Corona-Aufarbeitung: Schwamm drüber? Politik betreibt Verhöhnung statt Versöhnung

Bild: R24 / KI

Im Kontext der von der Bevölkerung nach wie vor eingeforderten Aufarbeitung des Corona-Unrechts ist von politischer Seite immer wieder von einer „Versöhnung“ die Rede. Dr. Konrad Breit verweist in einem Gastbeitrag für die GGI-Initiative auch angesichts regierungsfreundlicher „Studien“ auf eine regelrechte Verhöhnung statt einer Versöhnung. Sein Fazit: Wenn die Politik freiwillig keine echte Aufarbeitung betreiben will, dann sollten zumindest die Medien eine solche einfordern. Ein „Weiter so“ und „Schwamm drüber“ darf es nicht geben: Das drohende WHO-Diktat in Form des Pandemievertrags zeigt das deutlich.

Wirkliche Versöhnung oder einfach ‚Schwamm drüber‘?

Presseaussendung der GGI-Initiative am 13.02.2024

GASTBEITRAG VON DR. KONRAD BREIT

Der Begriff Versöhnung

Versöhnung ist ein Prozess, der dazu dient, Konflikte, Spannungen oder Meinungsverschiedenheiten zwischen Personen oder Gruppen zu überwinden. Dabei geht es darum, wieder in ein harmonisches Verhältnis zueinander zu kommen, Frieden zu schaffen und möglicherweise auch Vergebung zu praktizieren. Versöhnung beinhaltet oft eine Anerkennung der unterschiedlichen Perspektiven und Gefühle aller beteiligten Parteien sowie den Willen, sich aufeinander zuzubewegen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Versöhnung kann sowohl auf persönlicher Ebene zwischen Individuen als auch auf gesellschaftlicher Ebene zwischen verschiedenen Gruppen oder sogar Nationen stattfinden.

Mangelnde Fehlerkultur

Führungskräfte bekommen von Coaches oft folgendes zu hören: ‚Fehler sind erlaubt – es kommt immer darauf an, was man daraus macht‘. Und ergänzt wird dann noch, dass man denselben Fehler nicht öfter machen sollte und Ankündigungsfehler ein absolutes No-Go seien. Nun gab es vor etwa einem Jahr die Ankündigung des Bundeskanzlers zu einer Versöhnung. Wenn man sich die Definition anschaut, hat ehrlich gemeinte Versöhnung einen hohen Anspruch. Machbar oder nicht? Und wenn ja, was braucht es dazu?

Zuallererst braucht es die Größe, sich eingestehen zu können, dass Vieles (das Meiste?) in der Corona-Maßnahmenpolitik nicht optimal gelaufen ist, man daraus gelernt hat und so was nicht mehr passieren sollte. Allerdings sind stereotype Rechtfertigungen wie ‚Wir konnten es damals nicht besser wissen‘ oder ‚Wir haben unseren Experten vertraut‘ u.v.m. zu vermeiden. Das zieht nicht mehr. Immer mehr Menschen durchschauen das.

Verhöhnung statt Versöhnung

Menschen mit politischem Haus- und Sachverstand war von Beginn weg klar, dass es zu keiner wirklichen Versöhnung und Aufarbeitung kommen konnte. Die meisten Medien unterstützen das nicht und somit befindet sich die Politik im klassischen Gefangenendilemma. Bisher gibt es nur einige ausländische Medien (z.B. die Berliner Zeitung), die Interesse an der Aufarbeitung zeigten (wenn auch oft nur mit Worthülsen und einer ermüdenden Stereotypie). Ja, es handelt sich um ein klassisches Dilemma. Egal, was Nehammer und Co. geplant hatten, es kann nur falsch sein. Sich damals beispielsweise als ‚Flexhammer‘ und ‚Spaltenberg‘ zu positionieren oder eine sehr große Gruppe (mit proaktiver Unterstützung der meisten Medien) zu diskriminieren, waren sehr große Fehler und diese (so wie viele andere) sitzen tief. Da braucht es mehr als Worthülsen und bezahlte Studien.

