Mit einer Langzeitstudie haben Wissenschaftler festgestellt, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen den Blutdruckwerten im frühen Kindesalter und dem Risiko von tödlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Erwachsenenalter gibt. Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung sind extrem wichtig.
Ein einziger Wert mit gerade einmal sieben Jahren soll angeblich das Leben vorzeichnen können: Eine groß angelegte Langzeitstudie, die nun auf dem Kongress der American Heart Association vorgestellt und im Fachjournal JAMA unter dem Titel “High Blood Pressure in Childhood and Premature Cardiovascular Disease Mortality” veröffentlicht wurde, zeigt, dass schon ein leicht erhöhter Blutdruck im Kindesalter das Risiko eines frühen Todes durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen um bis zu 50 Prozent steigern könnte. Mit anderen Worten: Das Schicksal vieler Menschen ist bereits im Grundschulalter in den Adern eingeschrieben.
Rund 38.000 Kinder, deren Daten man im Rahmen des “Collaborative Perinatal Project” gesammelt hat, wurden von den Forschern über Jahrzehnte hinweg bis in die Lebensmitte hinein medizinisch verfolgt. Von ihnen starben fast 3.000, über 500 direkt an Herz- und Gefäßerkrankungen. Wer im Alter von sieben einen Blutdruck im oberen Bereich hatte, zahlte später anscheinend die Rechnung mit einer verkürzten Lebenszeit. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob man offiziell “Bluthochdruck” hatte oder nur etwas über dem Durchschnitt lag – schon kleine Abweichungen sollen laut den Daten riskant sein.
Damit wird ein Mythos zerstört, den Eltern und Ärzte gerne pflegen: dass Kinder quasi unverwundbar seien, solange sie nicht massiv erkranken. Die Realität scheint härter: Der Körper verzeiht wenig, auch nicht im Kindesalter. Wer mit sieben Jahren hohe Werte zeigt, könnte dieses Malus wie ein Brandzeichen durchs Leben tragen. Selbst unter Geschwistern zeigte sich: Der mit dem höheren Blutdruck starb eher. Es sind also nicht nur Umwelt und Erziehung, sondern messbare biologische Fakten, die über Leben und Tod bestimmen.
Natürlich stürzen sich die Fachgesellschaften nun auf die Forderung, noch mehr Kontrollen einzuführen. Blutdruckmessungen schon im Kindergarten, Herz-Programme für Grundschüler, eine neue Welle von Präventionskampagnen, die Eltern ein schlechtes Gewissen machen sollen. Und während Forscher von “Herzgesundheit ab der Wiege” sprechen, reiben sich die Hersteller von Medikamenten und Diätprogrammen bereits die Hände. Denn wenn man den Kindern von heute ein Risiko einredet, sichert man sich die Patienten von morgen.
Statt die Verantwortung in noch mehr Bürokratie und staatliche Kontrolle zu delegieren, sollte man aber vielleicht die einfachste Lehre ziehen: Kinder brauchen Bewegung, vernünftige Ernährung und Eltern, die nicht der Bequemlichkeit frönen. Aber das passt natürlich nicht ins Bild einer Gesellschaft, die lieber auf Pillen, Programme und staatliche Verordnungen setzt.
