Obwohl Österreich zu den reichsten Ländern der Welt zählt, steigt die Armut seit der maßnahmenbedingten Wirtschaftskrise merklich. Erwin Hehenberger, der seit 14 Jahren die Tafel in Wels betreibt, kann ein Lied davon singen. Alleine im heurigen Jahr verzeichnet er einen massiven Zuwachs an Unterstützungssuchenden. Tendenz steigend. Wie gut soziale Einrichtungen staatlich gefördert werden und welche Hilfe nun dringend nötig ist, erzählt er im Report24-Interview.
Ein Interview von Edith Brötzner
Vor vierzehn Jahren startete Erwin Hehenberger gemeinsam mit seiner Frau eine Einraum-Suppenküche in Wels. Inzwischen ist das gemeinnützige Projekt gewachsen. In der Tafel in Wels findet man mittlerweile einen Sozialmarkt, ein Second-Hand-Geschäft und eine Sozialberatungsstelle. Neben Rucksack-Aktionen im Winter und einem Lebensmittelumschlag von bis zu 400 Tonnen, bei dem auch andere soziale Einrichtungen beliefert werden, unterstützt man die Klienten vor Ort auch mit Beratungsleistungen. Menschen mit unterschiedlichsten Problemen (finanzielle Probleme, Anschaffungen neuer Haushaltsgeräte, Stromnachzahlungen, Mietrückstände, usw.) finden Gehör bei der Tafel in Wels.
Die staatlichen Förderungen für den gemeinnützigen Sozialverein halten sich mit 4.500 € bis höchstens 8.000 € (inkl. Stromausgleich) stark in Grenzen. Ein Betrag, der laut Hehenberger gerade einmal für eine Woche reicht. In Anbetracht der massiven Steuerausgaben für Maßnahmenwahn und Klimaschutz, erscheint diese Summe für die Ärmsten der Armen mehr als lächerlich. Ohne Second-Hand-Shop, private Spender und Unterstützung durch Firmen wäre das Projekt Tafel nicht umsetzbar.
Jeder kann die Tafel unterstützen!
Aktuell gibt es ca. 600 Berechtigungskarten für Menschen, die bei der Tafel in Wels einkaufen können. Alleine im heurigen Jahr hat Hehenberger 300 davon ausgestellt – Tendenz steigend. Er sieht noch kein Ende der Fahnenstange. Durch die Wirtschaftskrise liegt die größte Armutswelle noch vor uns. Für viele sind Miete, Strom- und Heizkosten nicht mehr leistbar. Das Publikum, das auf die Unterstützung der Tafel angewiesen ist, ist breit gefächert. Hier finden sich sowohl Obdachlose, Familien, Alleinerziehende und auffallend viele Pensionisten ein, bei denen das Einkommen und die Pensionen zum Überleben einfach nicht mehr ausreichen.
Die Coronazeit selber beschreibt Erwin Hehenberger als ausgesprochen schwierig. Die Sozialküche musste geschlossen werden, Essen wurde nur noch fertig an der Türe gekocht und ausgegeben. Der überlebensnotwendige soziale Kontakt wurde durch die evidenzfreien Maßnahmen nahezu völlig ausgeschaltet. Die Zahl der ursprünglichen Klienten wurde dadurch stark reduziert.
Unterstützen kann man die Tafel Wels nicht nur mit Geld-Spenden (die absetzbar sind), sondern auch mit ehrenamtlicher Mithilfe als Fahrer, in der Küche, im Second-Hand-Shop oder im Sozialmarkt. Wer wissen will, wo seine Spenden landen, ist jederzeit als Besucher in der Tafel gerne gesehen. Zu finden ist diese am Flotzingerplatz 6 in 4600 Wels (hinter dem Krankenhaus).
Aufruf zur Weihnachtspackerl-Aktion
Auch Report24 unterstützt die Tafel Wels gemeinsam mit dem Verein „Österreich ist frei“ und RTV Steyr mit einem Aufruf zur Weihnachtsaktion! Gesammelt werden für die Klienten der Tafel Wels Weihnachtspackerl im Wert von zehn bis zwanzig Euro, die direkt bei der Tafel in Wels abgeliefert werden können. Beinhalten können diese Packerl beispielsweise Hygieneartikel (Zahnpasta, Zahnbürsten, Duschgel, Rasierschaum usw.), haltbare Grundnahrungsmittel (Reis, Nudeln, Mehl, …), Süßigkeiten, warme Socken, Handschuhe und Ähnliches.
Wer Kinder und Familien unterstützen möchte, kann für diese separat Spielsachen, Kleidung, Schuhe usw. bei der Tafel abgeben. Spätester Abgabetermin für die Weihnachtsaktion ist der 16. Dezember 2022.