Der ganz normale Bildungswahnsinn? Gnadenlose Abrechnung einer Homeschooler-Mama

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„Warum tust du dir diesen steinigen Weg an und übernimmst die Bildung deiner Tochter, obwohl wir doch genug Schulen haben?“ Neben dieser Frage und der Frage, warum der alternative Weg des Homeschoolings und Freilernens in Österreich immer noch so boykottiert wird, beschäftigt sich Isolde Mitter – Bewusstseinstrainerin und engagierte Freilerner-Mama – auch intensiv mit der Thematik, was im Schulsystem generell gerade verkehrt läuft. Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund und erklärt, warum es um Eigenverantwortung geht und die Ausreden vieler Eltern bei ihr nicht funktionieren.

Ein Kommentar von Isolde Mitter

Vor einigen Tagen wurde ich wieder einmal wie so oft mit einer Frage konfrontiert, die ich einerseits beleuchten und andererseits aus meiner Sicht gerne öffentlich thematisieren und beantworten möchte. Die Frage lautete: „Warum tust du dir diesen steinigen Weg an und übernimmst die Bildung deiner Tochter, obwohl wir doch genug Schulen haben?“

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, möchte ich heute hier die Gelegenheit nutzen, Ihnen, geschätzte Leserin und geschätzter Leser, einen Einblick in meinen Alltag als Bewusstseinstrainerin (tätig in der Erwachsenenbildung) und Freilerner-Mutter zu geben, die sich mittlerweile seit über zwei Jahren mit unlogischen und unfairen Gesetzen im Bildungsbereich herumschlägt und eine Brieffreundschaft mit den Behörden pflegt. Ich lade Sie ein, mit mir in die Welt unseres maroden Bildungssystems einzutauchen. Lehnen Sie sich zurück und empören Sie sich mit mir gemeinsam.

Die Unfähigkeit der Regierenden

Anfang des Jahres 2021 – meine Tochter wäre im Herbst in ihrer Sprengelschule eingeschult worden – beschloss ich (zugegebenermaßen aus einer Notsituation heraus) den Weg in den häuslichen Unterricht zu wagen. Mit Schaudern und viel Wut im Bauch habe ich monatelang beobachtet, wie kläglich die Politik versagt und ihr Ungeschick auf dem Rücken der Gesundheit der Menschen in unserem Land – vor allem aber auf dem Rücken unserer Kinder – ausgetragen hat. Ich wollte auf keinen Fall, dass mein Kind diesen ganzen Test- und Maskenwahnsinn, aufgrund der Unfähigkeit unserer Regierenden, mitträgt.

Seit der Gründung meines Vereins Freispielerin konnte ich jeden Tag, durch die ehrenamtliche Vernetzungsarbeit, die katastrophalen Zustände in vielen Bereichen, für die unsere Politik mittels unserer Steuergelder zuständig und verantwortlich ist, wahrnehmen. Mir wurde einmal mehr bewusst, dass ich – und zwar niemand sonst – für die Sicherheit und die Gesundheit meiner Tochter verantwortlich bin. Auch wenn wir mittlerweile in Zeiten leben, in denen es scheinbar ganz normal ist, permanent einen Schuldigen zu suchen, um unser eigenes Versagen und unsere Phlegmatik schönzureden. Harte Worte? Vielleicht. Aber lassen Sie mich näher darauf eingehen.

Wie leicht es ist, andere für die eigenen Probleme verantwortlich zu machen und den schwarzen Peter hin und herzuschieben – wenn unsere Kinder in der Schule keine ordentliche Bildung mehr erfahren und stattdessen mit Gewalt und Mobbing konfrontiert werden – sehe ich beinahe täglich, wenn ich mit Eltern und Pädagoginnen spreche.

Wenn Pädagogen verheizt werden…

Meine Lernbegleiterin Juliane, die in jenem Kindertreff ehrenamtlich tätig war, das ich vor zwei Jahren mit meinem Team eröffnet habe, erzählte mir aus ihrem Alltag. So schilderte sie mir die Missstände in ihrem aktuellen Job in einer öffentlichen Volksschule. Im September 2022 übernahm Juliane eine erste Volksschulklasse. Die Direktorin übergab ihr diese Klasse mit der Information, dass bei den dreiundzwanzig Kindern ein traumatisierter Junge dabei sei, bei dem die Gefahr von Gewaltausbrüchen gegenüber anderen Kindern als auch jene der Selbstverletzung bestünde. Jeden Vormittag ging Juliane nun seit Schulbeginn in diese Klasse und war mit einem Kind konfrontiert, dem vom System keine nachhaltige psychologische Betreuung ermöglicht wurde. Einem Burschen, dem einfach nicht geholfen werden konnte aufgrund Personalmangels und fehlender Kapazitäten im Gesundheitswesen. (Report24 hat bereits mehrmals über die katastrophalen Zustände im Gesundheitswesen, Stichwort „Triage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“ seit Herbst 2020 (!!!) ausführlich berichtet).

