Kinderehen sind vor allem in islamisch geprägten Ländern noch immer schockierend weit verbreitet – Bangladesch ist eines davon. Die Ursachen für diese schreienden Menschenrechtsverletzungen sind vielfältig, doch das Kernproblem ist eine kulturell verankerte Weltsicht, die mit der westlichen unvereinbar ist. Bei der BBC möchte man davon lieber ablenken: Stattdessen schiebt man Kinderehen kurzerhand auf den Klimawandel.
Die eigene Tochter im jüngsten Alter zwangsverheiraten – das scheint für Menschen mit modernem westlichem Wertsystem völlig unvorstellbar. In Ländern wie Bangladesch ist das nach wie vor gängig: Stand 2019 sollen laut UNICEF 51 Prozent der jungen Frauen im Land vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet worden sein. Insgesamt 38 Millionen „Kinderbräute“ soll es im Land geben, 13 Millionen davon wurden sogar verheiratet, bevor sie 15 waren. Die Häufigkeit von Kinderehen nimmt zwar seit Jahren stetig ab, sie werden aber noch immer geschlossen.
Nun will eine BBC-Sendung mit dem Titel „Why is climate change fuelling child marriage?“ den Menschen verklickern, dass Kinderehen wegen des Klimawandels zunehmen würden. Die Sendung gehört zum Programm „The Climate Question“, dreht sich also ausschließlich um Klimapropaganda. Angeblich würden Extremwetterereignisse das Risiko von Mädchen, in menschenrechtsfeindlichen Kinderehen zu landen, erhöhen. Man habe mit Mädchen und Eltern in Bangladesch gesprochen, um das zu belegen.
Zwar wird von Interviewpartnern sehr wohl „soziale Norm“ (das wahre Kernproblem) angesprochen und festgehalten, dass der behauptete Klimawandel Kinderehen natürlich nicht direkt beeinflusse (wozu dann eigentlich diese absurde Sendung?). Man ist aber stets bemüht, beim Zuhörer das Bild einer Apokalypse durch andauernde „Klimakatastrophen“ wie Dürren zu wecken, die das Bewirtschaften der Äcker verunmöglichen und Menschen zwingen würden, in die Städte zu ziehen. Kinderehen sind vor allem in armen Familien weit verbreitet – ein Zyniker könnte meinen, dass Töchter, die eigentlich mit den sehr begrenzten Mitteln der Eltern gar nicht versorgt werden können, schnellstmöglich „weggeheiratet“ werden. Das schützt nach Ansicht von Muslimen auch die „Familienehre“. Mädchen und Frauen wird in diesen Kulturen nur eine untergeordnete Rolle zugewiesen.
Tatsächlich nimmt der Anteil von Menschen in extremer Armut (ebenso wie die Häufigkeit von Kinderehen) in Bangladesch seit Jahren stetig ab. Den Mädchen und Frauen dürfte vor allem Bildung eine bessere Perspektive verschaffen: Wer Alternativen hat, beugt sich nicht so einfach seiner Entrechtung. Was in Bangladesch außerdem erfreulicherweise zunahm, ist die Getreideproduktion – 2023 soll hier sogar ein Rekordniveau von 64,3 Millionen Tonnen erreicht worden sein. Das spricht freilich gegen die Theorie der wegen Klimakatastrophen sterbenden Landwirtschaft und macht Hoffnung für die Menschen im Land.
All das hindert westliche Medienschaffende aber nicht daran, ein stark emotionalisierendes Thema für Propagandazwecke zu missbrauchen und bei den Zuhörern den Eindruck zu erwecken, mit höheren CO2-Abgaben und Insektenfraß könne man ganz nebenbei auch noch die Menschenrechtsverletzungen durch rückständige Kulturen und Frauenbilder bekämpfen. Eine Sache kann der Wertewesten eben: Menschen aus anderen Teilen der Welt hemmungslos für eigene Zwecke instrumentalisieren – und dabei echte Probleme geflissentlich ignorieren.