Die Siesta kennt man hierzulande nur aus dem Fernsehen. Die hitzebedingte Mittagspause ist in Ländern üblich, die am Meer liegen und tatsächlich hohe Temperaturen kennen. So hat Spanien rund 18 Grad Jahresdurchschnittstemperatur, Italien etwa 17 Grad. In Deutschland dümpelt man hingegen bei 10 Grad herum, es geht wieder einmal um das Gefühl. Wegen ein paar wärmeren Sommertagen hat man das Gefühl, verkohlen zu müssen – und möchte nun den Brauch aus südlichen Urlaubsländern übernehmen.
Ein Kommentar von Willi Huber
Interessanterweise machen Menschen, die sich in Deutschland gefühlt in einer Hitzehölle wähnen, sehr gerne Urlaub im sonnigen Süden. Dass darin ein gewisser Widerspruch liegt, fällt jenen am wenigsten auf, die ihr Wissen und ihre Meinung aus den Mainstream-Medien übernehmen.
In einem Land, wo sich Männer als Frauen fühlen dürfen und mit ein wenig Verkleidung auch solche darstellen dürfen, kann man sich neuerdings auch überhitzt fühlen. Es gibt kein Systemmedium, welches die neue Angst vor der Hitze nicht rund um die Uhr serviciert – ob mit Wetterkarten, die an Feuersbrünste erinnern oder so genannten „Experten“, welche auf das dankbare Publikum einreden.
Nun fordern also deutsche Amtsärzte die Einführung der spanischen Siesta in Deutschland – wegen angeblich hoher Temperaturen. Objektiv betrachtet ist das laufende Jahr 2023 eigentlich relativ kühl, durchzogen von Regen und Stürmen. Der eigentliche Sommer begann sehr spät. Doch Jahr für Jahr gibt es im Sommer immer mehr Angst- und Panik-Nachrichten, welche den Hitzetod der Massen an die Wand malen. Der erste angenehme, warme Sommertag, der Lust auf Pool macht, wird für eine politische Agenda instrumentalisiert.
Im Jahr 2023 potenziert sich der politische Angstporno. Ein Schelm, wer vermutet, dass Johannes Nießen, der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes einen Anruf eines hochrangigen Politikers bekam, bevor er sich mit seiner Idee an die Öffentlichkeit wandte.
Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten. Bei starker Hitze sind Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen.
Johannes Nießen, BVÖGD gegenüber RND
Als Argument wird der „Arbeitsschutz“ herangezogen. Wer sich noch an die Corona-Zeit erinnert, dort wurde das völlig sinnfreie und gesundheitsgefährdende Maskentragen ebenso mit dem Schutz der Arbeitnehmer argumentiert.
Der deutsche Bundesgesundheitsminister reagierte prompt – auch hier mögen manche Schelme eine Absprache wittern. Karl Lauterbach hält die Einführung dieser Siesta für eine gute Idee, twitterte er vergnügt. Medizinisch wäre so eine Maßnahme „sicher für viele Berufe sinnvoll“.
Um die Orchestrierung komplett zu machen, äußerte sich auch Anja Piel, Mitglied im DGB-Vorstand, zustimmend. Arbeitgeber müssten ihre Mitarbeiter vor hohen Temperaturen schützen. Die Hitze wäre belastend und gesundheitsgefährdend.
Bevor die deutsche Öffentlichkeit jetzt wie Duracell-Häschen zu applaudieren beginnt, wäre es vermutlich sinnstiftend, einmal zu durchdenken, was die Idee bedeutet. Denn eine mehrstündige Mittagspause müsste natürlich zu anderen Zeiten hereingearbeitet werden. Somit würden die Kinder noch länger von ihren Eltern getrennt. Das gesamte Leben müsste umgestellt werden, inklusive der Öffnungszeiten aller wichtigen Geschäfte. Dass dieser Wahnwitz in einem Land mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10 Grad bestenfalls ein politisch-ideologisches Spielchen ist, kann einem durchaus auffallen, wenn man sein Gehirn zum Denken benutzt. Aber wird es auch auffallen?