Anlasslose Testungen werden aus gutem Grund skeptisch gesehen: Wer keine Symptome hat, ist gemeinhin nicht krank – Tests führen hier höchstens zu überinterpretierten oder schlicht falsch-positiven Ergebnissen. Für Big Pharma ist das aber wünschenswert, denn auch eine sinnlose Behandlung spült Geld in die Kassen. Das könnte ein Gedanke hinter den Allergietests sein, die bestimmte Akteure gern in die U-Untersuchungen für Kinder integrieren würden: Die könnten die Zahl (vermeintlicher) junger Allergiepatienten stark in die Höhe treiben. Brisant: Dafür wird bereits beim Deutschen Bundestag aktiv geworben. Verflechtungen mit Big Pharma werden dabei verschwiegen.
Wie Christina Baum, AfD-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Gesundheitsausschuss, am 13. November in einer Presseaussendung veröffentlichte, war an diesem Tag unter anderem ein Experte in den Ausschuss geladen, der die Empfehlung der “Initiative Allergiescreening” einordnen sollte. Deren Ziel:
“Wir streben an, das Allergiescreening in die Regel-Vorsorgeuntersuchungen (“Gelbes Heft”) zu integrieren.”
Dazu sei gesagt: Fachgesellschaften empfehlen diese anlasslosen Screenings für symptomfreie Kinder aus guten Gründen nicht. So muss etwa ein positiver IgE-Test nicht bedeuten, dass jemals Symptome auftreten werden – man spricht lediglich von “erhöhter Allergiebereitschaft”, die auch laut Allergieinformationsdienst nur bei zugehörigen Beschwerden bedeutsam ist. Medizinisch unbedarfte, besorgte Eltern könnten nun aber überall Allergiesymptome bei ihrem Kind entdecken und entsprechend offen für jedwede mögliche Präventions- und Behandlungsmöglichkeit sein. Da kauft man dann bereitwillig spezielle Allergikerprodukte oder greift rasch zu Allergiemedikamenten, sobald das Kind sich das Knie am Teppich aufgeschubbert hat oder verschnupft ist. Je nach Qualität (oder Pharmaverbundenheit) des behandelnden Mediziners drohen hier fragwürdige Behandlungen, und der weiteren Übermedikalisierung wird Vorschub geleistet. Alles ist Krankheit, und für alles bietet die Schulmedizin (lukrative) “Lösungen”.
Fazit: Sinnvoll sind gezielte Allergietests bei tatsächlichen Symptomen – keine Überdiagnostik, die obendrein ohne Nutzen die Krankenkassen weiter ausbluten lässt. Wir erinnern daran: Unter anderem die Corona-Tests in Pflegeeinrichtungen, die die Bundesregierung verfassungswidrig auf die Beitragszahler abwälzte, sind es, die die immensen Erhöhungen der Pflegeversicherung herbeigeführt haben!
Natürlich: Big Pharma stützt die Forderungen
Die erste Seite, die man bei medizinischen Initiativen prüfen sollte, ist jene der Sponsoren. Bei der “Initiative Allergiescreening” findet man dort die “ALK-Abelló Arzneimittel GmbH” als “Premium- und Gründungssponsor”. “Premiumsponsor” ist weiterhin die Allergopharma GmbH & Co. KG. Weitere verknüpfte Pharmafirmen sind Stallergenes Greer und Sanofi. Die Firmen bieten meist sowohl Diagnostik als auch Behandlungsmöglichkeiten für Allergien an. Und auch ThermoFisher Scientific, ein “Regional-Sponsor”, stellt praktischerweise Allergietests her – also das, was jeder kleine Neubürger automatisch durchlaufen soll. Dass die Profiteure diese Initiative unterstützen, ist wenig überraschend.
Keine ausreichende Aufklärung der Abgeordneten über Lobbyhintergrund
Der geladene Experte im Gesundheitsausschuss war Prof. Echard Hamelmann, der wissenschaftliche Leiter und Kopf der “Initiative Allergiescreening”. Der brachte sein Anliegen den Abgeordneten näher – allerdings, so kritisiert Christina Baum, ohne die prompte Offenlegung, dass er “auch Mitglied der Beiräte der Pharmaunternehmen von ALK, Sanofi, AImmune, Astra-Zeneca und GSK ist”. Weiter ist der Aussendung der AfD zu dieser Personalie zu entnehmen: “Zudem war er als Berater tätig oder erhielt Vortragshonorare von ALK, AImmune, Astra-Zeneca, Bencard, Boehringer, GSK, HAL, Milupa, Novartis, Sanofi und Stallergenes.”
Laut Baum wurden erst im Gesprächsverlauf die Pharma-Verbindungen der Initiative eingeräumt. Natürlich kann man dem Professor nicht unterstellen, rein im Sinne der Pharmalobby zu agieren, doch wenn jede Initiative und jede vermeintliche Verbesserung der öffentlichen Gesundheit, die an die Politik herangetragen wird, mit Big Pharma verbandelt ist, drängt sich naturgemäß der Verdacht auf, dass hier wirtschaftliche Interessen im Fokus stehen. Billige bis kostenfreie Maßnahmen haben dagegen gemeinhin keine Lobby … Warum wohl?
Christina Baums Statement lesen Sie abschließend hier:
„Es ist wirklich erschreckend, in welcher Form und auf welchen Wegen die Pharmaindustrie Einfluss auf die Politik nimmt. Im heutigen Fachgespräch musste Prof. Hamelmann einräumen, dass die ,Initiative Allergiescreening‘ von verschiedenen Pharmafirmen gesponsert wird, die von der Diagnostik und Therapie von Allergien profitieren werden. Damit stehen Wirtschaftsinteressen wieder über dem Gesundheitswohl unserer Kinder.
Zudem erhalten einige der Experten, die sich im Fachgespräch ausschließlich positiv zu dem Vorhaben der Initiative geäußert haben, über Vorträge finanzielle Zuwendungen. Die einzig kritische Stimme kam von der Vertreterin der GKV, die richtigerweise auf das Nichtvorhandensein einer Evidenz für das Allergiescreening hinwies.
Bei öffentlichen Anhörungen ist es üblich, dass die Sachverständigen zu Beginn der Befragung bekanntgeben müssen, ob Interessenskonflikte vorliegen. Wir fordern, dass zukünftig auch die Sachverständigen bei Fachgesprächen ihre finanziellen Abhängigkeiten offenlegen müssen.
Unser erneutes Fazit der heutigen Sitzung lautet: Wir brauchen dringend von der Pharmaindustrie unabhängige Forschung, um deren Einflüsse endlich zurückzudrängen. Jeder Mensch muss sicher sein, dass alle medizinischen Behandlungen seiner Gesundheit dienen und nicht dem Profit großer Pharmakonzerne.“