Brutaler Winter: Europa steht vor gewaltiger Gaskrise

Bild: freepik / koldunov

Spätestens im Winter wird es in Europa düster, was die Versorgung mit Flüssiggas (LNG) betrifft. Es gibt einfach nicht genügend Angebot für den europäischen Bedarf. Und vor 2024 ist keine Besserung in Sicht. Die Sanktionen gegen Russland sind ein Schlag gegen die eigene Bevölkerung und die eigene Wirtschaft.

Aktuell befinden sich die Europäer in einer veritablen Zwickmühle. Einerseits wollen die Politiker Russland wirtschaftlich und finanziell abstrafen, indem keine Energieträger (Erdöl, Erdgas und Kohle) mehr von dort gekauft werden, andererseits gibt es einfach nicht genügend Ersatz für das russische Angebot auf den Weltmärkten. Die Dieselpreise explodieren bereits und auch beim Erdgas sieht es nicht rosig aus.

Einem Bericht von Rystad Energy zufolge steigt der Bedarf an Flüssiggas auf globaler Ebene in diesem Jahr auf 436 Millionen Tonnen an, während das gesamte Angebot bei nur 410 Millionen Tonnen liegt. Denn um die wegen der Sanktionen gegen Russland stark steigende Nachfrage zu bedienen, müssen erst mehr Verflüssigungsanlagen und vor allem Transportschiffe gebaut werden. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Spätestens im Winter wird es dann für die Europäer wirklich knapp, zumal diese bislang auf das günstigere Erdgas über die Pipelines aus Russland setzten, nun jedoch dieses mit einem Embargo belegen wollen.

Der REPowerEU-Plan der Europäischen Union hat das ehrgeizige Ziel, die Abhängigkeit von russischem Gas in diesem Jahr um insgesamt zwei Drittel zu verringern – ein Ziel, das mit dem Ziel der EU kollidiert, die Gasspeicher bis zum 1. November auf 80 Prozent der Kapazität aufzufüllen. Doch damit bringen die Europäer den globalen LNG-Markt durcheinander und sorgen weltweit für enorme Preiserhöhungen. Das heißt, andere Länder leiden unter der EU-Energiepolitik, weil sie nun deutlich höhere Kosten zu tragen haben.

Es gibt einfach nicht genug LNG, um die Nachfrage zu decken. Kurzfristig wird dies zu einem harten Winter in Europa führen. Für die Produzenten bedeutet dies, dass der nächste LNG-Boom vor der Tür steht, aber er wird zu spät kommen, um den starken Anstieg der Nachfrage zu decken. Die Voraussetzungen für ein anhaltendes Angebotsdefizit, hohe Preise, extreme Volatilität, steigende Märkte und eine verstärkte LNG-Geopolitik sind gegeben“, sagt Kaushal Ramesh, Senior Analyst für Gas und LNG bei Rystad Energy.

Wenn die russischen Gaslieferungen morgen ausbleiben würden, würden die derzeit gespeicherten Gasvorräte (die zu etwa 35 Prozent gefüllt sind) wahrscheinlich noch vor Jahresende erschöpft sein, so dass Europa einem brutalen Winter ausgesetzt wäre. Privathaushalte und auch die Industrie hätten enorm darunter zu leiden und viele Unternehmen müssten sogar die Produktion einstellen. Ganze Industriestandorte in Europa würden binnen weniger Monate kollabieren, weil die führenden europäischen Politiker es bevorzugen, diese aus ideologischen Gründen zu opfern. Wir sprechen hier immerhin von existenzbedrohenden Maßnahmen, die einen enormen wirtschaftlichen und finanziellen Schock mit sich bringen.

Zwar würde beispielsweise das in Sachen Menschenrechte nicht gerade sehr vorbildliche Emirat Katar auch verflüssigtes Erdgas an Deutschland liefern, doch die Konditionen passen Wirtschaftsminister Hofreiter (Grüne) nicht. So will die arabische Monarchie eine Mindestlaufzeit von 20 Jahren für einen Vertrag, zumal extrem teure neue LNG-Tanker gebaut werden müssen, um das LNG nach Deutschland zu transportieren. Doch dies passt den Dekarbonisierern nicht ins Konzept, den CO2-Ausstoß bis 2040 um 88 Prozent zu verringern. Auch will Katar den Gaspreis an den Ölpreis binden, während Berlin eine Ankopplung an den europäischen Gas-Index wünscht. Allerdings haben europäische Bittsteller bei den Arabern keine großen Chancen auf Verhandlungserfolge, wenn sie im Gegenzug keine guten Deals mitbringen, die auch den Verhandlungspartnern Vorteile versprechen. Sich in eine selbstverschuldete Notlage zu bringen und dann auch noch Forderungen zu stellen, funktioniert hier nicht. Vor allem dann, wenn man – wie die Grünen – zuvor als scharfer Kritiker Katars aufgetreten ist. Die Kataris erinnern sich sicher noch daran, wie die Grünen im Jahr 2020 Bayern München wegen ihres Trainingslagers im Emirat scharf attackierten, weil die Araber die Menschenrechte missachten sollen.

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