EU-Kommissar Thierry Breton sah in der Verbreitung des Gesprächs mit Donald Trump bereits im Vorfeld einen potenziellen Verstoß gegen den DSA – auch bekannt als das Internetzensurgesetz der EU. Technische Probleme führten zudem zu einer deutlichen Verzögerung des Streams auf X: Elon Musk berichtete von einer massiven DDoS-Attacke. Am Ende unterhielt der Milliardär sich dennoch gut zwei Stunden mit dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten. In Summe erreichte das Gespräch bereits eine Milliarde User. Was wurde besprochen?
Bei der EU betrachtete man die lockere Unterhaltung zwischen Musk und Trump scheinbar als staatswohlgefährdend, wenn man sich das seither international scharf kritisierte Schreiben von Thierry Breton an den X-Chef ansieht. Dessen Reaktion wiederum wird vielfach gefeiert: Musk teilte auf X ein Bild aus dem Film „Tropic Thunder“, auf dem der von Tom Cruise gemimte Charakter Les Grossman überdeutlich auf einen Erpressungsversuch reagiert („Take a big step back and literally fuck your own face!“). Musk betonte freilich, so unhöflich und unverantwortlich würde er sich natürlich „NIE“ verhalten.
Allem Widerstand zum Trotz fand das Gespräch am Montagabend schließlich mit knapp 50 Minuten Verspätung statt – und schlug trotz seiner Länge ein wie eine Bombe. Der Post von Trump selbst hat bereits weit über 70 Millionen Views erreicht. Durch die regen Diskussionen auf X zum Gespräch wurde in Summe bereits rund eine Milliarde Views generiert. Es dürfte wohl nur mehr wenige X-User geben, an denen die Debatte der beiden vollständig vorbeigegangen ist.
Musk hatte direkt zu Beginn betont, dass es sich um ein Gespräch handeln sollte, das den Menschen den echten Donald Trump zeigen sollte: den Menschen, nicht einen Politiker, der eine Rede aufsagt, die jemand für ihn geschrieben hat. In Zeiten, in denen Politiker sich mehr und mehr als Sprechpuppen betätigen, die ihre Texte aufsagen, um am Ende doch nur zum Nachteil der eigenen Bürger zu agieren, suchen kritische Wähler genau diese Authentizität. Trumps Kontrahentin, Kamala Harris, will derweil nicht einmal Interviews oder Pressekonferenzen mit Mainstream-Medien geben, die sich bekanntlich kaum je wagen, linken Politikern kritische Fragen zu stellen.
Massenmigration und Grenzkrise
Naturgemäß drehte sich die Konversation um die drängendsten Probleme der USA, wozu auch dort die Massenmigration zählt. Trump prangert die Tatenlosigkeit der Demokraten scharf an und bezeichnet deren Behauptungen, man wolle die Grenzen schützen und Migration regulieren, als Lüge. Er sieht hier ein immenses Kriminalitätsproblem, unter dem die Amerikaner leiden und immer stärker leiden werden. Deutsche und Österreicher können sich in seinen Ausführungen wiederfinden.
Donald Trump: Man hört von 12 oder 13 Millionen. Ich glaube, es sind über 20 Millionen Menschen, die in unser Land gekommen sind. Viele kommen aus Gefängnissen, aus Irrenanstalten, oder eine größere Version davon sind Irrenhäuser. Und viele sind Terroristen.
Und ich sage dir was, sie kommen nicht nur aus Südamerika. Sie kommen auch aus Afrika. Sie kommen aus der ganzen Welt. Sie kommen aus Asien. Sie kommen aus dem Nahen Osten. Sie kommen aus Ländern, die Israel am 7. Oktober so dumm und auf schreckliche Weise bombardieren. Sie kommen aus der ganzen Welt. Und weißt du, es ist so traurig, der 7. Oktober, denn er hätte nie passieren dürfen. Es ist so traurig, wenn man sich die Ukraine ansieht. Das hätte nie passieren dürfen. Wir haben eine fehlerhafte Regierung. Das sind fehlerhafte Leute, und das sind keine Leute, die führen sollten.
Aber am besten sieht man das an der Grenze, wo jeden Monat Millionen von Menschen ankommen, und dann steht sie [Harris] auf und versucht, so zu tun, als würde sie etwas tun. Sie hatte dreieinhalb Jahre Zeit. Und übrigens, sie haben noch fünf Monate, in denen sie etwas tun können, aber sie werden nichts tun. Es ist alles nur Gerede. Sie ist inkompetent, und er [Biden] ist inkompetent. Und offen gesagt, ich denke, dass sie inkompetenter ist als er. Und das will was heißen, denn er ist nicht besonders gut.
