Im australischen Fernsehen gibt man sich besonders service-orientiert und geht der Frage nach, wie man an Weihnachten mit bösen ungeimpften Familienmitgliedern umgehen soll. Immerhin sei der Impfstatus sicher der „Elefant im Raum“ bei jeder Weihnachtsfeier, so heißt es da. Leider handelt es sich hier nicht um Satire.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Was soll man als braver Bessermensch bloß mit Familienmitgliedern anfangen, die den „lebensrettenden“ Covid-Schuss „verweigern“? In der „Sunrise“-Morgensendung hat man dieses drohende Dilemma rechtzeitig erkannt und liefert wertvolle Tipps zum Handling von nicht-linientreuen Angehörigen und Freunden.
So solle zunächst ein „friedliches und respektvolles“ Gespräch über den Impfstatus stattfinden, bevor überhaupt eine Einladung zur Feier ausgesprochen wird – nicht, dass man beim Kontrollieren der Impfausweise an der Haustür an Weihnachten eine böse Überraschung erlebt.
Verhängt man in der Familie Kontaktbeschränkungen aufgrund des Impfstatus, so ist davon auszugehen, dass weder geimpfte noch ungeimpfte Familienmitglieder gesteigerten Wert auf ein konfliktträchtiges gemeinsames Weihnachtsfest legen. Auf diesen Gedanken kommt man bei „Sunrise“ aber nicht: Vielmehr geht man davon aus, dass die ungeimpfte Verwandtschaft wie eine Horde Pest-infizierter Ratten über die arme geimpfte Festgesellschaft hereinbricht. Das ist natürlich völlig widersinnig: Wären die Geimpften durch ihre Impfung geschützt, müssten sie sich nicht vor den Ungeimpften fürchten – stattdessen fordern sie aber, dass die Ungeimpften sich mit eben jenen Präparaten impfen, die die Geimpften nicht schützen. Damit am Ende alle gleichermaßen ungeschützt gemeinsam feiern können. Steigen Sie hier noch durch?
Wie wird man die Ungeimpften los?
In Wahrheit geht es in der Sendung nicht um ein Überwinden der politisch forcierten Spaltung, sondern darum, Wege aufzuzeigen, wie sich diese auch an Weihnachten vertiefen lässt – und das auf möglichst einfache Art und Weise für die Geimpften. Denn: Was soll man als militanter Impfling tun, wenn im Gespräch zuvor deutlich wird, dass man es mit einem Ungeimpften zu tun hat? Ein Besinnen auf die Werte der Familie und das Finden einer respektvollen Übereinkunft stehen wohl nicht zur Debatte. Die Frage ist vielmehr: Wie entledigt man sich auf bequeme Weise der Ungeimpften?
Man will sich gemeinhin natürlich ungern selbst als Impf-Faschist outen. In der Sendung rät man daher wörtlich: „Blame the health advice“ – Gebt den Vorgaben der Regierung die Schuld! Macht es euch einfach: Ladet die Leute einfach aus, weil die „Politik das so sagt“. Das hatten wir schon oft in der Geschichte der Menschheit und hat stets hervorragend funktioniert!
Sollte man sich das nicht wagen, empfiehlt „Sunrise“ das Ausweichen auf einen anderen Ort für die Feier: Verlegt man das Fest beispielsweise in ein Restaurant, so kann der Ausschluss Ungeimpfter bequem durch die dort angestellten Kontrolleure geschehen. Was für eine Erleichterung!
Die ganz Mutigen könnten ihre Feier natürlich auch nach draußen verlegen und Ungeimpften auf diese Weise doch noch Zutritt gewähren, merkt man abschließend noch an. Um die „Gefahr“ möglichst gering zu halten, versteht sich. Dass Geimpfte und Ungeimpfte gleichermaßen infektiös sein können, wird geflissentlich ignoriert. In Australien scheint man den Glauben an weihnachtliche Traditionen und christliche Werte zunehmend gegen den religiösen Glauben an die Impfung auszutauschen. Hoffentlich vergessen jene Impflinge, die ungeimpfte Familienmitglieder unter allen Umständen vom Weihnachtsfest fernhalten möchten, nicht die rechtzeitige Abholung ihres Booster-Schusses: Andernfalls rutschen sie selbst nämlich ganz flott in die Kategorie der unliebsamen „Gefährder“ und Party-Crasher.