Es war ein Musterbeispiel für die Wiederherstellung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und die Achtung der Bürger- und Grundrechte: Dänemark schaffte alle Corona-bedingten Zwangsmaßnahmen vor etwa zwei Monaten vollständig ab. Doch nun kehrt auch das nordische Land zu rigorosen Maßnahmen zurück, ob die Bürger wollen oder nicht. Die Begründung klingt abenteuerlich.
Von Max Bergmann
Ein Gremium von Epidemiologen und sogenannten Experten habe die Wiedereinführung der Maßnahmen vorgeschlagen, die dänische Regierung folge am Montagabend diesem Rat, das teilte die Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in der Hauptstadt Kopenhagen mit. Begründet werde die erneute Einführung der grundrechtseinschränkenden Maßnahmen mit dem starken Anstieg der Infektionszahlen. Doch genau das ist fadenscheinig. Zum einen war bereits seit langem absehbar, dass die „Zahlen“ im Herbst und Winter steigen werden. Es handelt sich bekanntermaßen um ein saisonal auftretendes Virus, welches der Influenza in vielerlei Hinsicht ähnelt. Zum anderen bleibt offen, warum die dänische Regierung sich nicht auf die viel wichtigeren Kennzahlen wie Todesrate und Hospitalisierungsrate konzentriert und auf Basis derer agiert.
Todeszahlen in Dänemark konstant nahe null
Seit Februar liegen die täglichen Todeszahlen in Dänemark konstant nahe der null. An fast keinem Tag seit Februar stieg die Zahl der täglichen Todesmeldungen „an oder mit Covid-19“ überhaupt auf eine zweistellige Zahl. Am 7. November wurden 3 Todesfälle gemeldet, der aktuelle 7-Tage Mittelwert liegt ebenfalls bei 3 Toten. Auch die Hospitalisierungsrate ist konstant niedrig, und das obwohl in den letzten Wochen durchaus eine geringfügige Steigerung in der Statistik ablesbar ist. Der 7-Tage Mittelwert der Hospitalisierungen in Dänemark liegt mit Stand 31. Oktober bei 209 eingewiesenen Patienten landesweit, 24 wurden intensivmedizinisch behandelt. Zwar lag dieser Wert am 10. Oktober noch bei 88 Patienten zu 13 Intensivpatienten. Doch der Höchstwerte von Anfang Januar, als etwa 900 Patienten im 7-Tage Mittel in Krankenhäusern behandelt wurden und davon etwa 100 intensivmedizinische Behandlung benötigten, liegen weit entfernt.
Trotz hoher Impfquote: Maßnahmen ohne jegliche begründbare Gefahr
Auch die Impfquote in Dänemark hat sich seit diesen Höchstwerten von Anfang des Jahres deutlich verändert. Während damals noch eine Impfquote von annähernd 0 Prozent herrschte, sind mit Stand Anfang November 75,8 Prozent (Our World in Data) der dänischen Bevölkerung „vollständig geimpft“ und dem Narrativ der Regierung nach „geschützt“. Die Wiedereinführung von Zwangsmaßnahmen begründet sich demnach allein auf tägliche Fallzahlen positiv getesteter, in aller Regel gesunder Menschen und nicht auf eine tatsächlich begründbare Gefahr. Die dänische Regierung führt erneut ein striktes Corona-Regime ein, dass der „NoCovid“ Strategie folgt. Man will mit Biegen und Brechen die Fallzahlen so niedrig wie möglich halten und übersieht, dass Fallzahlen und Positivtests schon längst nicht mehr relevant für die Bewertung der Situation sind.
Erneut Einstufung als generelle „Bedrohung für die Gesellschaft“
Covid-19 sei nun wieder als „Bedrohung für die Gesellschaft“ eingestuft worden, wie die Ministerpräsidentin Frederiksen in Kopenhagen mitteilte. Nachdem erst am 10. September alle Zwangsmaßnahmen und die Maskenpflicht bereits Ende August ersatzlos gestrichen wurden gilt nun in allen Bereichen des öffentlichen Lebens wieder: Zutritt nur für Geimpfte, Genesene oder frisch negativ Getestete. Die Wiedereinführung der 3G-Regel bedeute Einschränkungen „für diejenigen, die nicht geimpft sind. Ich denke, so sollte es auch sein“, sagte Frederiksen am Montag.