In den sozialen Netzen ergießt sich aktuell eine Welle des Spotts über die deutsche Telekom: Dort brachte man ein umstrittenes „Transgender-Handbuch“ heraus. Die Mitarbeiter sollen demnach „Neopronomen“ verwenden, was sich in der Umsetzung anhört wie die Sprachverhunzung, die der unbeliebte Star Wars-Charakter Jar Jar Binks betrieb: „Nimse Arbeitsumgebung unterstützt nimse Transition“, heißt es da als Beispiel. Hat man das gut durchdacht? Schon Jar Jar Binks ging den Menschen dermaßen auf die Nerven, dass sein Darsteller sich mit massivem Mobbing konfrontiert sah…
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Publiziert wurde das Transgender-Handbuch schon im September letzten Jahres. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde es jüngst im Zuge der Berichterstattung des Portals „Nius„. Dort prangert man insbesondere die faktische Aufforderung an, (vermutete) „Verstöße“ gegen diese „Hilfestellung“ zu melden und spricht von Stasi-Methoden. Aus der Luft gegriffen sind die Vorwürfe nicht, denn im Handbuch heißt es wörtlich (Hervorhebungen durch Redaktion):
Ausgehend von der Führungsspitze der Organisation besteht eine klare Bekenntnis, dass eine wirksame Unterstützung von transgender Kolleg*innen erforderlich ist. Die Umsetzung von Veränderungen und das Anbieten von Unterstützung sind unverzichtbar für eine erfolgreiche Unternehmenskultur.
Die alltägliche Förderung und Umsetzung dieser Hilfestellung liegt in der Verantwortung aller Führungskräfte und Arbeitnehmenden. Verstöße oder vermutete Verstöße sollten dem Management oder dem Bedrohungsmanagement gemeldet werden, wenn die Angelegenheit nicht schnell und einvernehmlich zwischen den Beteiligten geregelt werden kann.
Und:
Eine Einhaltung dieser Richtlinien ist maßgeblich, um die Werte der Deutschen Telekom zu untermauern und den Unternehmenserfolg zu sichern.
Jegliche Art der Diskriminierung kann an das Bedrohungsmanagement gemeldet werden. Dieser Meldeprozess wurde bei der Deutschen Telekom eingerichtet, um Unterstützung in Deutschland und auch international zu gewährleisten. Das Ziel besteht darin, physisches oder psychisches Leid zu verhindern, unabhängig davon, ob es sich um Vorfälle Zuhause oder bei der Arbeit handelt. Alle gemeldeten Vorfälle werden ernst genommen und untersucht. Alle Anschuldigungen eines absichtlichen Fehlverhaltens werden entsprechend der anwendbaren gesetzlichen Bestimmungen verfolgt, unabhängig vom Rang und der Position der jeweiligen Person innerhalb des Unternehmens.
Neben dieser Instanz können Sie auch das Whistleblower-Portal der Deutschen Telekom TellMe! nutzen, um vertraulich Anzeichen eines potenziellen Verstoßes gesetzlicher Verpflichtungen oder für einen Verstoß gegen Bestimmungen z. B. eine Verletzung der Menschenrechte zu melden.
Weiterhin kann ein anonymes Online-Formular genutzt werden, das einen Dialog ermöglicht, während die Anonymität der Informationsquelle technisch gewahrt wird.
Mit Neopronomen auf den Spuren von Jar Jar Binks
Im Handbuch wird festgestellt, dass die Verwendung falscher Pronomina und sogenanntes „Deadnaming“ inakzeptabel seien. Wenn trans-Personen es verlangen, so sollten etwa „geschlechtsneutrale“ Pronomen wie „nin“ verwendet werden. Das klingt laut Telekom dann so:
„Raheem arbeitet bei der Deutschen Telekom. Nimse Arbeitsumgebung unterstützt nimse Transition. Nin arbeitet gern mit nimsem Team zusammen. Raheem zeigt bei der Arbeit gern nimse Persönlichkeit.“
Es dauerte nicht lang, bis das in den sozialen Netzen mit Bildern des unbeliebten Aliens „Michse heißen Jar Jar Binks“ aus den neueren Star Wars-Filmen kommentiert wurde. Dass die Sprachregeln ausgerechnet wie eine Ode an diesen Charakter klingen, ist dabei durchaus bezeichnend, denn der war bei militanten Star Wars-Fans so dermaßen verhasst, dass sein Darsteller Ahmed Best aufgrund von Mobbing in eine psychische Krise rutschte und mit dem Gedanken spielte, sich das Leben zu nehmen. Wer in seinem Unternehmen Stasi-Kultur pflegt und Misstrauen und Zwietracht unter den Mitarbeitern sät, könnte damit freilich ebenfalls massives Mobbing befördern… Oder die „nimse“-Menschen werden eben kurzerhand gemieden und ausgegrenzt.
