Damit die tschechische Industrie weiterlaufen kann, werden die Haushalte des Landes im Winter Begrenzungen beim Heizen ihrer Wohnungen hinnehmen müssen. Dies machte die Regierung deutlich. Ähnlich wird es auch in Deutschland laufen. „Frieren gegen Putin“ wird zur europäischen Devise.
Im Falle einer Gasknappheit würde die tschechische Regierung die Beheizung von Haushalten einschränken, um wichtige Komponenten der Industrie am Laufen zu halten, kündigte der tschechische Minister für Industrie und Handel, Jozef Síkela, laut Medienberichten an. Das Ministerium hat einen Entwurf für eine Verordnung über Heizungsvorschriften ausgearbeitet, die im Falle einer Erklärung der Notfallvorsorge oder eines Notfalls in der Heizungsindustrie in Kraft treten würde.
Die Regierung bereitet sich darauf vor, Gebäude bei niedrigeren Temperaturen zu beheizen. So sollen beispielsweise Wohnzimmer auf 18 Grad Celsius statt auf 20 Grad beheizt werden. Bäder sollen auf 19 statt 24 Grad Celsius beheizt werden. Man würde dies zur „Aufrechterhaltung der wichtigsten Komponenten der Industrie tun“, sagte Síkela. Das heißt, zuerst kommt die Wirtschaft, dann die Menschen.
Zu den Vorschlägen, die Wärmeversorgung im Notfall einzuschränken, sagte der Minister, dies seien Szenarien, die niemand wolle, aber die Regierung müsse im Voraus darauf vorbereitet sein. Am Dienstag diskutierten die Minister auch über den geplanten Energiespartarif für Haushalte. Die Ergebnisse des Treffens sind noch nicht bekannt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es zu herben Maßnahmen kommen wird, sollte sich die Lage in Bezug auf die Gasversorgung weiter verschlechtern.
Síkela wiederholte, dass nach dem Vorschlag des Industrieministeriums die Gesamtzulage für Haushalte mit dem höchsten Verbrauch rund 17.500 Kronen (712 Euro) betragen soll. Nach Angaben des Ministers werden in diesem Jahr etwa 5.000 Kronen (204 Euro) pro Person ausgezahlt. Abzüge für erneuerbare Rohstoffe und andere Gebühren werden für den endgültigen Beitrag entscheidend sein.
Einige Experten kritisieren, dass in dem veröffentlichten Entwurf des Energiespartarifs konkrete Geldbeträge fehlen. Premierminister Petr Fiala erklärte gegenüber Reportern, dass die Regierung auf einer regulären Sitzung Ende August darüber entscheiden werde. Die Minister sprachen auch über aktuelle Entwicklungen im Energiebereich, Maßnahmen einzelner europäischer Länder und andere mögliche Szenarien, die die tschechische Wirtschaft betreffen könnten.
Es ist davon auszugehen, dass andere europäische Länder wie beispielsweise Deutschland und Österreich, die ebenfalls in höherem Maße von Erdgas abhängig sind, ähnliche Maßnahmen planen werden. Wenngleich sich ohnehin weder Unternehmen noch private Haushalte weiter steigende Gaspreise mehr leisten werden können.