Seit Jahren schon werben die Chinesen westliche Kampfpiloten an, um ihre eigenen damit für einen potenziellen Kampf gegen westliche Kampfjets zu trainieren. Die Bezahlung ist gut. Doch im britischen Verteidigungsministerium will man dagegen vorgehen. Immerhin wird der „Feind“ für den Kampf gegen westliche Streitkräfte trainiert.
Bis zu 270.000 US-Dollar pro Jahr können westliche Kampfpiloten verdienen, wenn sie in die Dienste der Chinesen treten, um dort als Ausbilder in der Luftwaffe der Volksbefreiungsarmee tätig zu sein. Ein Angebot, welches laut der BBC bereits bis zu dreißig britische Piloten angenommen haben. Zudem ist dies ein stattliches Gehalt, zumal der reguläre Sold bei der Royal Air Force für Piloten nach dem Training bei 42.000 Pfund beginnt und bis zu 100.000 Pfund (ca. 112.000 US-Dollar) betragen kann. Plus ein paar „Benefits“. Damit zahlt Peking den westlichen Piloten mehr als das Doppelte dessen, was sie für den Dienst an ihrem Vaterland und der NATO erhalten würden.
An und für sich ist es nichts Neues, dass Kampfpiloten aus NATO-Staaten auch die Ausbildung von Piloten aus anderen Ländern übernehmen. Die Amerikaner trainierten beispielsweise auch saudi-arabische Kampfpiloten. Doch es gibt da ein Problem: Die Volksrepublik China gilt zusammen mit Russland als geopolitischer Hauptgegner der US-geführten NATO. Im britischen Verteidigungsministerium sieht man dies dementsprechend äußerst kritisch.
„Es entspricht sicherlich nicht meinem Verständnis vom Dienst an unserer Nation, selbst im Ruhestand, dann mit einer fremden Macht zusammenzuarbeiten, insbesondere mit einer, die die Interessen Großbritanniens so stark herausfordert“, sagte der britische Verteidigungsminister James Heappey am Dienstag in einem Interview mit Sky News angesichts der aufflammenden medialen Aufmerksamkeit darüber und fügte hinzu: „China ist ein Konkurrent, der die Interessen Großbritanniens an vielen Orten der Welt bedroht.“ Seit mehreren Jahren schon sei man im Verteidigungsministerium besorgt darüber.
Weil es bislang in Großbritannien nicht als gesetzeswidrig gilt, Mitglieder ausländischer Truppen zu trainieren, könnte sich dies zumindest in Bezug auf bestimmte („feindliche“ bzw. „gegnerische“) Länder bald schon ändern. Immerhin könnten die britischen (australischen, kanadischen, US-amerikanischen, deutschen…) Piloten ihren chinesischen „Schülern“ umfangreiches Wissen über die westlichen Taktiken beibringen, was diesen dann auch im Kriegsfall – zum Beispiel wegen einer Invasion in Taiwan – bestimmte Vorteile bringen würde.
Laut der „Washington Post“ unterliegen die aktiven und ehemaligen britischen Militärs bereits dem Gesetz zur Wahrung von Dienstgeheimnissen (Official Secrets Act), dennoch überprüfe das britische Verteidigungsministerium „den Einsatz von Vertraulichkeitsverträgen und Geheimhaltungsvereinbarungen im gesamten Verteidigungsbereich“. Dies würde es den Chinesen zumindest erschweren, weitere britische (Ex-)Militärs zu Ausbildungszwecken anzuwerben.