Als Prof. Dr. Stefan Homburg dem einstigen deutschen Corona-Papst Prof. Dr. Christian Drosten in der zehnten Sitzung der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Pandemie unbequeme Fragen stellte, war der Zeitmangel plötzlich groß. Alles sei laut Drosten sehr verwirrend – Homburgs Fragen blieben letztlich unbeantwortet. Stattdessen gab es eine Nachreichung, doch die lässt klare Antworten und Belege abermals vermissen. Prof. Homburg demontierte das Schreiben in einem Antwortbrief.
Am 1. Dezember fand die zehnte Sitzung der Enquete-Kommission “Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse” statt: An diesem Tag war auch Prof. Dr. Christian Drosten geladen und musste sich den Fragen von Prof. Dr. Stefan Homburg stellen, den die AfD in die Kommission entsandt hatte.
Homburg hinterfragte vor allem den abrupten Meinungswandel Drostens am Anfang der sogenannten Pandemie: Nachdem er Covid-19 am 2. März 2020 zunächst als harmlose Erkältung beschrieben hatte, sprach er am 18. März 2020 plötzlich von Horrorszenarien – nämlich Bildern aus Afrika, wie man sie nur aus Kinofilmen kenne. Statt einer Erklärung bekam Homburg aber nur eine Beschwerde Drostens, dass seine Frage so lange gedauert habe: Er kriege es jetzt gar nicht mehr zusammen und alles sei sehr verwirrend, so Drosten. Praktisch: Bald darauf ertönte der Gong, die Frage blieb unbeantwortet.
Von Drosten kam daher am folgenden Tag eine Nachreichung, in der offen gebliebene Fragen (scheinbar) beantwortet wurden.
++NEU++ Drosten hat nachgelegt, ich habe geantwortet. Machen Sie sich selbst ein Bild. Download (pdf): https://t.co/xtUzfkj0KV
— Stefan Homburg (@SHomburg) December 7, 2025
Schon über 100.000 Zuschauer sahen die Szenen aus der Enquetekommission. Link: https://t.co/vifCvHsluZ pic.twitter.com/MHxw4jCQN8
Deutschland vs. Schweden
Behandelt wurde der von Homburg ins Feld geführte Vergleich zwischen Deutschland und Schweden, wobei die Schweden ohne harte Maßnahmen auch laut einer Analyse im Lancet mit viel niedrigerer Übersterblichkeit durch die Corona-Jahre kamen. Drosten befand, dass Schweden und Deutschland in der Zeit vor der Impfung die Infektionen kontrolliert hätten und in der Impf-Ära die Kontrollen dann in beiden Ländern aufgegeben worden seien. Das ließ Prof. Homburg in seiner Antwort so nicht stehen:
Beide Behauptungen sind unwahr: Erstens verhängte Deutschland Lockdowns, Ausgangssperren und Maskenzwang und schloss Kitas sowie sämtliche Schulklassen, während Schweden keine einzige dieser Maßnahmen ergriff.
Zweitens gab Deutschland den Lockdown in der Impf-Ära keineswegs auf, sondern hielt ihn monatelang aufrecht und verstärkte ihn ab 24.04.2021 um die Bundesnotbremse, die automatische Schulschließungen und Ausgangssperren anordnete.
Drostens folgende Behauptung, dass die Übersterblichkeit dann von der Impfannahme beeinflusst worden wäre, widerlegte er durch den Vergleich der sich sehr ähnelnden Booster-Quoten in beiden Ländern.
Kehrtwende bei der Gefährlichkeitseinschätzung
Auch Drostens Ausführungen zu seinem angeblich gar nicht widersprüchlichen Meinungswandel zur Gefährlichkeit von SARS-CoV-2 konterte Prof. Homburg. Drosten schrieb:
Die Beschreibung einer vergleichsweise milden Erkrankung, die sich bei den meisten Personen eher wie eine Erkältung darstellte, bezog sich auf den Vergleich mit SARS (Epidemie in 2003), das eine erheblich höhere Sterblichkeit aufwies.