Die Chancen eines ernst gemeinten Versöhnungserfolges schätzten sehr viele von Beginn weg sehr gering ein. Sie hatten Recht, und Euphemismen wie ‚Verhöhnung statt Versöhnung‘ waren bald an der Tagesordnung.

Studien als Feigenblatt

Wissenschaftlich betrachtet tat sich die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit der “Studie” zur Aufarbeitung keinen Gefallen (zu viel ‚rücksichtln und vorsichtln‘). Die wissenschaftliche Unabhängigkeit bleibt auch hier als großes Fragezeichen zurück. Ernstgemeinte Aufarbeitung schaut anders aus. Der Studienleiter agierte in einem Ö1 Interview eher gehorsam und seine Unabhängigkeit war kaum zu spüren. Der Tenor dabei schien zu sein: ‘Wir ändern ein bisschen etwas (bzw. sprechen ein bisschen etwas an), damit sich nichts ändert’. Der Studienleiter machte die klare Aussage, dass die ÖAW dazu weiter forschen werde. Angesichts der tendenziösen Unzulänglichkeiten besagter Studie ist keine objektive Realisierung dieser Ansage zu erwarten.

Worin sich diese Unzulänglichkeiten konkret äußern, dazu hat die GGI-Initiative bereits Aussendungen verfasst. An der Fallstudie zur Impfpflicht haben wir besonders kritisiert, dass es sich um windelweiche Apologetik handelt und Methoden der Kriegspropaganda zwar zugegeben, aber nicht als solche erkannt werden. [1] Die Fallstudie zur Wissenschaftsskepsis dient allein der Aufrechterhaltung eines eingebildeten Feindes. [2] Und die Fallstudie zu Schulschließungen normalisiert und verharmlost das sprichwörtliche Durchwurschteln. [3]

Auf einer weiteren Ebene betrachtet tut sich die Regierung (bzw. die Verantwortlichen) keinen Gefallen mit ‘Hab Dich Lieb’-Studien. 180 Seiten mit Gemeinplätzen und viel Blabla gefüllt, in neun Monaten zusammengestoppelt – ein Werk, das nicht gerade überzeugt. Jede vergebene Masterarbeit produziert unter den Rahmenbedingungen der ÖAW ein fundierteres und kritischeres Ergebnis (wissend, dass Unis und FHs dazu keine Arbeiten vergeben werden, da sie fast alle auf Linie sind). Allein die Forschungsfragen wiesen den Weg in Richtung Beliebigkeit und Oberflächlichkeit. Von echter, umfassender Aufarbeitung keine Spur.

Schein-Aufarbeitung

Ist mit der ÖAW-Ausarbeitung vom Dezember die offizielle Corona-Aufarbeitung beendet? Alles gut und Schwamm drüber? Und zukünftige Gesundheitskrisen stellen wir unter das Diktat der WHO mit ihren Internationalen Gesundheitsvorschriften und dem aktualisierten Pandemievertrag? Es gibt nichts mehr zu tun? Alles gut? Wenn die Politik freiwillig nicht genauer hinschauen will, sollten zumindest die Medien echte Aufarbeitung einfordern, um die Resilienz der Systeme für künftige Krisen zu stärken.

Von Paul Watzlawick gibt es die Geschichte mit den verscheuchten Elefanten (in: ‚Anleitung zum Unglücklichsein‘, seine Bücher müssten eigentlich heutzutage wieder einen Boost bekommen). Ein Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht, wird nach dem Grund für sein Verhalten gefragt. Er erklärt: ‚Um die Elefanten zu verscheuchen‘. ‚Elefanten? Aber es sind doch hier gar keine Elefanten‘. Darauf er: ‚Na, also! Sehen Sie!‘

Quellenangaben

[1] Anonym. Corona-Aufarbeitung: oberflächlich und verfehlt. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2024. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-86-corona-aufarbeitung-oberflaechlich-und-verfehlt

[2] Anonym. Corona-Aufarbeitung: Feindbild Wissenschaftsskepsis. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2024. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-87-corona-aufarbeitung-feindbild-wissenschaftsskepsis

[3] Anonym. Corona-Aufarbeitung: „Durchwurschteln“ statt Expertise. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2024. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-88-corona-aufarbeitung-durchwurschteln-statt-expertise

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