Es ist schon das zweite Mal, dass eine wissenschaftliche Arbeit über die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit im Kontext der Covid-Impfung plötzlich und unerwartet gelöscht wird: Ein Fallbericht einer 64-jährigen Patientin, die diese schwerwiegende Erkrankung nach ihrer zweiten Impfung mit dem BioNTech / Pfizer-Vakzin erlitt, war bis Anfang Juni noch auf der Website des größten US-amerikanischen Krankenhaussystems abrufbar – bis er plötzlich gelöscht wurde. Die Begründung: Er wurde extrem häufig aufgerufen.
Wir berichteten bereits im Juni von einer Studie zu Creutzfeldt-Jakob im Kontext der Impfung, an der unter anderem der im Februar verstorbene Nobelpreisträger Luc Montagnier mitgewirkt hatte: Diese Forschungsarbeit flog Mitte Juni aus heiterem Himmel vom Wissenschaftsportal ResearchGate. Man redete sich damals mit einem Hack heraus und lud eine neue Version der Studie hoch – mittlerweile führt jedoch auch dieser Link wieder ins Leere; die Studie ist auf dem Portal nicht mehr zu lesen. Mittlerweile findet man die pdf-Version der Studie nur noch bei externen Quellen wie der Canada Health Alliance.
Wie der kritische Journalist Alex Berenson berichtet, hat die eingangs erwähnte Fallstudie über die 64-jährige Patientin nun dasselbe Schicksal ereilt. Diese Arbeit in Form eines Posters wurde unter dem Titel „Sporadic Creutzfeldt-Jakob Disease After Receiving the Second Dose of Pfizer-BioNTech COVID-19 Vaccine“ im März diesen Jahres auf der Website von HCA Healthcare publiziert – genauer gesagt auf deren „Scholary Commons“-Website, auf der man eigentlich die eigenen Beiträge zur medizinischen Forschung und Wissenschaft präsentieren möchte. Wer diesen tatsächlich interessanten Beitrag von HCA-Mitarbeitern aufrufen möchte, wird jedoch enttäuscht, denn er landet auf einer Fehlerseite:
Im Web-Archiv lässt sich das Poster indessen weiterhin aufrufen:
Darin wird der Fall einer 64-jährigen Frau präsentiert, die etwa eine Woche nach der Verabreichung ihrer zweiten Impfdosis mit rasch voranschreitendem Gedächtnisverlust, Verhaltensänderungen, Kopfschmerzen und Gangstörungen vorstellig wurde. Im Verlauf wurde die Dame mit der (extrem seltenen) sporadischen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit diagnostiziert. Auf die Fallvorstellung folgt eine stichpunktartige Diskussion, in der mögliche Mechanismen angeführt werden, die einen Zusammenhang zwischen Impfung und Erkrankung möglich machen – so heißt es dort unter anderem (hier ins Deutsche übersetzt):
- Die im Pfizer-BioNTech COVID-19-Impfstoff enthaltene mRNA hat das Potenzial, an spezifische Proteine zu binden und eine pathologische Fehlfaltung zu verursachen.
- Verschiedene Teile des COVID-19-mRNA-Impfstoffs von Pfizer-BioNTech weisen eine hohe Affinität zu zytoplasmatischen Proteinen wie TAR-DNA-Bindungsproteinen (TDP-43) und Fused in Sarcoma (FUS) auf.
- Spike-Protein, das von der mRNA translatiert wird, kann das intrazelluläre Zink erhöhen, was nachweislich die Umwandlung von TDP-43 in sein pathologisches Prion verursacht.
- Kuo et.al. demonstrierten, wie TDP-43 an mRNA-Transkripte mit langen UG-Wiederholungen bindet.
- Der COVID-19-Impfstoff von Pfizer-BioNTech enthält viele dieser spezifischen Sequenzen.
Erstautorin ratlos über Löschung
Es wird keinesfalls behauptet, dass der Zusammenhang bestätigt sei – man eruiert lediglich potenzielle Verbindungen. Auf Nachfrage hob dies auch Erstautorin Andrea Folds hervor: „Es gibt keinen Beweis für eine Kausalität, das muss ich definitiv sagen. Mein Standpunkt ist, dass ich einen tatsächlichen Fall hatte, der zeitlich mit sporadischer CJD zusammenhängt, und ich wollte sehen, ob es einen plausiblen Mechanismus gibt.“ Eine wichtige Fragestellung, die in jedem Fall untersucht werden sollte. Folds gab an, keine Ahnung zu haben, warum ihre Fallstudie gelöscht worden ist.
Grund für Löschung: Zu viele Aufrufe
Berenson hakte nach und berichtet von einer sehr interessanten E-Mail-Konversation mit HCA: Eine Sprecherin teilte darin mit, man sei über die „Popularität“ des Posters besorgt gewesen. Sie schrieb: „Als wir eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Downloads bemerkten, haben wir es vorübergehend entfernt, um sicherzustellen, dass es kein technologisches Problem mit der Website gab.“ Mittlerweile habe man festgestellt, dass keine technischen Probleme vorliegen. Man plane daher, das Poster irgendwann wieder auf der Website zu publizieren.
Ob man tatsächlich technische Probleme fürchtete? Vielleicht hatte man auch Sorge, dass das eigene Unternehmen mit einer solchen Publikation als zu impfkritisch eingeschätzt werden könnte. Die Glaubwürdigkeit der Aussage der Sprecherin darf jeder Leser für sich selbst einschätzen…