Nachdem die Türkei ankündigte, wegen der Koranverbrennung durch Islamkritiker Schweden die NATO-Mitgliedschaft zu verwehren, wollte eine Anti-NATO-Gruppe eine weitere solche Aktion durchführen. Dies wurde von der schwedischen Polizei untersagt.
Im Januar hatte die öffentliche Verbrennung eines Koran-Exemplars vor der türkischen Botschaft in Stockholm durch den dänischen Politiker Rasmus Paludan zu diplomatischen Verstimmungen mit Ankara geführt. Der Chef der dänischen Rechtspartei „Stram Kurs“ kritisierte dabei die liberale schwedische Migrationspolitik und den Islam, wobei er sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung berief. Dabei machte er sich auch zur Zielscheibe aufgebrachter Moslems.
Der schwedischen Regierung, die einen Beitritt des Landes zum transatlantischen Militärbündnis NATO anstrebt, kam diese Aktion jedoch zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Die türkische Führung teilte mit, man werde den Beitritt Finnlands wohl unterstützen, doch jenen Schwedens nicht. Zudem versuchte die schwedische Regierung die Wogen wieder zu glätten, indem sie einerseits das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht beschneiden wolle, doch die Beleidigung von Moslems mit solchen Aktionen nicht gutheiße.
Für die NATO-kritische schwedische Organisation „Apallarkerna“ ist die türkische Reaktion jedoch so etwas wie ein Geschenk des Himmels. Deshalb wollte sie am Mittwoch eine Protestaktion starten, bei der sie auch die Erlaubnis der Polizei für die Koran-Verbrennung einholen wollte. Dies wurde der Organisation jedoch untersagt, nachdem man seitens der Polizei mit dem schwedischen Sicherheitsdienst Säpo darüber gesprochen habe. Offensichtlich sieht man darin eine Gefahr für die nationalen Interessen.
Der Leiter von Apallarkerna, Chris Makoundoul, erklärte gegenüber dem schwedischen Medium SVT: „Wir sind gegen den NATO-Antrag, und unser Ziel ist es, die schwedische Meinungsfreiheit zu erhalten. Wir haben eigentlich kein Interesse daran, Muslime zu beleidigen, aber wenn Erdogan sagt, er wolle sich über die schwedische Verfassung stellen, wollten wir zeigen, dass er das nicht tun kann.“ Makoundoul betonte, dass die Gruppe nie die Absicht hatte, das Buch zu verbrennen. Man habe lediglich die Erlaubnis der schwedischen Behörden einholen wollten, dies zu tun. „Wir hatten nicht die Absicht, den Koran zu verbrennen, sondern ihn unverbrannt dem türkischen Botschafter als Geschenk an Präsident Erdoğan zu übergeben, zusammen mit der Erlaubnis der Polizei, den Koran zu verbrennen.“
Solche Aktionen müssen nun wohl warten, bis Ankara grünes Licht für den NATO-Beitritt gibt und alles ratifiziert wurde. Einmal drin, kann die türkische Regierung keinen entsprechenden Druck mehr ausüben.