Eine herbe Niederlage für den woken Mob und nicht zuletzt den zwangsgebührenfinanzierten öffentlichen Rundfunk in Deutschland: Die Aufrufe, das neue Videospiel auf Basis von J. K. Rowlings Harry Potter-Zauberwelt zu boykottieren, weil die Autorin „transfeindlich“ sei, liefen völlig ins Leere. In den ersten zwei Wochen wurde das Spiel 12 Millionen Mal verkauft. Das zeigt: Die Befindlichkeiten der Cancel-Culture-Armee in den sozialen Netzen interessieren die Normalbürger nicht. Das sollten auch Unternehmen endlich lernen.
Ein Kommentar von Vanessa Renner
Für die „Woken“ läuft es auffallend schlecht: Ihre Forderungen nach Zensur und Boykott laufen ebenso ins Leere wie ihre Bemühungen, Künstler dazu zu zwingen, vor ihnen zu Kreuze zu kriechen.
Jüngst äußerte sich beispielsweise Filmemacher und Schauspieler Ben Stiller zu Vorwürfen bezüglich seines Films „Tropic Thunder“ aus dem Jahr 2008: Er weigerte sich, sich für die mangelnde politische Korrektheit der satirischen Komödie zu entschuldigen und gab an, er sei bis heute überaus stolz auf sein Werk. Der woke Mob hatte seit jeher Anstoß an dem „Blackfacing“ im Film genommen: Robert Downey Jr. ist dort als schwarzer Schauspieler zu sehen – sein exzentrischer Charakter hatte sich entsprechend pigmentieren lassen, um die Rolle eines schwarzen Soldaten zu übernehmen, in der Hoffnung, so noch mehr Auszeichnungen einzuheimsen. (Diese Aktion wird in „Tropic Thunder“ nicht nur ins Lächerliche gezogen, sondern auch konstant kritisiert.) Zur großen Empörung der „Schneeflöckchen“ hatte auch Downey Jr. es abgelehnt, sich für seine Arbeit in dem Film zu entschuldigen. Sowohl er als auch Stiller wurden dafür mit Lob überschüttet: Ein deutliches Zeichen, dass es schlussendlich nur eine kleine, wenn auch laute Minderheit ist, die den Normalbürgern im totalitären Wahn ihre Weltanschauung aufdrücken möchte.
J. K. Rowling „transfeindlich“?
Ebenso erfolglos endeten die Boykott-Aufrufe der Woken, das neue Videospiel „Hogwarts Legacy“, das auf den Harry Potter-Romanen von J. K. Rowling basiert, zu boykottieren. Das lag nicht etwa an anstößigen Inhalten, sondern daran, dass Rowling angeblich „transfeindlich“ sein soll. Tatsächlich sucht man Attacken von Rowling auf Transsexuelle aber vergeblich. Stattdessen kritisiert die Autorin eben jene skandalösen Umstände, die auch Normalbürger immer wieder auf die Barrikaden bringen: Beispielsweise sexuellen Missbrauch von Frauen in Frauengefängnissen durch sogenannte „Transfrauen“ (biologische Männer, die sich dort aufgrund ihrer angeblichen Geschlechtsidentität aufhalten dürfen und in der Folge die Insassinnen vergewaltigen können).
Der deutsche Mainstream rührte bei der Boykott-Agenda der Woken mit und erweckte den Eindruck, dass es sich bei Rowling tatsächlich um eine höchst umstrittene Persönlichkeit handele, die „immer wieder“ mit einer „transfeindlichen“ Haltung auffalle – was immer das nun genau mit einem Videospiel zu tun haben soll, das von einer Zauberschule handelt. „ZDF heute“ brachte unter anderem eine Chronik von Rowlings „Verbrechen“:
Dass es Rowling in Wahrheit vor allem um den Schutz von Frauen und Kindern geht, ließ man weg. Dennoch behauptete man als Reaktion auf Kritik, man mache sich „keine Position zu eigen“. Doch auch die zwangsgebührenfinanzierten Öffentlich-Rechtlichen, die so gern den Eindruck erwecken, die Woken würden einen bedeutenden – den „guten“ – Teil der Gesellschaft darstellen, konnten den gigantischen Erfolg des neuen Videospiels „Hogwarts Legacy“ nicht vereiteln. Ein Kolumnist des britischen Telegraph konstatierte:
Trotz all ihrer schrillen, selbstmitleidigen Forderungen wurden die Anti-Rowling-Aktivisten haushoch besiegt. Gewöhnliche Menschen, draußen in der realen Welt, kümmerten sich einfach nicht darum, was sie dachten. Eine heilsame Lektion, so hoffen Sie vielleicht, für all jene Unternehmen, die aus Angst, den Mob der sozialen Medien zu verärgern, zittern.
Go woke, go broke?
Im letzten Satz spricht er einen bedeutenden Aspekt an: Die Menschen mögen es eben nicht, wenn Unternehmen und Persönlichkeiten sich einer selbsternannten Sprach- und Gesinnungspolizei unterwerfen. Das verdeutlichen auch die jüngsten Shitstorms, die das Umschreiben von klassischen Kinderbüchern von Roald Dahl oder den James Bond-Romanen zugunsten „sensibler Leser“ nach sich zogen. Wer mit einem Schauspieler, Autor, Musiker oder wem auch immer ein Problem hat, kann dessen Arbeit problemlos ignorieren, wenn er sich nicht in der Lage sieht, sein künstlerisches Schaffen von seinen persönlichen Einstellungen zu trennen. Wer Werke aus früheren Zeiten wegen mangelnder politischer Korrektheit nicht verkraftet, kauft eben andere oder gar keine.
Das funktioniert seit jeher prächtig, denn jeder entscheidet frei darüber, welche Medien er konsumiert und welche nicht. Es braucht keine „Cancel Culture“, die durch irrwitzige Boykott-Aufrufe abweichende Standpunkte sanktioniert und so einen fixen Korridor vertretbarer Meinungen schaffen möchte. Unternehmen, die sich an diesen Wahnsinn bereitwillig anbiedern und sich ihm unterwerfen, gewinnen vielleicht den Zuspruch der Woken, verlieren aber dafür jenen der Normalbürger in der realen Welt.