Goldman Sachs erwartet eine massive Kostenlawine für die Energiekonsumenten in Europa, sollte die Politik nicht gegensteuern. Die Mehrkosten sollen sich auf rund zwei Billionen Dollar – oder 15 Prozent des BIP der Europäischen Union – belaufen. Doch wer kassiert ab?
Dank der westlichen Sanktionen gegen Russland, die auch zu massiven Störungen bei der Versorgung Europas mit Erdgas führten, befindet sich der Kontinent mittlerweile in einer veritablen Energiekrise. Verschärft wurde diese durch eine anhaltende Trockenheit, welche die Produktion aus Wasser- und Atomkraftwerken (diese benötigen das Wasser zur Kühlung der Reaktoren) reduzierte, sowie durch die sogenannte Energiewende, die beispielsweise die Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke mit sich brachte.
Inzwischen rechnet die US-amerikanische Großbank Goldman Sachs mit einer massiven Kostenlawine im Energiebereich. Im Jahr 2023 soll sie deren Berechnungen zufolge gegenüber dem Jahr 2021 den Europäern Mehrkosten von knapp 2 Billionen Euro aufbürden. Um das einmal in Relation zu setzen: Die gesamte Wirtschaftsleistung der EU-27 (ohne Großbritannien) belief sich im Jahr 2021 auf knapp 14,5 Billionen Euro, Deutschland erwirtschaftete davon rund 3,6 Billionen Euro, Frankreich fast 2,5 Billionen Euro und Italien etwa 1,8 Billionen Euro. Wir sprechen also von etwa 60 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung oder auch über eine Zahl, die der kombinierten Wirtschaftsleistung von Italien und Portugal entspricht. Man könnte dies auch mit der fünffachen Wirtschaftsleistung Österreichs oder der dreifachen Wirtschaftsleistung der Schweiz vergleichen.
Der Hauptgrund für die stark steigenden Preise bei der Elektrizität ist allerdings das sogenannte „Merit Order“-Prinzip, welches seit 1998 mit der Liberalisierung des Strommarktes eingeführt wurde und nun unter Beschuss steht. Denn der gesamte Marktpreis richtet sich nach jenem Kraftwerk, welches zuletzt zugeschaltet werden muss, um die Nachfrage zu decken – was derzeit eben eines der Gaskraftwerke ist, weil die anderen Kraftwerke (Solar-, Wind-, Wasser-, Kohle- und Atomkraft) je nach Produktionsstatus nur etwa 90-98 Prozent des Bedarfs in Deutschland decken können.
Dies bedeutet allerdings auch, dass die ganzen Produzenten von günstigerem Strom derzeit enorme „Windfall-Profite“ einfahren. Wenn nun (Beispielrechnung, Preisbasis hier) eine Kilowattstunde (kWh) Strom aus Wasserkraft 3,7 Cent kostet und das Erdgaskraftwerk als derzeit teuerste Produktionsform 24,5 Cent, erwirtschaftet das Wasserkraftwerk mit jeder verkauften Kilowattstunde Strom 20,8 Cent an „Windfall-Profit“, weil der Markträumungspreis entsprechend des Merit-Order-Prinzips bei 24,5 Cent liegt. Und noch größer wird dieser Profit, wenn die Gasumlage kommt und so die Produktion von Strom aus Erdgas noch weiter verteuert (das hat Ihnen Wirtschaftsminister Habeck sicher verschwiegen, zumal die Energiekonzerne an seiner Verordnung mitgeschrieben haben).
Damit wird aber auch klar, dass die Besitzer der günstigen Kraftwerke einen satten Profit einfahren – und ebenso der Staat über die höheren Umsatzsteuereinnahmen. Erdgas und auch Kohle mögen zwar momentan teuer sein, doch (auf europäischer Ebene gesprochen) von den laut Goldman Sachs geschätzt rund 2 Billionen (2.000 Milliarden!) Euro an Mehrkosten für die Verbraucher darf man schätzungsweise wohl lediglich 400 bis 700 Milliarden Euro direkt auf die Rohstoffkosten zurückführen. Der Rest sind Windfall-Profite für diverse (günstigere) Kraftwerksbetreiber und höhere Steuereinnahmen des Staates.
Dabei könnte die Bundesregierung jedoch mit einem Ausgleichsmechanismus (der hier bereits angeführt wurde) zumindest auf der Strompreisfront für eine Entlastung der Verbraucher sorgen. Doch stattdessen riskiert der grüne Wirtschaftsminister, der offensichtlich von seinem Job keine Ahnung hat, die Vernichtung der wirtschaftlichen Basis Deutschlands und sorgt für eine breite Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten, die zuvor noch einigermaßen gut über die Runden kamen. Und wozu das Ganze? Um Russland zu bestrafen? Offensichtlich scheint dies ein Schuss in den Ofen zu sein und Deutschland und Europa mehr zu schaden als dem sanktionierten Russland, welches international eben nicht isoliert ist. Und das nur, weil die Dilettanten in Berlin, London, Brüssel und Washington ihre wirtschaftliche und finanzielle Macht offensichtlich völlig überschätzt haben.