Nach nunmehr 50 Jahren zeichnet sich das Ende einer Ära ab. Das Petrodollar-Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien endet am 8. Juni und wird nicht mehr weiter verlängert. Mit den immensen Goldkäufen haben die BRICS-Staaten wohl in den letzten Jahren entsprechende Vorbereitungen getroffen.
Am 8. Juni 1974 haben die Vereinigten Staaten von Amerika und das Königreich Saudi-Arabien einen weitreichenden Pakt geschlossen, der dem US-Dollar nach Ende der Goldbindung weiterhin eine tragende globale Rolle ermöglichte und den Saudis dafür die anhaltende regionale Vormachtstellung garantieren sollte. Für 50 Jahre, bis zum 8. Juni 2024, sollte dieses militärische und wirtschaftliche Abkommen gelten, wonach der damals weltweit wichtigste Ölproduzent sein „schwarzes Gold“ nur mehr in US-Dollar verkauft und auch die anderen Mitglieder des Ölkartells OPEC dazu drängt, gleichzuziehen. Gleichzeitig sollte die absolutistische Golfmonarchie umfangreiche militärische Unterstützung erhalten.
Das heißt, mit dem 9. Juni 2024, kann Saudi-Arabien sein Öl nach Belieben in allen möglichen Währungen verkaufen – auch auf Basis des chinesischen Yuan oder indischen Rupien. Als Teil der neuen BRICS+-Gruppe, welche auch die Schaffung eines alternativen Währungssystems zum Schutz vor US-Sanktionen zum Ziel hat, könnten die Saudis so zu einer tragenden Stütze der neuen multipolaren Welt avancieren. Bereits im vergangenen Jahr hat Saudi-Arabiens Finanzminister Mohammed Al-Jadaan angekündigt, dass sein Land dazu bereit sei, auch andere Währungen als den US-Dollar für den Kauf von Öl zu akzeptieren. Eine Vorbereitung auf das, was ohnehin schon geplant war: Die einseitige Abhängigkeit vom US-Dollar, von der Geldpolitik der Fed und von Washington sukzessive zu beenden und die Optionen zu diversifizieren.
Auch wenn die Diversifizierung der Ölmärkte weg vom US-Dollar hin zu anderen Währungen wohl ein längerer Prozess sein dürfte, markiert dies den Anfang vom Ende des Petrodollars, wie er die Welt für ein halbes Jahrhundert lang prägte. Angesichts der zunehmend multipolaren Welt mit einer schwindenden Vormachtstellung des US-geführten Westens dürfte diese Entwicklung den ganzen Umwälzungsprozess noch beschleunigen.
Der US-Dollar, welcher derzeit vor allem von den anhaltend hohen Zinsen profitiert, dürfte damit mittel- bis längerfristig deutlich unter Druck geraten. Immerhin sorgten die Verkäufe des „Schwarzen Goldes“ auch für eine künstliche Nachfrage nach den Greenbacks. Doch mit dem Ende des Petrodollar-Abkommens und der Öffnung des Ölmarktes für andere Währungen wird mit der Zeit eine gewisse Nachfragelücke entstehen. Insbesondere auch deshalb, weil die BRICS+-Gemeinschaft auch generell auf breiter Ebene auf die Nutzung des US-Dollars und auf westliche Finanztransaktionssysteme wie SWIFT verzichten will. Ebenso ist es kein Wunder, dass diese Staaten ihre Goldreserven immer weiter ausbauen und sukzessive Teile ihrer Dollarbestände abbauen.