Die „Pandemie“ aus massenpsychologischer Sicht: Wenn Menschen unkritisch jedem Anführer folgen

Bild: R24

Die sogenannte Pandemie – genauer: die politischen Maßnahmen – haben die Gesellschaft tief gespalten. Die Diffamierung, Ausgrenzung und Diskriminierung von kritischen Bürgern können kaum verziehen werden; eine Aufarbeitung findet noch immer nicht statt. Wie konnte es so weit kommen? Die GGI-Initiative verweist auf eine Einordnung des Psychologen Harald Haas. Er stellt fest: Wird ein Bedrohungsszenario geschaffen, so formieren die Menschen sich zu einer Masse, die kritiklos jedem Anführer folgt, der ihnen Schutz verspricht. Abweichler gefährden die Einheit: Sie müssen sanktioniert werden.

„SCHAU AUF DICH, BLEIB ZUHAUSE“ – BEGINN EINES MASSENPSYCHOLOGISCHEN PHÄNOMENS

Eine Presseaussendung der GGI-Initiative

Die Corona-Krise leitete ein massenpsychologisches Phänomen ein, das unsere Gesellschaft nachhaltig veränderte. Die Bedrohung durch das Coronavirus erzeugte eine uniforme Masse, die bereitwillig Zwangsmaßnahmen akzeptierte und Grundrechte aufgab. Der Psychologe und Politologe Harald Haas warnte frühzeitig vor den Folgen, doch die eskalierenden Machtexzesse führten zu einem tiefen gesellschaftlichen Bruch und Schäden für Demokratie und Rechtsstaat. Trotzdem fehlt es bis heute an echter Einsicht der Machthabenden.

Schau auf dich, bleib zuhause“. Diese frühe Kampagne der Bundesregierung legte den Grundstein für ein massenpsychologisches Phänomen, welches unsere Gesellschaft nachhaltig verändern sollte. War die Zeit davor geprägt vom individuellen Leben und Alltag, so änderte sich am 16. März 2020 schlagartig alles. Eine „neue Normalität“, an die wir uns nun gewöhnen sollten, wurde oft beschworen. Gemeinsam würden wir es schaffen, den unbekannten, geheimnisvollen Feind Corona zu bezwingen – gemeinsam als „Team Österreich„. Wenn nur alle mitmachen würden, dann würden wir die Krise gut meistern, so der Tenor.

Früh gab es kritische Stimmen, die jedoch kaum Gehör fanden. So warnte Harald Haas, Psychologe und Politologe bereits am 23. März 2020 im Interview mit Addendum vor den massenpsychologischen Entwicklungen, die sich in der Gesellschaft abzeichneten.

„Die Massenpsychologie lehrt uns spätestens seit Le Bon, dass sich Menschen vor allem in Krisenzeiten, unter dem Eindruck einer Bedrohung, zu einer uniformen Masse zusammenschließen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Bedrohung objektiv vorhanden ist, oder nur als solche wahrgenommen wird, vielleicht auch nur konstruiert ist. Besonders gut funktioniert dieser ungemein starke massenpsychologische Mechanismus mit einer Bedrohung, die als unbekannt, also neu wahrgenommen wird. Etwa ein Virus wie das Coronavirus.“

Harald Haas via Addendum

Einheit schaffe, dass vor dem Virus alle gleich wären. Angst behindere zudem Vernunft und rationales Handeln, das Unbewusste würde die Führung übernehmen. Formiert sich eine derartige Masse, würde sie nahezu bedingungslos jedem Führer folgen, der suggeriert, sie vor der drohenden Gefahr schützen zu können. Es handle sich um einen schwer zu beherrschenden Mechanismus, denn diejenigen, die Teil der Masse werden, würden dies meist gar nicht bemerken. Die Ursache, weshalb die heutige Gesellschaft besonders anfällig für derartige Phänomene sei, liege bereits in der Kindererziehung, die zu sehr darauf abziele, funktionierende Mitglieder der Gesellschaft zu schaffen, die in erster Linie gehorchen und sich unterordnen. Allzu leicht wird bereitwillig die Freiheit und kritische Haltung aufgegeben.