Der Junge warf den ganzen Vormittag – mit schier endloser Energie und einer kaum zu bändigenden Aggression –  die Sessel im Klassenzimmer herum, schlug mit seinem Kopf auf Wände, Schränke und auf Fenster, und schlug seine MitschülerInnen mit seiner Federschachtel und allem, was nicht niet- und nagelfest war – sofern Juliane nicht schnell genug war, diese Aktionen abzuwehren und den Jungen mit viel Kraftaufwand aufzuhalten.

Stützlehrerin? Fehlanzeige wegen Personalmangel!

Auf meine Frage, ob in so einem Fall denn keine Stützlehrerin zur Verfügung stünde, bekam ich nur die Antwort, dass es hierfür kein Budget gäbe. Und dass es – selbst wenn das Budget vorhanden wäre – am mangelnden Personal scheitere. Welche Möglichkeiten gibt es sonst? Kann man so ein Kind suspendieren? Schließlich stellt es nicht nur für sich selbst, sondern auch für die anderen Kinder eine permanente Gefahr dar? Könne man schon, schildert Juliane weiter. Aber das müsse zuerst abgeklärt und abgesegnet werden mit der zuständigen Bildungsdirektion, die ihre Anfragen seit Monaten nicht beantworte.

Ich wollte von ihr wissen, was die Direktorin tun kann. Sie könnte doch eingreifen? Während sich in gewohnter österreichischer Behördenmanier die Mühlen im Schneckentempo drehen, haben wir es hier mit einer himmelschreienden Behördenignoranz zu tun. Die Direktorin will sich ihre Finger nicht verbrennen und keine Entscheidung im Alleingang treffen. Zu groß ist die Angst vor persönlichen, negativen Konsequenzen, wenn sie die Regeln nicht befolgt. So weit, so schlecht. Juliane ist mit den Nerven am Ende und nach jedem Vormittag nassgeschwitzt. Sie klagt über Schlafstörungen, kann kaum noch Essen und leidet unter der permanenten Angst, dass sie die Kinder ihrer Klasse nicht beschützen kann.

Gestern erfuhr ich, dass sie per Ende des Schuljahres ihren Job gekündigt hat und sich nun ihrer Gesundheit widmet. Während der Bub die ganze Klasse samt der Klassenlehrerin jeden Tag – während des gesamten Schuljahres – in Atem gehalten hat, hielten sich die Eltern der betroffenen Kinder jedoch zurück. Keine einzige Mutter, kein einziger Vater dieser Kinder – die allesamt jeden Tag wie erstarrt in diesem Klassenzimmer saßen und jeden Tag aufs Neue traumatisiert und natürlich auch nicht unterrichtet wurden (weil die Lehrerin einen Security-Job übernommen hat und Bildung da nicht auch noch Platz hatte) – hat es jemals der Mühe wert gefunden, sich zu wehren. Weder wurden Beschwerden an die Bildungsdirektion gesendet, noch Gespräche geführt. Es wurden keine Demonstrationen vor der Schule organisiert und die Eltern hielten es auch nicht für notwendig, sich zusammenzuschließen, um gemeinsam diese unsäglichen Zustände an dieser Schule abzudrehen. Kein einziger hat Maßnahmen ergriffen und gekämpft, um das eigene Kind zu beschützen.

Ich möchte Sie nochmal daran erinnern, dass es sich hier um sechs- und siebenjährige Kinder handelt. Man sollte meinen, dass Eltern – wenn ihr Kind auch nur einen halben Tag in dieser Schule in solcher Angst verbringt – ihr Kind aus dieser Gefahrensituation herausholen, bis dieses Problem gelöst ist. Und vielleicht nach einer anderen Lösung für den Alltag suchen. Stattdessen geschieht nichts außer das Übliche: Die Eltern ärgern sich, jammern, regen sich über Gott und die schlechten Systeme auf und gehen dann schnell wieder zurück zur Tagesordnung, als ob alles in bester Ordnung wäre. Die Kinder bleiben weiterhin, bis Schulende, in dieser – verzeihen Sie mir bitte meine Wortwahl – Irrenanstalt. 

