Chinas Megastaudamm in Tibet: Energiequelle oder Wasserwaffe?

Symbolbild (C) Report24/KI

China baut in Tibet den größten Staudamm der Welt. Während Peking den Medog-Damm mit “Klimaschutz” und Versorgungssicherheit rechtfertigt, wächst bei den Anrainerstaaten die Sorge davor, dass das kommunistische Regime Wasser zur Waffe machen könnte.

Mit dem Medog-Staudamm am Yarlung Tsangpo, dem Oberlauf des Brahmaputra, setzt China neue Maßstäbe. Der Medog-Damm soll mit einer geplanten Leistung von 60 Gigawatt nicht nur den bisherigen Rekordhalter, den Drei-Schluchten-Damm, übertreffen, sondern auch jährlich rund 300 Milliarden Kilowattstunden Strom liefern. Damit, so die Überlegungen, könnten viele Kohlekraftwerke obsolet werden. Doch was der Welt als Schritt in Richtung “Klimaneutralität” verkauft wird, hat viel weitreichendere Auswirkungen.

Denn die Dimensionen des Projekts sind nicht nur ökologisch und wirtschaftlich, sondern vor allem strategisch. Der Yarlung Tsangpo durchschneidet das tibetische Hochland, bevor er als Brahmaputra nach Indien und Bangladesch fließt. Wer hier das Wasser kontrolliert, hält einen Schlüssel zur Versorgung – oder auch Nichtversorgung – von Hunderten Millionen Menschen und der regionalen Landwirtschaft in der Hand.

Die im Süden liegenden Staaten Indien und Bangladesch beobachten Chinas Bauvorhaben mit wachsender Nervosität. Schon jetzt ist die Region geprägt von Grenzkonflikten, Misstrauen und geopolitischer Konkurrenz. Die Kontrolle über den Flusslauf gibt Peking ein mächtiges Druckmittel: China könnte den Wasserzufluss quasi auf Knopfdruck regulieren, was gravierende Folgen für Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung und Wirtschaft der Länder im Süden hätte. Indien hat mehrfach vor einer “Wasserwaffe” gewarnt und verweist auf Erfahrungen in Südostasien: Dort hat China durch Staudämme am Mekong bereits nachweislich Wasserknappheit und ökologische Schäden in den Anrainerstaaten verursacht. Ähnliches wirft Islamabad allerdings auch Neu-Delhi in Bezug auf Kaschmir vor, welches für die Wasserversorgung Pakistans existenziell ist.

Transnationale Flüsse wie der Brahmaputra, der Mekong oder der Ganges sind längst zu Themen politischer Auseinandersetzungen geworden. Pekings Kontrolle über die Oberläufe verschafft dem Reich der Mitte einen enormen Vorteil – und das oft ohne internationale Kontrolle oder verbindliche Abkommen. Der Medog-Damm steht exemplarisch für die neue “Hydropolitik”: Hier verschmelzen Infrastruktur, Umwelt, Technologie und Territorialpolitik zu einem kombinierten Instrument. Eines, welches das kommunistische Regime dank der starken Machtposition in der Region auch geschickt für seinen eigenen Vorteil nutzt und so weitere Abhängigkeiten schafft.

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