Anstatt die Drogenmafia zu bekämpfen, hat ein hochrangiger Mitarbeiter der US-Drogenbekämpfungsbehörde für eines der gefährlichsten mexikanischen Kartelle Geld gewaschen. Es sind schwerwiegende Anklagen, die gegen den Spitzenbeamten der Obama-Ära erhoben werden.
Ein früherer ranghoher Vertreter der amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde DEA steht unter schwerstem Verdacht, über Jahre hinweg Geld für eines der gefährlichsten Kartelle Mexikos gewaschen zu haben. Paul Campo, einst stellvertretender Leiter der Finanzoperationen der Behörde, soll laut Anklage Millionenbeträge für das Jalisco-New-Generation-Kartell bewegt und dabei gezielt seine internen Kenntnisse über US-Ermittlungsstrukturen angeboten haben. Das Kartell gilt seit 2025 offiziell als ausländische Terrororganisation.
Campo verbrachte rund 25 Jahre im Dienst der DEA und hatte in seiner letzten Funktion direkten Zugriff auf sensible Finanzermittlungen, Geldwäscheanalysen und internationale Kooperationsstrukturen. Er verließ den Staatsdienst Anfang 2016, blieb aber im Besitz einer Sicherheitsfreigabe. Laut Anklage soll er diese frühere Position später gezielt genutzt haben, um dem Kartell seine Dienste als Finanzberater und Geldwäschespezialist anzubieten. Dabei habe er mit angeblich noch bestehenden Kontakten in der Behörde geworben und damit, interne Ermittlungslogiken genau zu kennen.
Ab Ende 2024 soll Campo gemeinsam mit dem mutmaßlichen Mittäter Robert Sensi in konkrete Verhandlungen mit einer verdeckten Ermittlerfigur eingetreten sein, die sie für einen Vertreter des Kartells hielten. In mehreren Gesprächen boten sie an, größere Geldmengen über Kryptowährungen, Immobiliengeschäfte und Prepaid-Finanzsysteme zu schleusen. Als Provision seien acht Prozent vereinbart worden, bei direkter Beteiligung an Drogengeschäften sogar deutlich mehr. Die Angeklagten hätten wiederholt zugesichert, auch Millionensummen problemlos bewegen zu können, ohne bei US-Finanzinstituten aufzufallen.
In mehreren abgestimmten Aktionen übergaben Ermittler in den USA größere Bargeldbeträge, die angeblich aus Kartellerlösen stammten. Zunächst wurden 200.000 Dollar in North Carolina übergeben, später weitere Tranchen in ähnlicher Größenordnung. Campo und Sensi sollen das Geld anschließend in Kryptowährungen umgewandelt und die Transfers als erfolgreich bestätigt haben. Gleichzeitig sei laut Anklage bereits über zukünftige Großvolumina und langfristige Kooperationen gesprochen worden.
Besonders schwer wiegen jedoch die Vorwürfe im Zusammenhang mit einem konkreten Drogengeschäft. Im Oktober 2025 informierte die verdeckte Ermittlerquelle die beiden darüber, dass eine Lieferung von mehr als 220 Kilogramm Kokain bereits in die Vereinigten Staaten gelangt sei und nun die Zahlung organisiert werden müsse. Campo und Sensi sollen dem zugestimmt und angeboten haben, den finanziellen Teil der Transaktion abzuwickeln. Für ihre Beteiligung seien rund 30 Prozent der Erlöse vorgesehen gewesen, zusätzlich zu separaten Gebühren für die geplante Kryptowährungswäsche.
Hinzu kommen Hinweise auf sicherheitsrelevante Gespräche über mögliche bewaffnete Operationen. In einem der aufgezeichneten Dialoge soll Campo über den Einsatz von Drohnen mit militärischem Sprengstoff gesprochen haben. Auch wenn diese Pläne offenbar nicht umgesetzt wurden, zeigt der Vorgang, wie weit sich die Gespräche jenseits klassischer Finanzkriminalität bewegt haben sollen. Aus einem ehemaligen Finanzermittler wäre damit faktisch ein strategischer Berater für brutale Drogenkartelle geworden.
Die Durchsuchung von Campos Wohnsitz erfolgte erst, nachdem mehrere dieser kontrollierten Geldtransfers bereits abgeschlossen waren. Dass ein früherer Spitzenbeamter der DEA über einen längeren Zeitraum aktiv in vermeintliche Kartellgeschäfte eingebunden sein konnte, wirft Fragen nach internen Kontrollmechanismen auf. Insbesondere die Rolle seiner weiterhin bestehenden Sicherheitsfreigabe dürfte in den kommenden Gerichtsverfahren eine zentrale Rolle spielen.
