Berichten beschlagnahmten Ermittler bei Durchsuchungen seiner Anwesen rund 250 Kameras. “Viele Leute könnten vor diesen Aufnahmen davonlaufen”, warnte der Rapper Mark Curry, ein ehemaliger Künstler von Bad Boy Records.
Combs’ früherer Leibwächter Gene Deal deutete an, dass nicht nur Prominente Grund zur Sorge hätten: “Er hatte Politiker dort. Er hatte Prinzen dort. Er hatte auch ein paar Prediger dort.” Diese Aussagen nähren Spekulationen, ob Combs – ähnlich wie Epstein – möglicherweise ein Erpressungssystem betrieben haben könnte.
Maurene Comeys bemerkenswerte Karriere
Die Karriere der jungen Staatsanwältin verläuft bemerkenswert. Mit gerade einmal 30 Jahren wurde sie 2019 eine der Hauptanklägerinnen im Fall Jeffrey Epstein, bevor dieser unter mysteriösen Umständen in seiner Gefängniszelle tot aufgefunden wurde. Zwei Jahre später gehörte sie zum Kernteam der Anklage gegen Ghislaine Maxwell.
Vor ihrer Tätigkeit als Bundesanwältin arbeitete Comey für Richterin Loretta Preska, die bezeichnenderweise den langwierigen Verleumdungsprozess beaufsichtigte, den Epstein-Opfer Virginia Giuffre gegen Maxwell angestrengt hatte. Zudem war Comey in den Fall Nicholas Tartaglione involviert – jenen ehemaligen NYPD-Beamten, der wegen vierfachen Mordes verurteilt wurde und kurzzeitig Epsteins Zellengenosse war.
Brisante Verbindungen
Die Tatsache, dass James Comeys Tochter nun zum zweiten Mal in einem Fall involviert ist, bei dem hochrangige Persönlichkeiten möglicherweise heimlich bei sexuellen Handlungen mit Minderjährigen gefilmt wurden, wirft Fragen auf. Ist dies lediglich ein Zufall in der überschaubaren Welt der Bundesanwaltschaft? Oder steckt mehr dahinter?
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine Aussage des New-York-Times-Reporters James B. Stewart, der Epstein ein Jahr vor dessen Tod interviewt hatte: “Der überwältigende Eindruck, den ich aus unserem etwa 90-minütigen Gespräch mitnahm, war, dass Herr Epstein eine erstaunliche Anzahl reicher, berühmter und mächtiger Menschen kannte und Fotos hatte, um es zu beweisen. Er behauptete auch, viel über diese Personen zu wissen, einiges davon potenziell schädlich oder peinlich, einschließlich Details über ihre angeblichen sexuellen Neigungen und Freizeitdrogenkonsum.”
Die Ermittlungen gegen Diddy könnten somit weitreichende Konsequenzen haben, die weit über den Fall des Musikmoguls hinausgehen. Ob Maurene Comey diesmal die Gelegenheit erhält, einen solchen Fall bis zum Ende zu verfolgen, bleibt abzuwarten. Die Öffentlichkeit wird jedenfalls mit wachsender Aufmerksamkeit verfolgen, welche weiteren Namen und Details in diesem Skandal noch ans Licht kommen werden.