Im Zuge der Covid-Impfkampagne erlangte ein impffreudiger Hausarzt aus Neu-Ulm bundesweit Bekanntheit: Der Mainstream liebte ihn, selbst bei Markus Lanz war er zu Gast. In den sozialen Netzen polarisierte er unter anderem mit der Aussage, das Bestellen von Kinderimpfstoff sei besser als Sex. Nun ist der Mediziner verschwunden – seine Praxis hat er abgegeben. Eine offizielle Erklärung gibt es nicht.
Seine Patienten trafen ihn seit Mitte Februar plötzlich nicht mehr in seiner Praxis in Pfuhl an – Kolleginnen übernahmen seine Arbeit. Mittlerweile ist sein Name auf der Praxis-Website nicht mehr zu finden, eine Kollegin ist seit 1. April die neue Inhaberin. Eine offizielle Erklärung gibt es nicht, die Gründe für seinen Weggang gelten als unklar. Wo er jetzt ist, weiß man nicht. Für die Medien ist er offenbar nicht mehr zu sprechen, auch seine einstige Praxis macht keine Angaben.
Bekannt ist allerdings, dass er schon im August letzten Jahres den Kurznachrichtendienst Twitter verlassen hat, auf dem er zuvor sehr aktiv gewesen war – auch, um die Covid-Impfung zu bewerben. Wegen „zu viel Hass“, berichtete der Mainstream seinerzeit. Sein letzter Tweet lautete demnach: „Ich mach hier mal ne lange Pause. Twitter ist nur noch toxisch, Diffamierungen und Schlachtfeld. Sachlicher Diskurs nicht mehr möglich.“ Er sei zuvor Opfer von Anfeindungen gewesen und habe mehr als 300 Strafanzeigen gestellt, angeblich habe er zwischenzeitlich unter Polizeischutz gestanden, so die „Schwäbische“.
Bei etlichen Twitter-Usern hatte seinerzeit wohl vor allem seine Aussage, Sex sei geil, aber das Bestellen von Kinderimpfstoff toppe alles, für Unverständnis gesorgt. Der Impfarzt war dafür bekannt, so viele Patienten wie möglich impfen zu wollen – auch Kinder. Zudem stellte er Kassenarzt-Chef Andreas Gassen an den Pranger, als dieser den Impfdosen-Shoppingwahn von Karl Lauterbach kritisierte und eine Rückkehr zur Vernunft in der Corona-Politik forderte. Negativschlagzeilen erntete er, als es in seiner Praxis zu einer „Kühlschrank-Panne“ kam, weswegen Tausende dort verabreichte Corona-Impfungen in Verdacht standen, unwirksam gewesen zu sein.
Inwieweit Kritik an seinen Standpunkten tatsächlich zum Verschwinden des selbsternannten „Impfluencers“ geführt haben könnte, ist nicht geklärt. In den sozialen Netzen hatten ihn seinerzeit durchaus viele Nutzer gelobt, weil sie sich selbst oder ihr Kind bei ihm gegen Covid impfen lassen konnten, wenn der eigene Arzt dies ablehnte – viele sollen gar aus weit entfernten Städten angereist sein. Ob der Rückhalt heute noch immer so groß ist, wo die mangelnde Effektivität und Sicherheit der Vakzine auch im Mainstream verstärkt angesprochen werden, ist freilich unklar.