Die bunte Welt der Ausreden

Diese Geschichte ist eine von vielen, die mir in den letzten Jahren von LehrerInnen und PädagogInnen, die „an der Front“ arbeiten, erzählt wurden. Auch die Ausreden für das Nichtschützen der Sprösslinge sind so vielfältig, wie unsere „hippen“ Regenbogenfahnen: „Man müsse ja arbeiten gehen, weil man schließlich Verbindlichkeiten hätte und seine Rechnungen bezahlen müsse.“ Oder: „Da müssen die Kinder durch, in unserer Zeit hat sich auch niemand geschert. Und was einen nicht umbringt, macht einen doch bekanntlich härter, nicht wahr?“ Und das allerhäufigste Argument: „Wenn wir unser Kind aus der Schule herausnehmen, dann bekommen wir Probleme mit den Behörden. Denn dann liegt das Delikt der ‚Verletzung der Schulpflicht‘ vor und da bekommen wir als Eltern Strafen.“ (Der Strafrahmen beläuft sich übrigens im Strafmaß von 110 € bis € 440 € pro Strafe und man kann dagegen Einspruch erheben wie bei jeder Radarstrafe.) Bevor man sich aber auf den Weg macht und die Entscheidung trifft, sein Kind zu schützen, findet man lieber gefühlt zig Ausreden und tut nichts gegen die Missstände.

Was ist nur mit uns Eltern passiert? Sind wir tatsächlich nicht mehr in der Lage, die Gefahren zu erkennen, die in diesem völlig veralteten und überholten System liegen, welches mehr an eine einsturzgefährdete Ruine erinnert als an ein Gebäude mit einem stabilen Fundament? Sind wir so gestresst und ist unser Alltag dermaßen voll, dass wir uns nicht mehr mit den essenziellen Fragen beschäftigen können? Warum sind wir eigentlich Eltern geworden, wenn wir es nicht mehr schaffen, uns um unseren Nachwuchs bewusst zu kümmern?

Urlaub und Auto gehen vor?

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Ich spreche hier nicht von den Tausenden alleinerziehenden Müttern und Vätern in Österreich, die Monat für Monat – womöglich noch mit mehreren Jobs –  ihr Überleben sichern müssen und kaum genug Luft zum Durchatmen haben. (An dieser Stelle sei gesagt, dass ich den größten Respekt habe vor all den Menschen in diesem Land, die jeden Tag aufs Neue um ihr finanzielles Überleben kämpfen, ihren ohnehin schon schweren Lebensalltag stemmen und sich so gut wie nur möglich auch noch liebevoll um ihre Kinder kümmern.)

Ich spreche hier jene Eltern an, die immer weniger für ihre Kinder einstehen, obwohl sie es könnten. Sowohl zeitlich als auch finanziell. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich die Prioritäten in unseren Familiensystemen komplett verdreht haben. Ich sehe Familien, die über Wochen hinweg jeden Abend damit verbringen, sich Rezensionen über das ausgesuchte Urlaubshotel und die Umgebung anzuschauen und zu recherchieren, damit der geplante Urlaub perfekt wird. Der Buchungsprozess dauert schier ewig –  es könnte ja ein noch schöneres Hotel, mit einem noch besseren Blick auf das Meer, daherkommen. 

Oder werfen wir doch mal einen Blick auf des Menschen besten Freund: Das Auto. Wir fahren von Pontius zu Pilatus, kein Weg ist uns zu weit. Wir organisieren Probefahrten und Ankaufstests, mieten uns noch einen zusätzlichen Garagenplatz, denn wenn das Auto im Winter draußen steht, könnte das dem Lack ja schaden. Wir scheuen keine Kosten und keine Mühen. Kein Geldaufwand ist zu groß, um unser Fahrzeug zu hegen und zu pflegen. Können wir uns das leisten? Oftmals nicht – wirft man einen Blick auf die Konsumschulden von Herrn und Frau Österreicher. Da wird geleast, was das Zeug hält. Da werden Bankgespräche geführt, um einen günstigen Kredit für das Auto zu bekommen (obwohl es außerhalb des Haushaltsbudgets liegt). Wie würden eigentlich unsere Straßen aussehen in Österreich, wenn nur noch jedes Auto fahren würde, das bezahlt wäre? Womöglich wäre es plötzlich sehr überschaubar auf den Straßen und die Klimaaktivisten hätten endlich einen Grund, ausgelassene „Kleberfeste“ zu feiern. Aber wehe, es kommt eine Mutter oder ein Vater um die Ecke und nimmt ihr/sein Kind aus der Schule, weil dies kein sicherer und guter Platz mehr für den Spross ist. 

