Mehr als eine Million Kinder gingen in England in der vergangenen Woche aus Gründen im Zusammenhang mit Covid-19 nicht zur Schule, wie nun veröffentlichte Zahlen zeigen. Etwa jeder siebte (14,3 Prozent) Schüler einer staatlichen Schule in England besuchte am 15. Juli den Unterricht nicht – das ist die höchste Zahl seit der Rückkehr zum Präsenzunterricht im März. Darunter sind etwa 934.000 Kinder, die sich aufgrund eines möglichen Kontakts mit einer positiv auf das Coronavirus getesteten Person selbst isolierten, 47.000 Schüler mit einem bestätigten Positivtest und 34.000 mit einem Verdachtsfall.
Einem Bericht der britischen London Times nach waren außerdem noch weitere 35.000 Schülerinnen und Schüler indirekt betroffen. Laut Statistik des britischen Bildungsministeriums („Department for Education“, DfE) konnten auch sie aufgrund von vollständigen Schulschließungen im Zusammenhang mit Covid-19 den Unterricht nicht besuchen.
Tendenz steigend: Immer mehr Schüler bleiben dem Unterricht fern
Der Gesamtwert für den 15. Juli ist im Vergleich zur Vorwoche deutlich angestiegen. Am 15. Juli fehlten 23,3 Prozent aller Schüler landesweit im Unterricht, gegenüber noch 19,6 Prozent Prozent am 8. Juli und 16,6 Prozent am 1. Juli. Nur die Grundschulen betrachtet, und damit die jüngsten Schüler im Land, fehlten am 15. Juli 17,2 Prozent aller Grundschüler. Stolze 32,7 Prozent aller Schüler an weiterführenden Schulen besuchten am untersuchten Stichtag den Unterricht nicht.
10 Tage Selbstisolation bei „Risikokontakt“ in der Klasse
Die derzeitigen Regelungen in England besagen, Kinder müssen sich zehn Tage lang selbst isolieren, wenn auch nur ein anderer Schüler in ihrer Klasse positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Ob der betroffene Schüler auch tatsächlich an Covid-19 erkrankt ist oder Symptome zeigt spielt bei der Beurteilung der Quarantäne keine Rolle. Untersucht wurde auch die Anwesenheitsquote der Lehrerinnen und Lehrer am 15. Juli. Etwa 6,6 Prozent der Lehrer und Schulleiter waren am 15. Juli aus verschiedenen Gründen im Zusammenhang mit Covid-19 abwesend, gegenüber noch 5,4 Prozent am 8. Juli und 4,2 Prozent am 1. Juli. Bei Lehrassistenten und sonstigem schulischen Personal wurde der Anteil der Abwesenheit am 15. Juli auf 6,4 Prozent geschätzt, gegenüber 5,2 Prozent am 8. Juli und 3,9 Prozent am 1. Juli.
Deutschland: Etwa 4 Billionen Euro Schaden durch Schulschließungen
Auch in Deutschland kam es auf Grund der restriktiven Maßnahmen in den vergangenen Monaten zu umfangreichen und langanhaltenden Schulschließungen. 40.000 Schulen und 58.000 Kitas bundesweit waren zeitweise auf Grund behördlicher Anordnungen geschlossen.
Die Folgen dieser fehlgeleitenden Politik sind mehr als verstörend: Rein finanziell gesehen könnten sich die negativen Folgen der Schulschließungen auf bis zu 3,3 Billionen Euro summieren, so eine Schätzung des Münchner Ifo-Instituts. Die Auswirkungen beträfen laut Bildungsökonom Ludger Wößmann durch zukünftige Gehaltseinbußen sowohl die Schüler selbst, durch negative Folgeeffekte aber auch die gesamte Volkswirtschaft. Hochgerechnet würde sich als Folge von 18 Wochen Schulausfall – zwölf Wochen im Frühjahr 2020 und weitere sechs im Frühjahr 2021 – ein Verlust von etwa 3,3 Billionen Euro bis zum Ende des Jahrhunderts ergeben, bei weiteren Schulschließungen müsse man mit 4 Billionen Euro und mehr rechnen, so Wößmann im Handelsblatt.
Digitalunterricht kein Ersatz: Schüler erleiden rund 20 Prozent Lernverlust
„Dieser massive Schaden wird aller Voraussicht nach auch trotz des Digitalunterrichts eintreten“, so der Ifo-Forscher. Er wies außerdem auf eine Studie aus den Niederlanden hin, die gezeigt habe, dass die dortigen Schulschließungen über 8 Wochen in den jährlichen Abschlussprüfungen im Schnitt zu einem Lernverlust von rund 20 Prozent im Vergleich zu einem Regelschuljahr geführt hätten.
Immer wieder werden Schulschließungen mit der vermeintlichen Infektionsgefahr durch Kinder, die Erwachsene anstecken, begründet. Die vor wenigen Wochen veröffentlichte Gutenberg Covid-19-Studie entkräftete unlängst das Narrativ der „besonders ansteckenden und für Erwachsene potenziell gefährlichen“ Kinder. Des Weiteren wird regelmäßig die Gefahr von „Long Covid“ für Kinder und Jugendliche als Begründung für Schulschließungen herangeführt. Wissenschaftler des britischen Ausschuss für Impfung und Immunisierung (vergleichbar mit der deutschen „Ständigen Impfkommission“) stellten vor Kurzem fest, diese Altersgruppe sei aktuellen Forschungsergebnissen nach nicht in besonderem Maße von Langzeitfolgen betroffen.