Der als streitbar bekannte Ex-Politiker Efghani Dönmez meldet sich zur aktuellen Debatte um die Islam-Landkarte zu Wort. In seinem Blog hält der türkischstämmige Experte für Migration und tatsächliche Integration fest, wo seiner Meinung nach die Probleme liegen: Anständige Migranten bekommen keine Chance, stattdessen zieht man radikale Kräfte groß, nimmt sie in Parteien auf und verbeugt sich vor ihnen. Eine sachliche Diskussion dazu soll momentan kaum noch möglich sein.
Ich habe mich lange Zeit ziemlich bewusst aus der öffentlichen Diskussion herausgehalten, weil eine sachliche Diskussion kaum möglich ist und die Brunnenvergifter, welche die Stimmung in unserem Land anheizen, ausnahmslos überall sitzen. Wir sind gesellschaftlich nun an einen Punkt angelangt, wo ich mir sehr schwer tue, still zu halten. Es läuft einiges schief und die Doppelbödigkeit ist kaum mehr zum Aushalten.
Efghani Dönmez, efghanidoenmez.at
Laut Dönmez sind zahlreiche „nützliche Idioten“ am Spielfeld, Parteien, Politiker, Vertreter von Religionsgemeinschaften und Akteure der Zivilgesellschaft. All diese liefern sich Scheingefechte, in der Sache geht aber nichts weiter – zumindest nicht zum Positiven aus der Sicht des aufgeklärten Westens.
Weder in Europa, noch in Österreich gibt es das aufrichtige und ernsthafte Bemühen die problematischen Entwicklungen im Integrationsbereich und den Einfluss des politischen Islam entgegenzutreten. Im Gegenteil, es werden jene hofiert und unterstützt, welche die treibenden Kräfte hinter dieser gesellschaftlichen Spaltung sind.
Efghani Dönmez, efghanidoenmez.at
Westen unterstützt die reaktionären Moslems
Der Westen unterstütze reaktionäre islamistische Kräfte quasi aus Tradition. Beginnend mit der iranischen Revolution, die aus Frankreich stattfand über das „Kalifat Köln“, Auswüchse der türkischen Gülen-Sekte, die Stützpunkte der terroristischen PKK und die ungehinderte Ausbreitung der zahlreichen, aus der Türkei gesteuerten Erdogan-Netzwerke. Moslembrüder würden inzwischen „integriert“ in vielen politischen Parteien, den Linken so wie den Bürgerlichen sitzen und hofiert werden.
Ein Problem sieht Dönmez in der nicht stattfindenden Differenzierung: Reaktionäre Migranten und Vereine werden von Politik und Kirche unterstützt und gefördert während um Aufklärung bemühte Migranten eher Ausgrenzung erleben. Das Reibungsfeld mit den Radikalen würde, den Ausführungen von Dönmez sinngemäß folgend, besser ins Spiel, in den PR-Zirkus passen. Denn es müsse spannend, schmutzig und unterhaltend sein. Die Kirche würde ihre Dialogrunden lieber mit Reaktionären und Radikalen abhalten als auf liberale, gemäßigte Moslems zuzugehen.
Naivität und bewusste Instrumentalisierung
Dies ist einer von vielen Gründen, warum die Ableger des politischen Islams in Europa und Österreich salonfähig gemacht werden. Es ist eine Mischung aus Naivität, Abneigung gegenüber der Türkei und muslimischen Ländern, bewusste Instrumentalisierung und Ausgrenzung von um Aufklärung bemühte Migranten (ausgenommen ein paar Hofmigranten) und Muslimen.
Efghani Dönmez, efghanidoenmez.at
Er stellt eine wesentliche Frage, die auch aus patriotischer Überlegung heraus zulässig sein muss:
Wie sollen sich Menschen integrieren, wenn sie als potenzielle Gefahr in der Öffentlichkeit dargestellt werden? Warum gibt es kaum Migranten, welche progressive Haltungen vertreten und aufklärerische Ansätze verfolgen bei öffentlichen Veranstaltungen, Fernsehdiskussionen und in führenden Positionen in der Politik und in Institutionen?
Efghani Dönmez, efghanidoenmez.at
Neue Wege im Umgang mit Moslems nötig
Denn so leicht einem das „Ausländer raus!“ am Stammtisch über die Lippen gehen mag, es ist nach aktuellem Gesetzesstand nicht nur strafbar, sondern auch in jeglicher Hinsicht unerfüllbar. Österreich muss mit einer großen Anzahl moslemischer Migranten zurecht kommen. Stärkt man die radikalen Kräfte, darf man sich über eine weitere Islamisierung und Radikalisierung nicht wundern. Will man ein friedliches Miteinander am Weg zu einer Gesellschaft, wo Religion Privatsache ist und bleibt, wird man andere Strategien wählen müssen.
Lesen Sie den gesamten Text von Efghani Dönmez auf seiner Homepage.
Über Efghani Dönmez:
Dönmez war zunächst für die Grünen politisch aktiv, die er 2008 bis 2015 als Mitglied im Bundesrat vertrat. Im Jahr 2013 sagte er hinsichtlich einer Erdogan-Jubelkundgebung: „5000 One-Way-Tickets und keiner würde denen nachweinen…“. Im Jahr darauf kritisierte er die Doppelmoral der Grünen, welche der Ansicht wären, dass Menschen die ‚Wir sind Soldaten Erdoğans‘ skandieren“, aus grüner Sicht ihre „Meinungsfreiheit und Menschenrechte“ wahren – während man Menschen mit deutschnationalem Weltbild bekämpft. 2017 bis 2018 vertrat er nach seinem Parteiaustritt bei den Grünen die ÖVP im Nationalrat (ohne jemals der Partei beizutreten), wo er nach einem kritischen Kommentar zu den intellektuellen Fähigkeiten Sawsan Cheblis aus dem ÖVP-Klub ausgeschlossen wurde. 2018 bis 2019 war er fraktionsloser Abgeordneter zum Nationalrat.