Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, wohin die Reise geht: Während die politischen Eliten gebetsmühlenartig “Freiheit”, “Demokratie” und “Offene Gesellschaft” predigen, wird die digitale Leine immer kürzer gezogen. Die angebliche Sorge um Kinder dient nur als Verpackung für ein Projekt, das viel größer ist: die totale Kontrolle über Kommunikation, Verhalten und soziale Beziehungen.
Und wie immer, wenn die großen Visionäre des angeblichen globalen Fortschritts neue Modelle testen, findet man die Versuchslabore nicht in Brüssel, Berlin oder Paris, sondern in weit entfernten globalistischen Testgebieten, wo man die Nebenwirkungen besser ignorieren kann. Australien ist wieder einmal das Paradebeispiel: ein Land, das seit Jahren als sicherer Hafen für technokratische Kontrollfantasien herhalten muss. Und nun zieht Malaysia (ebenfalls eine britische Ex-Kolonie) nach – ganz im Sinne der neuen internationalen Linie: weniger Freiheit, mehr Überwachung, selbstverständlich zum “Schutz”.
In Australien werden bald flächendeckend alle Social-Media-Zugänge unter 16 gekappt, als wäre man in einem autoritären Vorzeigestaatsprojekt wie China oder Nordkorea. Wer glaubt, es handle sich lediglich um einen gut gemeinten Jugendschutz, hat noch nicht begriffen, wie subtil Regierungen ihre Kontrollmechanismen einführen. Man beginnt bei den Teenagern, weil sie sich nicht wehren können – und weil niemand politisch riskieren will, als “kindergefährdend” dazustehen. Nachdem der Präzedenzfall erst einmal gesetzt ist, lässt sich die Altersgrenze problemlos verschieben. Erst sind die 16-Jährigen dran, dann die 18-Jährigen, dann die Erwachsenen “in besonderen Risikogruppen”. Und irgendwann diskutiert man darüber, ob ein Social-Media-Zugang für politisch “auffällige” Personen nicht ohnehin ein Sicherheitsrisiko sei. Und nebenbei kommt mit der zwingenden Registrierung über Ausweispapiere noch ein Ende der letzten Reste von zumindest partieller Anonymität hinzu.
Malaysia geht inzwischen denselben Weg und setzt ebenfalls auf das Modell, das man in internationalen Kontrollzirkeln als “Age-Verification-Regime” bezeichnet. Die Regierung verkauft es als verantwortungsvolles Kinderwohlprojekt, dabei bedeutet es in der Praxis nichts anderes als eine staatlich verpflichtete Identitätsanbindung jeder digitalen Handlung. Wer ein Konto eröffnet, muss sich biometrisch identifizieren. Wer kommuniziert, hinterlässt eine Spur. Wer abweicht, fällt auf. Das Rezept ist alt, aber nun hat man die Technologie, es vollständig umzusetzen. Dass Malaysia hier plötzlich so entschlossen agiert, könnte man beinahe für Zufall halten; doch in Wahrheit folgt es dem globalistischen Plan, der überall dieselben Schlagworte verwendet: Sicherheit, Schutz, Verantwortung, Zukunft. Es ist das identische Vokabular, mit dem in Europa längst die Chatkontrolle schmackhaft gemacht wird.
Das Reden der Anderen
— Martin Sonneborn (@MartinSonneborn) November 30, 2025
In der vergangenen Woche hat die EU mit Chatkontrolle & verpflichtender Altersverifikation im Internet, beides angeblich zum „Kinderschutz“, die (demokratie- und grundrechtsinkompatible) Grundlage für ein dystopisches Überwachungssystem geschaffen. Ob es… pic.twitter.com/CmQH5ivNiZ
Tja, die Europäer … Während die Regierungen Australiens und Malaysias nun die Kontrolle offen und ohne Umschweife einführen, versucht die EU den gleichen Eingriff mit der üblichen Mischung aus technokratischer Blumensprache und moralischem Druck durchzudrücken. In Brüssel spricht man von “digitalen Schutzräumen”, “verantwortungsvoller Online-Teilnahme” und “präventiver Inhaltsüberwachung”. Hinter all dem steht jedoch ein Projekt, das in seiner Konsequenz weit über die Überwachung von Teenager-Konten hinausgeht.
Die Chatkontrolle, wie sie euphemistisch genannt wird, bedeutet nichts anderes als die Möglichkeit, private Kommunikation automatisiert zu scannen. Und das, obwohl jeder sachkundige Mensch weiß, dass solche Systeme nicht nur politisch, sondern technisch zwangsläufig missbraucht werden. Die Eurokraten, die sonst bei jeder Gelegenheit den demokratischen Rechtsstaat beschwören, sehen darin kein Problem. Schließlich geht es um “das Gute”. Und wer könnte etwas gegen das Gute haben – außer natürlich Bösewichte, Extremisten und andere Leute, die man lieber genau beobachtet?