Prof. Homburg verlinkte das Video der Pressekonferenz vom 2. März 2020 und monierte: “Die Behauptung ist unwahr. In der BPK gab es keinerlei Bezug auf SARS-Cov-1, es ging dort ausschließlich um das neue Virus”.
Causa Afrika: “Bilder” aus Brasilien und Indien
Weiterhin postulierte Prof. Drosten in seiner Nachreichung zum Thema Afrika: „Die schwere Frühpandemie in Südafrika ist hinlänglich bekannt.“ Jedoch berichtete der internationale Mainstream das exakte Gegenteil, wie Homburg beispielhaft mit einem Link der BBC belegt:
In Südafrika gab es keine schwere Frühpandemie. Ganz im Gegenteil berichtete die BBC Ende 2020 über das „Mysterium“ hoher Infektionszahlen bei „ungewöhnlich niedrigen Sterberaten“ in Südafrika: https://www.bbc.com/news/world-africa-55333126
Drostens Hinweis auf “dramatische Bilder” aus Manaus in Brasilien und aus Großstädten in Indien nach Abschaffung von Kontrollen betrachtet Homburg als “Boulevardgeschichten”, die “in keiner Weise die prognostizierten und niemals eingetretenen Horrorszenarien für Afrika stützen”. Tatsächlich bringt Drosten in seiner Nachreichung keine belastbaren Daten, sondern nimmt lediglich Bezug auf Bilder und “Berichte”: “Man sah Menschen, die vor Krankenhäusern starben, es gab Berichte über Schwarzmärkte für Sauerstoffflaschen.” Das wirft die Frage auf: Reichen also Geschichten, die reichweitenhungrige Medien im Ausland verbreiten, zur Rechtfertigung von schädlichen Maßnahmen in Deutschland?
Keine Erklärung zum Gesinnungswandel zu Masken
Prof. Dr. Stefan Homburg hatte außerdem wissen wollen, warum Drosten seine Ansicht zu Masken geändert hatte – Ende Februar 2020 sagte er noch, es gebe keine wissenschaftliche Evidenz für ihren Nutzen, im September konstatierte er jedoch, man würde selbst nach Einführung von Impfungen noch lange mit Masken leben müssen. Dazu enthalte die Stellungnahme Drostens kein Wort. Homburg weist in diesem Kontext auf eine erste hochwertige RCT-Studie zum Nutzen von Alltagsmasken aus dem November 2020 hin, wonach diese keinen signifikanten Nutzen haben.
Homburgs Fazit:
Auch die nachgereichte Stellungnahme, ohne jegliche Belege und Literaturstellen, beantwortet keine der drei in der Sitzung gestellten Fragen. Zwischen dem 02.03. und dem 18.03.2020 erschienen keine Daten, die Drostens Kehrtwende begründen könnten. Angesichts der ungeheuren sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen, die seine Forderungen in Deutschland und andernorts hatten, ist das sehr bemerkenswert.
Bemerkenswert wirkt vor allem, dass diese Art der Nicht-Antworten zu den Hintergründen von politischen Maßnahmen, die für Land und Menschen so schwerwiegende Folgen hatten, auch fünf Jahre später noch von den “Experten” als ausreichend erachtet werden. Selbst im Mainstream-Medium “Welt” schlussfolgerte man: “Es gab im Grunde keine Datenbasis. Trotzdem stellte die Regierung die Bevölkerung unter Hausarrest.” Und sie dürfte es wieder tun. Denn die Verantwortlichen blockieren die Aufarbeitung und halten somit einer Wiederholung der Corona-Jahre Tür und Tor offen.
Egal, wie sehr beteuert wird, es gäbe keine Widersprüche, egal, auf welche “Bilder” man sich beruft: Was zählt, sind harte Fakten und aussagekräftige Daten (nicht “Fallzahlen”, die man mit rapide steigenden Testzahlen in die Höhe trieb). Solche werden zur Rechtfertigung einer faktischen Geiselhaft der Bürger bis heute nicht vorgebracht.
