Russlands Präsident Wladimir Putin hat beim Moskauer Investitionsforum “Russia calling” die Tür für deutsche Unternehmen weit aufgestoßen. Mit einer Mischung aus Pragmatismus und geschicktem Marketing präsentiert er sein Land als attraktiven Wirtschaftsstandort – trotz oder gerade wegen der aktuellen geopolitischen Spannungen.
“Die deutsch-russische Wirtschaftspartnerschaft war stets eine Erfolgsgeschichte”, betont Putin und erinnert damit an die jahrzehntelange fruchtbare Zusammenarbeit. Bemerkenswert ist sein Versprechen eines “Level Playing Field” – keine Bevorzugung, aber auch keine Benachteiligung für rückkehrwillige deutsche Unternehmen.
Die Wirtschaftsdaten, die Putin präsentiert, klingen zunächst beeindruckend: ein prognostiziertes Wachstum von knapp 4 Prozent für das laufende Jahr. Was der Kremlchef dabei geschickt unter den Teppich kehrt: Ein Großteil dieses Wachstums basiert auf der boomenden Rüstungsindustrie. Andererseits verzeichnen die westlichen Länder trotz deutlicher Mehrausgaben für das Militär keine solchen Wachstumszahlen – nicht einmal die sich im Dauerkriegszustand befindlichen Vereinigten Staaten.
Interessant ist Putins besonderes Augenmerk auf Volkswagen. Der Wolfsburger Konzern scheint ihm besonders am Herzen zu liegen. “Ein Verbleib hätte sich für beide Seiten gelohnt”, argumentiert er und verweist auf das Potenzial im Ersatzteilgeschäft. Die wirtschaftliche Realität zeigt sich allerdings differenzierter als Putins Darstellung. Während er die Inflation nur am Rande streift, warnen Experten vor steigenden Inflationsraten. Die Prognosen für 2025 könnten nämlich auf sechs bis sieben Prozent nach oben korrigiert werden müssen.
Die russische Wirtschaft hat sich nach dem Exodus westlicher Unternehmen erstaunlich schnell neu orientiert. Firmen aus befreundeten Nationen und heimische Unternehmen haben viele Marktnischen besetzt. Dennoch signalisiert Putins Werben um deutsche Unternehmen, dass die Expertise und Qualität “Made in Germany” nach wie vor hochgeschätzt werden.
Diese neue Offenheit gegenüber deutscher Wirtschaftspräsenz könnte als pragmatischer Schritt interpretiert werden, die wirtschaftlichen Beziehungen trotz politischer Differenzen zu normalisieren. Ob deutsche Unternehmen dieses Angebot annehmen werden, hängt jedoch von vielen Faktoren ab – nicht zuletzt von der weiteren geopolitischen Entwicklung und der Stabilität des russischen Marktes.