🔞 Alterskontrolle 🆔 soll VERPFLICHTEND für alle 📧 E-Mails, 💬 Messenger & 🗨️ Chats werden! 😱
— Patrick Breyer #JoinMastodon (@echo_pbreyer) November 29, 2025
⚠️ Der wohl größte Anschlag 💣 auf digitale Anonymität aller Zeiten! 🚫👀
📰 Die Berliner Zeitung sprach mit mir über die EU-Pläne zur #Chatkontrolle 👇https://t.co/ptnzZCZkj5 pic.twitter.com/B8Dhi7DS6K
Interessant ist, wie einheitlich die Rhetorik weltweit geworden ist. Ob Canberra, Kuala Lumpur oder Brüssel: Die Botschaft ist dieselbe. Die Bürger seien überfordert, die Kinder in Gefahr, die Gesellschaft bedroht – also brauche es “neue Regeln”. Niemand fragt, warum dieselben Politiker, die Kinder vor Instagram schützen wollen, beispielsweise gleichzeitig Waffen in Kriegsgebiete schicken, die Kinder töten. Niemand fragt, weshalb der Staat ausgerechnet im digitalen Raum die totale Fürsorge beansprucht, während er bei elementaren Sicherheitsproblemen längst kapituliert hat. Die Antwort ist simpel: Im digitalen Raum kann man Kontrolle ausüben, ohne dass es auffällt. Man braucht nur die richtige Erzählung.
Es sind immer dieselben Mechanismen: Man erzeugt Angst, definiert ein Opfer, präsentiert eine technische Lösung und etikettiert sie als unverzichtbar. Und mit jedem neuen Gesetz rückt die Gesellschaft ein Stück weiter in Richtung eines Systems, das nicht mehr auf mündigen Bürgern basiert, sondern auf überwachten Subjekten. Die meisten Menschen merken nicht einmal, wie sie sich Schritt für Schritt an den Gedanken gewöhnen, dass digitale Überwachung normal sei – vor allem nicht die Kinder und Jugendlichen, die in solch einem perfiden System aufwachsen und es dann einfach nicht anders kennen.
EU-Beamte und -Politiker sind von der Chatkontrolle ausgenommen.
— Larissa Beck 🐭 (@Leelah1) December 1, 2025
Ihre Kommunikation soll ausdrücklich NICHT überwacht werden.
Fiejenigen, die dieses Gesetz ausgearbeitet haben, wollen nicht, dass es für sie selber gilt.
MEHR muss man nicht dazu wissen. pic.twitter.com/VwYsmwEhYA
Wer glaubt, der Trend werde sich umkehren, irrt sich gewaltig. Sobald ein Staat erst einmal eine Überwachungsbefugnis hat, wird sie niemals wieder abgeschafft. Sie wird erweitert, verfeinert und in neue Kontexte übertragen. Heute geht es um Minderjährige, morgen um Desinformation, übermorgen um politische Stabilität. Die entscheidende Frage ist nicht mehr, ob Regierungen Überwachungsinstrumente ausbauen, sondern wie schnell sie es tun und wie geschickt sie die Öffentlichkeit dabei manipulieren. Australien ist Vorreiter, Malaysia folgt, die EU ist mitten im Transformationsprozess, und andere Länder werden sich anschließen, sobald klar ist, wie effektiv die Systeme funktionieren. Das Narrativ der “digitalen Sicherheit” ist das Einfallstor für eine neue Epoche politischer Kontrolle – und die gefährlichste Täuschung besteht darin, dass viele Menschen sie für eine notwendige Modernisierung halten.
Als die sozialistische Regierung von Nepal der Jugend die sozialen Medien wegnehmen wollte, ging diese auf die Straßen und stürzte das korrupte, freiheitsfeindliche Regime. Doch in Europa lässt sich die Jugend lieber für den totalen Klimawahn instrumentalisieren, der schlussendlich auch mit einem totalen Freiheitsverlust einhergehen wird. Man könnte auch sagen: Während die Generation Z in den Entwicklungsländern für ihre Freiheit und eine selbstbestimmte Zukunft auf die Straßen geht, scheint beim europäischen Pendant der Groschen noch nicht gefallen zu sein. Doch wenn die Eurokraten mit Hilfe der nationalen Regierungen plötzlich die wichtigsten Kanäle schließen (die Jugend soll schließlich nur mit von der Regierung genehmigten Informationen versorgt werden, um sich ja keine eigene Meinung bilden zu können), was dann?