„Der Politologe in mir ist erstens in höchstem Maße darüber erschrocken, wie Grundrechte, die über Jahrhunderte hinweg erkämpft und seit Jahrzehnten hochgehalten wurden, mit einem Streich weggewischt wurden. Die Zwangsmaßnahmen, die wir jetzt erleben, werden unser Land gesellschaftlich und politisch verändern. Wir können uns wohl darauf einstellen, dass solche Befugnisse künftig öfter genutzt werden.“

Harald Haas via Addendum

Die verordnete Isolation führt rasch zu Denunziantentum.

Massen müssen sich nach außen hin abschotten, um ihre Massenidentität zu bewahren. Jede Art von Abweichlertum wird daher aus einer inneren Logik heraus sanktioniert. Die Masse sucht sich dafür Sündenböcke, die sie an den Pranger stellen kann, um Einheit zu gewährleisten.“

Harald Haas via Addendum

Den Grund dafür sieht Haas vorrangig in einem Projektionsmechanismus.

„Niemand will eingesperrt sein. Trotzdem ordnen die meisten sich gehorsam unter, wenn auch widerwillig. Dadurch entsteht eine Dissonanz, die ein Ventil sucht. Man projiziert das eigene Ungelebte auf andere, bekämpft gewissermaßen sich selbst im Anderen, wenn man die Fehler anderer aufzeigt oder sanktioniert. (…) Insgesamt zeigt sich an diesem Phänomen (…), dass es meist der ganz normale Mensch, ausgestattet mit übergroßer Macht, ist, der gefährlich wird.“

Harald Haas via Addendum

Die Einschränkungen des demokratischen Systems und die Aufhebung der Gewaltenteilung zugunsten der Exekutive bergen eine erhebliche Gefahr. Vom Ausnahmezustand zu einer autoritären Regierung sei es nur ein kurzer Weg. In der massenpsychologischen Dynamik würden den Machthabern Verfehlungen verziehen, die normalerweise undenkbar wären.

„In Hinblick auf die Situation in Österreich bräuchte es meines Erachtens neben verantwortungsvoller Führung auch ein hohes Maß an parlamentarischer Kontrolle, um Macht und eventuelle Machtauswüchse zu begrenzen.“

Harald Haas via Addendum

Das Phänomen im Rückblick

Drei Jahre später ist klar – die parlamentarische Kontrolle hat versagt. Machtexzesse der Regierung führten zum weitgehenden Ausschluss von rund zwei Millionen Menschen vom gesellschaftlichen Leben, sogar vor verpflichtenden Eingriffen in die körperliche Integrität wurde nicht zurückgeschreckt. Demokratie und Rechtsstaat sind schwer geschädigt, die Gesellschaft tief gespalten. Doch echte Einsicht ist bislang nicht in Sicht.

Erst, wenn das Geschehene ehrlich und umfassend aufgearbeitet ist, ist die Corona-Krise endgültig vorbei. Schöne Reden von Staatsoberhäuptern und Regierenden bei Festspieleröffnungen reichen da nicht. Natürlich stimmt der Befund des Bundespräsidenten, dass ausgrenzende Sprache und Populismus einer gesellschaftlichen Spaltung Vorschub leisten. Nur die Einsicht, dass die Regierenden selbst die Hauptverantwortlichen dieser Spaltung in der Corona-Krise waren, fehlt vollkommen. „Wir müssen auf die liberale Demokratie achten und in ihr die konstruktive Kritik und den konstruktiven Streit pflegen, sonst steuern wir auf eine Autokratie zu“, sagte das Staatsoberhaupt. Mögen diesen Worten endlich Taten folgen!

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