Illegale Lerngruppen

Obwohl diese Eltern einen enormen Aufwand betreiben, um ihr Kind selbst zu unterrichten und ihren gesamten Lebensalltag umkrempeln müssen, um dem eigenen Kind ein selbstbestimmtes Lernen in Freiheit in einem friedlichen und gesicherten Umfeld zu ermöglichen, stehen sie permanent in der Kritik. Auch der finanzielle Aufwand, den dieser Weg mit sich bringt, ist nicht unerheblich. Der Schulplatz eines Kindes in Österreich pro Jahr liegt bei ca. fünfzehntausend Euro Steuerkosten. Eltern, die ihr Kind zu Hause unterrichten, müssen sich jedoch alles selbst finanzieren. Unterstützung vom Staat? Fehlanzeige. Aber dann, ja dann sind die Wortmeldungen vielfältig und man steht unter Beschuss – aus den unterschiedlichsten Lagern.

Da taucht plötzlich eine völlig inkompetente, vorher weitgehend unbekannte Landtagsabgeordnete auf, die ihre Chance für ihre fünfzehn Minuten Ruhm wittert. Eine, die in politisch viel zu großen Schuhen herumläuft und einen öffentlichen Aufruf zum Denunziantentum macht, um Eltern zu diffamieren und zu verängstigen. Es wird mit der Kinder- und Jugendwohlfahrt gedroht und den Eltern wird eingeredet, dass sie sich wegen Kindeswohlgefährdung strafbar machen. Jugendämter, die ohnehin schon völlig überfordert und unterbesetzt sind, werden durch die Politik vor den Karren gespannt. Die Jugendämter haben leider Gottes genug zu tun in diesem Land und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Damen und Herren der Kinder- und Jugendwohlfahrt wirklich Zeit haben, sich mit Klein-Mäxchen zu beschäftigen und ihn abzufragen, ob er schon das ABC in einem bestimmten Tempo herunterbeten kann.

Und nicht zu vergessen: Die kinderlose „Frau Hinz aus Hinterwaldleithen“, die sich lautstark mokiert und gegen diese Eltern wettert, während sie mit ihrem kleinen Dackel und dem Fernglas bewaffnet am Fenster steht und Kinder anschreit, wenn die Kids am Heimweg von der Schule zu laut sind und herumtoben. Es wurde und wird nach wie vor gehetzt und nachgeplappert, was man in irgendeiner Headline eines Klatschblattes beim Friseur aufgeschnappt hat. Mir persönlich ist es immer wieder ein Rätsel, wie man so viel Meinung bei so wenig Ahnung haben kann. Aber wie schon Albert Einstein einst sinnierte:

Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Der Analphabetismus in Österreich

Die interessantesten Argumente für die Schule und gegen den häuslichen Unterricht – beziehungsweise gegen den Weg des selbstbestimmten Lernens – sind jedoch zum einen die Sorge, dass man den Kindern die Schule doch nicht verwehren könne, weil diese zu Hause vereinsamen würden und zu Eigenbrötlern mutieren. Und zum anderen, dass Bildung doch so wichtig sei und Eltern die Lerninhalte nicht abdecken oder schon gar keinen Lehrer ersetzen könnten. Abgesehen von der Tatsache, dass Menschen zehn Jahre nach ihrer Matura nur noch etwa zwei Prozent von den damals gepaukten Inhalten wissen – sofern sie sie in ihrem Lebensalltag nicht regelmäßig benötigen – gibt es noch eine andere katastrophale Entwicklung: Den Analphabetismus in Österreich.