Denn Fakt ist: Keine Unternehmensleitung wird ihren Stand im Kollegium durch Regulierungen verbessern können. Vielmehr bewirkt eine einseitige Bevorzugung einzelner Personengruppen und ein Heraufbeschwören allgegenwärtiger „Diskriminierung“ erfahrungsgemäß oft das exakte Gegenteil. Mitarbeiter sollten das Recht haben, unbehelligt ihrer Arbeit nachgehen zu dürfen, ohne für andere einen Eiertanz aufführen zu müssen. Kunden dürfen sich derweil wohl die Frage stellen, wie produktiv in einem Unternehmen gearbeitet wird, wo die wichtigste Amtshandlung die Hinterlegung der eigenen Pronomen in der E-Mail-Signatur zu sein scheint.
Telekom beschwichtigt
In einem Telekom-Blog-Beitrag gab man an, dass man gewusst habe, dass das Thema polarisiere. Man wirft Kritikern vor, Dinge aus dem Zusammenhang zu reißen und falsch darzustellen. Wir empfehlen an dieser Stelle die eigenständige Lektüre des Handbuchs: Der Leser möge sich selbst ein Urteil bilden, inwieweit Kritiker Sätze daraus aus dem Kontext reißen. Auf dem Telekom-Blog stellt man fest, man müsse ja kein „nim“ und „nimse“ verwenden, der Vorname dürfe auch benutzt werden. Man führt aus:
Die Kritikerinnen und Kritiker haben sich nach der Veröffentlichung des Handbuchs vor allem auf diese Neo-Pronomen bezogen. Aus einem Beispiel, wie es im persönlichen Miteinander nach einer Transition sein kann, wurde dann schnell die Aussage, dass die Telekom generell die Nutzung von Neo- statt der „klassischen“ Pronomen vorschreibe und deren Einhaltung kontrolliere. Das ist natürlich vollkommener Quatsch. Wir fordern von unseren Mitarbeitenden einen respektvollen Umgang miteinander. Und dazu gehört auch, Wünsche des Gegenübers zu respektieren. Die Entscheidung trifft jeder Mensch bei der Telekom für sich.
Das erweckt den Eindruck, dass auch die fragwürdigstem Pronomina (es existieren auch die Pronomina „bla“ und „blub“, wie Nius unter Berufung auf ein Nicht-binär-Wiki berichtet) verwendet werden sollen, wenn das der „Wunsch“ des Gegenübers ist. Dass im Handbuch sehr wohl dazu aufgerufen wird, Verstöße und sogenannte „Diskriminierung“ zu melden, erwähnt man nicht. Man beansprucht für sich, zu wissen, was „richtig ist“. Es gehe dem Unternehmen um „Diversity“, um Menschen, „ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit“.
Voll auf Linie der Globalisten
Die Deutsche Telekom betrieb während der sogenannten Pandemie übrigens mehrere Impfzentren und bewarb die umstrittenen Covid-Gentherapeutika. Die Telekom-Tochter T-Mobile feuerte in den USA konsequent ungeimpfte Mitarbeiter. In Deutschland war das wohl nicht möglich: „Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind andere, von daher stellt sich die Frage nicht“, sagte ein Sprecher damals. Mit einer Spur von Bedauern? Das bleibt offen. Jedenfalls war man „überzeugt, dass konsequentes Impfen zu einem Ende der pandemischen Lage führt“.
Jede Unternehmensleitung kann natürlich agieren, wie sie selbst oder vielmehr ihre Investoren es für richtig halten. Glücklicherweise ist niemand gezwungen, bei Unternehmen zu arbeiten, deren oberste Priorität ihr WEF-konformer ESG-Score zu sein scheint.