Sorge vor Weltkrieg statt Klimapanik
Weder Trump noch Musk betrachten den Klimawandel als die Bedrohung, als die der Mainstream ihn darstellt. Trump sieht die Lage dabei noch entspannter als Musk, der einen übermäßigen Anstieg des CO2-Anteils in der Atmosphäre auf mehr als 1.000 ppm kritisch sieht (er begründet das mit gesundheitlichen Problemen für die Menschen), gleichzeitig aber auch darauf hinweist, dass Öl und Gas endlich sind und nach und nach auf Alternativen wie Solarenergie (mit entsprechender Speichertechnologie) und Atomenergie gesetzt werden sollte. Verbote und Verzichtsforderungen lehnt er ab, er sieht weder Grund zur Panik noch zur Eile.
Trump beschreibt ein „branding problem“ der Atomenergie, die als gefährlicher wahrgenommen wird, als sie ist. Das einzige nukleare Problem sieht er in einem drohenden Weltkrieg. Im Gespräch betont er immer wieder die Wichtigkeit von Diplomatie, um Kriege zu verhindern. Er spricht von Herrschern wie Putin, Xi und Kim Jong-un durchaus mit Respekt, denn das seien harte, kluge und grausame Persönlichkeiten, die ihr Land schützen wollten und entsprechend sehr ernst genommen werden müssen. Personalien wie Biden oder Harris würden diese Männer nicht respektieren. Trump zeigt sich jedoch überzeugt, dass kluge Interventionen sowohl den Krieg in der Ukraine als auch den sich ausweitenden Krieg zwischen Israel und Palästina hätten verhindern können.
Donald Trump: Weißt du, die größte Bedrohung ist nicht die globale Erwärmung, bei der der Ozean in den nächsten 400 Jahren um einen halben Zentimeter ansteigen wird, und du wirst mehr Grundstücke am Meer haben, richtig? Die größte Bedrohung ist nicht das. Die größte Bedrohung ist die nukleare Erwärmung, weil wir jetzt fünf Länder haben, die über erhebliche Atomkraft verfügen, und wir müssen verhindern, dass mit dummen Leuten wie Biden etwas passiert.
Größte Katastrophe für die Bevölkerung: Inflation
Trump nimmt die immense Belastung der Amerikaner durch die Inflation ernst und will diese schnell beenden. Musk betonte an dieser Stelle das Politikversagen der Regierung, die ihre Ausgaben nicht unter Kontrolle bringt. Er brachte die Errichtung einer Kommission ins Spiel, die die Effizienz der Ausgabenpolitik prüfen soll. Das hemmungslose Verprassen von Steuergeldern dürfte gerade deutschen Zuhörern sehr bekannt vorkommen.
Donald Trump: Es ist eine Katastrophe mit der Inflation. Die Inflation, es ist egal, was man verdient. Die Inflation hat dich bei lebendigem Leibe aufgefressen.
Wenn man Arbeiter ist oder nur ein mittleres Einkommen hat, kann man es sich nicht leisten, wissen Sie, vor vier, fünf Jahren haben die Leute noch viel Geld gespart. Heute verbrauchen sie all ihr Geld und leihen sich Geld, nur um zu leben. Es ist eine schreckliche Sache, die da passiert. Und wir werden das schnell beenden.
Elon Musk: Ja, viele Leute verstehen einfach nicht, woher die Inflation kommt. Die Inflation entsteht, weil die Regierung zu viel Geld ausgibt, weil die Schecks nie platzen, wenn sie von der Regierung ausgestellt werden. Wenn die Regierung also viel mehr ausgibt, als sie einnimmt, erhöht das die Geldmenge.
Und wenn die Geldmenge schneller steigt als die Preise für Waren und Dienstleistungen, dann ist das Inflation. Wir müssen also wirklich unsere Staatsausgaben reduzieren und neu überdenken. Ich denke, wir brauchen eine Kommission für die Effizienz der Regierung, die sagt: Hey, wo geben wir Geld aus, das sinnvoll ist, und wo ist es nicht sinnvoll?
Und wir müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten leben. Ich glaube, wir erhöhen das Defizit derzeit alle hundert Tage um eine Billion Dollar. Und die Zinszahlungen für die Staatsverschuldung haben inzwischen den Verteidigungshaushalt überstiegen. Sie liegen in der Größenordnung von einer Billion Dollar.
EU und Kriegstreiberei
Die EU hat bei Trump keinen guten Stand. Er kritisierte erneut die immensen finanziellen Aufwendungen der USA für die NATO, die jene der EU deutlich übersteigen – und das, obwohl es die EU sei, die durch den Ukraine-Krieg stärker in Gefahr ist. Eine Anti-Kriegspolitik eines Donald Trump und ein Zurückziehen finanzieller Unterstützung könnte langfristig freilich nicht nur die Beendigung und Verhinderung von Kriegen fördern, sondern auch der Kriegstreiberei in EU-Staaten den Nährboden entziehen. Trump zeigte dabei durchaus großes Mitgefühl für die Situation der Ukraine und betonte, dass Selenskyj sich ihm gegenüber im Zuge des „Russland-Hoaxes“, ausgehend von Trumps damaliger Konkurrentin Hillary Clinton, absolut fair verhalten habe. Auch hier gab er an, dass eine Politik mit Bedacht internationale Krisen verhindern könnte – und dass es Personen (Politiker) im Landesinneren sind, die den größten Schaden anrichten können.