Wussten Sie eigentlich, dass laut einer Studie aus dem Jahr 2021 rund dreißig Prozent aller 15-jährigen SchülerInnen in Österreich nicht wirklich rechnen oder sinnerfassend lesen und schreiben können, nach neun Schuljahren? In Tunesien sind es 25 %, in Ruanda 27 % und in Dschibuti 29 %. Schlimmer als bei uns ist die Analphabetenrate unter Jugendlichen nur noch in Eritrea (35 %), Osttimor (41 %), Burundi (42 %) und Burkina Faso (71 %) (Quelle: Artikel von Dr. Tassilo Wallentin, Kronen Zeitung, 11.02.2022)

Nun möchte ich aber noch zu dem Argument der Vereinsamung, das man natürlich auch beleuchten sollte, Stellung nehmen. In den letzten Jahren baut sich bereits eine neue Bildungslandschaft auf, organisiert von Menschen, die aktiv werden, die selbstverantwortlich durchs Leben gehen. Menschen, die eine Vision haben, sich mit den Erkenntnissen der Bewusstseins- und Gehirnforschung auseinandersetzen und diese in pädagogische Konzepte einfließen lassen. Im Lernalltag ihrer Kinder werden diese umgesetzt – und zwar gemeinsam mit anderen Kindern. Das Lernen findet in der kleinen Gruppe statt und eben nicht im Alleingang, wie so oft ungeprüft vorgeworfen.

Zahlreiche Lerngruppen wurden und werden im ganzen Land gegründet, die – im Gegensatz zu den gestreuten Gerüchten von Landespolitikerinnen – keineswegs illegal sind. Die Wortformulierung „Illegale Lerngruppen“ an sich hat eigentlich schon wieder Fun-Faktor, wäre es nicht so traurig und würde es nicht so drastisch die Inkompetenz der Politik widerspiegeln. Wie man bisher sehen kann, funktioniert das miteinander Lernen in kleinen Gruppen mit pädagogischer Begleitung, in denen auf die Kinder individuell eingegangen werden kann, sehr gut. Durch kompetente Menschen, die mit Herz, Verstand und Liebe täglich mit den Kindern arbeiten, entwickeln sich die Kinder in diesem Rahmen prächtig. 

Ein Armutszeugnis für Österreich

Eine Frage, die sich mir aber immer wieder stellt und mir regelmäßig meinen Puls in die Höhe treibt, ist folgende: Was passiert eigentlich mit unseren Steuergeldern, die eines der teuersten Schulsysteme der Welt finanzieren? Wohin fließen diese Gelder? Die Redaktion von einem österreichischen Privatsender hat sich auf die Suche nach Antworten gemacht und eine sehr interessante Doku mit dem Namen „Schulwahnsinn“ produziert, die ich an dieser Stelle nur wärmstens empfehlen kann. Vorweg sei verraten: die Gelder verschwinden im Verwaltungsapparat und in unserer Bürokratie. Die Klassenzimmer der öffentlichen Schulen sehen im Verhältnis sehr wenig davon. Ein Armutszeugnis für unser reiches Land (mit einem Steuersystem von über 50 %), welches einmal von sich behaupten konnte, die schlausten Köpfe und Denker im Land zu haben.

Ich möchte Sie abschließend nicht mit dem Gefühl der Empörung – das jedem aufmerksamen und bewussten Bürger in diesem Land nicht zu verdenken wäre – in Ihren Alltag entlassen. Vielmehr möchte ich Sie daran erinnern, welches Potenzial in Ihnen steckt. Jeder Mensch hat einen Werkzeugkoffer voller Fähigkeiten und Talente und ich fände es großartig, wenn wir uns dessen wieder bewusst wären. Wenn wir dieses Potenzial auch einsetzen. Für unsere Kinder, für uns selbst, für ein Miteinander. Und auch, wenn es vielleicht etwas durch die rosa Brille klingt: Für eine bessere und friedvollere Welt. Vergessen Sie nicht, dass Sie kraftvoll sind. Nutzen Sie diese Kraft und werden Sie aktiv. Jeder Mensch kann etwas tun. Genau an dem Ort, an dem er gerade ist und sei der Bereich oder die Handlung scheinbar noch so klein.

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und freue mich, wenn wir uns hier wieder lesen.
Bis zum nächsten Mal, herzlichst Isolde Mitter

Über die Kommentatorin:

Isolde Mitter ist Bewusstseinstrainerin, Autorin und Mutter einer 8-jährigen Tochter, mit der sie den Weg der selbstbestimmten Bildung geht. Sie ist Gründerin des Vereins Freispielerin und der Freigeist – Bildungsakademie und wirkt seit zwei Jahren aktiv beim Aufbau einer neuen Bildungslandschaft in Österreich mit. Außerdem betreibt sie in Marchtrenk ein Kindertreff mit pädagogischer Begleitung für Homeschooler und Freilerner und begleitet Menschen im deutschsprachigen Raum mit ihren Workshops dabei, ein eigenes Kindertreff in ihrem Heimatort aufzubauen.

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