Die Schweizer Großbank Credit Suisse will 50 Milliarden Franken von der Schweizerischen Nationalbank leihen. Offiziell handelt es sich um eine „Vorbeugemaßnahme“. Doch tatsächlich kommt dies einem Bailout gleich. Wie schlimm steht es um das westliche Bankensystem?
In einer Presseerklärung teilte die Schweizer Großbank Credit Suisse mit, dass sie als „Vorbeugemaßnahme“ zur „Stärkung der Liquidität“ insgesamt 50 Milliarden Franken von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) im Rahmen einer gedeckten Kreditfazilität leihen werde, die „vollständig durch hochwertige Vermögenswerte besichert ist“.
Die Bank kündigte außerdem Angebote der Credit Suisse International an, bestimmte vorrangige Schuldtitel der OpCo gegen Bargeld in Höhe von bis zu 3 Milliarden Franken zurückzukaufen. Dies soll der Bank helfen, ein paar Cent an Anleihen-Discount einzusammeln, auch wenn sie mit einer Flucht von Einlagen in zweistelliger Milliardenhöhe konfrontiert ist. Man könnte auch sagen, dass es sich um eine letzte Liquiditätsinfusion handelt, die lediglich dazu dient, Zwangsliquidationen von Vermögenswerten (wie bei der SVB) zu verhindern. In der Zwischenzeit wird nichts unternommen, um die Flucht der Einleger zu stoppen, denn wenn das Vertrauen einmal gebrochen ist, kehrt es selten zurück.
Laut einem Bericht von Reuters hat die Schweiz zuvor Druck aus dem Ausland erhalten, die Großbank durch Interventionen zu retten. Denn die Credit Suisse gilt als „systemrelevant“ und als „to big to fail“. Auch hat die Führung der Bank demnach Druck auf die SNB ausgeübt, wie die „Financial Times“ berichtet. Denn wenn die Zentralbank nicht intervenieren werde, um die Großbank zu retten, werde die Schweiz als Finanzplatz darunter massivst leiden. Die Reputation der Eidgenossenschaft stehe auf dem Spiel.
Es zeigt sich damit, dass ein umfassender Bankencrash (die Schäden der Finanzkrise 2008/2009 sind noch lange nicht behoben) angesichts der anhaltend kritischen Lage auf den globalen Finanzmärkten durchaus möglich ist. Ein Ereignis, welches auch die privaten Ersparnisse der Menschen gefährdet. Zudem ist anzunehmen, dass bald schon noch mehr Banken um Hilfen durch die Zentralbanken ansuchen werden, zumal die Credit Suisse bislang nicht mit so vielen Negativschlagzeilen aufgefallen ist wie so manch andere Großbank.
Inzwischen liegt das Zusammenbruch-Risiko der Credit Suisse Berichten zufolge bei ganzen 47 Prozent. Wobei der Bailout durch die SNB die Wahrscheinlichkeit wohl wieder etwas gedrückt haben könnte.
Mit ein Grund für die Schieflage der Bank dürfte wohl auch der Umstand sein, dass nach der Einfrierung von russischen Geldern viele internationale Einleger aus weniger US-freundlichen Ländern (darunter auch Chinesen) ihr Geld aus dem vermeintlich „sicheren Hafen“ abgezogen haben.
Wie kritisch wird es noch in der westlichen Bankenwelt?