Elon Musk: Ja, nun, ich meine, der Sinn der NATO ist es, Europa zu verteidigen, und es ist, es ist wie, okay, nun, warum zahlen die Vereinigten Staaten unverhältnismäßig mehr für die Verteidigung Europas als Europa? Das macht keinen Sinn, das ist ungerecht. Und das ist eine angemessene Sache, die man ansprechen sollte.
Donald Trump: Nun, weißt du, wenn du über Kostensenkungen und Einsparungen und alles andere sprichst, ich meine, ehrlich gesagt, es gibt niemanden, der sich schlechter wegen der Situation in der Ukraine fühlt als ich, weil ich weiß, dass es nie passiert wäre. Ich kenne Zelensky, er war sehr ehrenhaft zu mir, denn als sie mit dem Russland-Schwindel anfingen und sagten, ich hätte ein Telefonat mit ihm geführt, sagte er, es sei ein perfektes Telefonat gewesen, es sei ein großartiges Telefonat gewesen. Er hätte sich aufspielen und sagen können, oh, er war sehr bedrohlich. Er sagte, nein, es war ein sehr nettes Telefonat. Ich habe ihn angerufen, um ihm zu seinem Sieg zu gratulieren, und am Ende wird man angeklagt, weil diese Leute verrückt sind.
Weißt du, ich habe über den Unterschied zwischen den Leuten im Inneren und den Feinden im Äußeren gesprochen.
In vielen Fällen sind die Leute im Inneren gefährlicher für unser Land als die Russen und Chinesen. Wenn man einen klugen Präsidenten hat, wird man keine Probleme mit ihnen haben. Man wird etwas unternehmen, man wird etwas tun. Jetzt haben sie uns unglaublich ausgenutzt, aber mit der richtigen Person wird man etwas tun.
Wichtigste Wahl der USA?
Der kommenden US-Wahl räumt Trump höchste Wichtigkeit für die Zukunft von Amerika ein. Er warf die Frage auf, ob es den Bürgern seit Beendigung seiner Präsidentschaft besser oder schlechter ergangen wäre. Er sprach hier abermals die Inflation, aber auch ein fehlendes Sicherheitsgefühl und zunehmende Migrantenkriminalität an.
Donald Trump: Nun, schau, es ist eine Ehre. Aber ich frage nur, ob es euch jetzt besser geht oder ob es euch besser ging, als ich Präsident war. Niemand ist jetzt besser dran. Wir haben Umfragen dazu veröffentlicht und niemand ist jetzt besser dran. Die Inflation hat sie getötet. Und sie fühlen sich auch sehr unsicher. Man muss sich ansehen, was in vielen verschiedenen Bereichen vor sich geht. Wenn man sich die Unruhen an den Hochschulen ansieht, ich meine, es ist lächerlich, aber alle Unruhen, sie fühlen sich einfach unsicher. Und jetzt fühlen sie sich wirklich unsicher, weil es eine neue Form der Kriminalität gibt. Man nennt sie Migrantenkriminalität. Ich nenne es Biden-Migrantenkriminalität. Vielleicht nenne ich es Kamala-Migrantenkriminalität.
Musk befand, dass der Weg, für den die US-Bürger sich im Zuge der Wahl entscheiden werden, über das Schicksal nicht nur der Vereinigten Staaten, sondern der Zivilisation entscheiden könnte.
Donald Trump: Und wir haben eine große Wahl vor uns. Und ich glaube, der 5. November wird der wichtigste Tag in der Geschichte unseres Landes sein. Ich denke, diese Wahl wird die wichtigste Wahl sein. Und ich glaube, dass es am Ende vielleicht der wichtigste Tag in der Geschichte unseres Landes sein wird, denn wenn wir nicht gewinnen, tun mir einfach alle so leid.
Elon Musk: Nein, ich glaube, wir stehen an einer Weggabelung des Schicksals der Zivilisation. Und ich denke, wir müssen den richtigen Weg einschlagen. Und ich glaube, du bist der richtige Weg. Ich denke, darauf läuft es also hinaus.
Musk hat übrigens auf X angegeben, dass er auch gerne ein solches Gespräch mit Kamala Harris hosten würde. Dass diese das Angebot annimmt, muss wohl bezweifelt werden – ihrer auffälligen Interview-Phobie nach zu urteilen, bezweifelt sie wohl selbst, dass sie in einer freien zweistündigen Debatte die Menschen als Wähler für sich gewinnen könnte.