Berichte von gewalttätigen Demonstranten säumen heute die Medien. Zu 600 Festnahmen soll es während der gestrigen maßnahmen- und regierungskritischen Demonstration in der deutschen Hauptstadt gekommen sein. Trotz Verbots der Veranstaltung fanden sich tausende Menschen ein, die ihren Protest gegen die Corona-Politik auf die Straße tragen wollten. Mit Videoaufnahmen belegbare Augenzeugenberichte, denen zufolge es in erster Linie Polizeibeamte waren, die durch ihr hartes Eingreifen für Gewalteskalationen sorgten, finden im Mainstream wenig Beachtung – und auch, dass ein Demonstrant nach einer Festnahme verstorben ist, geht unter.
So schreiben zwar etliche Medien über den 49-jährigen Mann, der bei der „Querdenker“-Demo vom 1. August kollabierte und später im Krankenhaus verstorben ist. Doch wie beispielsweise bei NTV stellt man es vorzusgweise so dar, als sei der Mann aus heiterem Himmel und ohne jeden Einfluss von außen zusammengebrochen:
Plötzlich bricht ein Demonstrant zusammen. Zuvor klagt er über Kribbeln in Arm und Bein. Die Einsatzkräfte reagieren sofort. Doch nur wenig später stirbt der 49-Jährige im Krankenhaus.
Von „plötzlich“ kann etlichen Berichten zufolge keine Rede sein: Der Mann wurde von der Polizei festgenommen, im Zuge dessen offenbar zu Boden geworfen und dann zur Identitätsfeststellung zu einem Einsatzfahrzeug gebracht. Erst dort klagte er über das Kribbelgefühl in Arm und Bein. Er verstarb kurz darauf im Krankenhaus; eine Obduktion soll folgen.
Es handelte sich bei dem 49-Jährigen um ein Mitglied der Partei „Die Basis“. Auf dem Telegram-Kanal der Partei ist Folgendes zu lesen:
❗️ Tragischer Todesfall ? Gestern wurde ein Basis-Mitglied in Berlin durch die Polizei zu Boden geworfen und festgenommen. In der Maßnahme soll er nach Angaben der Polizei kollabiert sein und im Krankenhaus kurze Zeit später verstorben sein. Die näheren Hintergründe sind noch unklar. Wir bitten auf Spekulationen zu verzichten. Eine Stellungnahme der Partei wird folgen.
Wir sind noch unter Schock und in tiefer Trauer. ?
❓Für genannten Todesfall suchen wir noch Augenzeugen, am besten jemand mit Videoaufnahmen des Vorfalls. Es geht um eine Festnahme am 1.8. gegen 16:30 Uhr an der Ecke Tempelhofer Ufer / Luckenwalder Str. Wer etwas von einer Festnahme dort gesehen oder gefilmt hat oder den Polizeieinsatz selbst gefilmt hat, bitte bei mir @Henning_Basis_Berlin melden. Danke ?
Videos belegen Polizeigewalt
Tatsächlich sind die sozialen Netzwerke voll von Videos, die massive Gewalt durch Polizeibeamte gegen Demonstranten belegen. Martin Heller von der „Welt“ schien dieses „konsequente Vorgehen“ zu gefallen, andere – wie der Journalist Boris Reitschuster – zeigten sich weitaus weniger begeistert. Seine Eindrücke von der Demonstration sind in diesem Artikel nachzulesen. Er berichtet, zwar vereinzelt Gewalt von Seiten der Demonstranten gegen Polizisten beobachtet zu haben, allerdings kam es dazu in erster Linie, „nachdem diese [Anmk: Polizisten] zuvor mit großer Brutalität andere Demonstranten zu Boden gerissen hatten und es zu einem Handgemenge kam“.
Ein Mitarbeiter Reitschusters fertigte den folgenden Zusammenschnitt an, der auf YouTube prompt mit einer Altersbeschränkung versehen wurde:
In den sozialen Netzwerken sorgt aktuell unter anderem diese Aufnahme eines brutalen Schlags gegen den Kopf eines am Boden sitzenden Kindes für massive Empörung:
Auch der Schweizer Rechtswissenschaftler und Diplomat Nils Melzer, der 2016 vom Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zum Sonderberichterstatter für Folter ernannt wurde, wurde auf das Geschehen aufmerksam und bittet um Informationen zu einem Vorfall, wo eine ältere Frau hart zu Boden gestoßen wird:
Reichelt: „Rechte hat, wer den Wünschen unserer Regierung folgt“
Und selbst der Chefredakteur der Bild, Julian Reichelt, dem die „Querdenker“-Bewegung laut eigener Aussage „zuwider“ ist, kritisiert in einem aktuellen Kommentar die Doppelmoral der Politik, die zwar zehntausende Menschen ohne Masken und Abstand beim Christopher Street Day feiern lässt, aber jedwede regierungskritische Demo umgehend verbieten (und im Zweifelsfall niederschlagen) möchte. Er hält fest:
Wer Freiheitsrechte entzieht, um etwas durchzusetzen, der muss sich Zwang vorwerfen lassen. Wer Protest dagegen unterdrückt, indem er Polizei und Justiz einsetzt, greift die freiheitliche Gesellschaft an.