Die Erleichterung über das Ende der Kältewelle im Dezember war groß. Jedoch: Milde Wetterkonditionen in diesem Winter schonen zwar die aktuellen Gasreserven in den Speichern, können in der Energiekrise allerdings trotzdem für Probleme sorgen. Denn ohne ausreichend Schnee werden die Flüsse in Europa nicht genügend Wasser führen.
Wie sehr die natürlichen Wetterkapriolen das wirtschaftliche Leben beeinflussen, zeigt der aktuelle Winter. Trotz einer kurzen Frostwelle im Dezember lagen weite Teile der kalten Jahreszeit bislang über dem Schnitt der letzten Jahre. Und während es wirklich kalt war, gab es nicht ausreichend Schneefall. Dies könnte noch äußerst problematisch werden, wie ein aktueller Reuters-Bericht zeigt.
Zwar sorgten die Monate Oktober und November mit 2,3 Grad über dem Schnitt liegenden Temperaturen dafür, dass die Gasnachfrage niedriger als erwartet ausfiel und die europäischen Gasspeicher noch gut gefüllt bleiben – doch dies sorgt auch für andere Probleme. Denn das warme spätherbstliche Wetter kombiniert mit einem kalten, aber vergleichsweise trockenen Dezember lässt nicht nur die Skiresorts in den Alpen stöhnen. Ohne ausreichend Schnee in den höheren Lagen fehlt es den Flüssen später im Frühjahr an Schmelzwasser.
Das heißt auch: Ohne Schmelzwasser drohen niedrige Pegelstände, sofern es nicht einen Ausgleich durch mehr Regen im Frühling gibt. Dies beeinträchtigt die Produktion von Strom durch Wasserkraft und (wie das Beispiel Frankreich im letzten Sommer und Herbst zeigte) auch durch Atomkraft. Und das ist noch nicht alles. Die Schifffahrt auf den wichtigen europäischen Wasseradern wie Rhein und Donau leidet ebenso enorm. Damit wird es wohl erneut schwierig, die Kohlekraftwerke und LNG-Terminals zu beliefern, welche sich flussaufwärts befinden.
Die Aussichten für den europäischen Energiemarkt sind also nicht sonderlich gut. Insbesondere auch deshalb, weil das EU-Embargo gegen russisches Öl ab dem 5. Februar voll in Kraft tritt und so für noch mehr Verwerfungen sorgt.