Seit Jahren fokussiert sich Peking auf die Modernisierung der Kriegsflotte. Neben neuen Flugzeugträgern kommen auch zusehends Elemente der „Künstlichen Intelligenz“ zum Einsatz. Sowohl unter als auch über Wasser.
Die Volksrepublik China rüstet seit mehreren Jahren deutlich auf und setzt zunehmend auf eine Verstärkung der Kriegsmarine. Der Hauptgrund dafür ist, dass Peking als Kontintentalmacht derzeit keine Befürchtung hat, auf dem Landweg von den Nachbarn angegriffen zu werden. Mit Russland hat man sehr gute Beziehungen und selbst mit dem Rivalen Indien gibt es (bis auf ein paar Scharmützel an der umstrittenen Grenze) keine nennenswerten Probleme. Ganz zu schweigen davon, dass Indien selbst im Kriegsfall keine massiven Truppenbewegungen über die gebirgige Grenzregion schicken könnte. Anders sieht es jedoch in Bezug auf die Küstenregion aus. Insbesondere die wachsenden Spannungen mit den Vereinigten Staaten – welche über eine enorme Flotte verfügen – haben diesbezüglich zu einem Umdenken der Chinesen geführt.
Mit dem Stapellauf des neuesten Flugzeugträgers Fujian verfügt die chinesische Marine nun über drei Flugzeugträger. Das Schiff ist das erste in der Flotte, das mit einem elektromagnetischen Katapult ausgestattet ist und die Flugzeuge an Bord in schneller Folge abschießen kann. China baut sein militärisches Arsenal weiter aus und nähert sich technologisch den hochmodernen Trägersystemen der US-Marine an. Die Fujian ist nach der südöstlichen Küstenprovinz benannt, die gegenüber von Taiwan liegt. Zu Beginn seiner Karriere verbrachte Präsident Xi Jinping viele Jahre in dieser Provinz und war nicht zimperlich, wenn es darum ging, seinen starken Wunsch nach einer Wiedervereinigung Taiwans mit dem Festland zum Ausdruck zu bringen. Die beiden anderen Flugzeugträger des asiatischen Giganten – die Liaoning, die China nach dem Kauf aus zweiter Hand aus der Ukraine renoviert hat, und die Shandong, Pekings erster im eigenen Land gebauter Flugzeugträger – nutzen Sprungschanzen zum Start von Kampfflugzeugen. Die Fujian verwendet ein elektromagnetisches Katapult und eine ebene Startbahn. Die Form des Schiffes wurde auch geändert, um die Tarnung zu verbessern, so dass es auf dem Radar schwerer zu erkennen ist.
Doch das ist noch lange nicht alles. Auch Unterwasserdrohnen, die von einer „Künstlichen Intelligenz“ gesteuert werden, gehören zum chinesischen Modernisierungsprogramm für die Kriegsmarine. Bereits im Oktober 2019 wurde die HSU001, ein großes unbemanntes Unterwasservehikel (UUV) ausgesetzt und getestet. Denn die Achillesferse der chinesischen Marine, nämlich die U-Boot-Flotte, braucht aus Sicht Pekings ein umfassendes Upgrade. Da es jedoch auch an entsprechend ausgebildetem Personal für eine starke Ausweitung der U-Boot-Flotte mangelt, scheint der Fokus auf den Einsatz unbemannter Unterwasserdrohnen (auch durch „Künstliche Intelligenz“ gesteuert) eine pragmatische Lösung für die kommunistische Führung des Landes zu sein. Insbesondere auch deshalb, weil diese Drohnen ebenso für „Kamikaze-Aktionen“ gegen feindliche Flugzeugträgergruppen eingesetzt werden können.
Aber nicht nur unter Wasser setzt das Reich der Mitte auf „Künstliche Intelligenz“. Denn mit dem KI-geführten „Mutterschiff“ zum Abschuss von dutzenden Drohnen läutet Peking auch eine neue Ära der Überwasser-Kriegsführung ein, die schlussendlich vor allem auf eine Materialschlacht unter Vermeidung menschlicher Opfer hindeutet. Peking hat es offiziell als maritimes Forschungsinstrument bezeichnet, aber einige Experten haben betont, dass das Schiff das Potenzial hat, als Militärschiff eingesetzt zu werden. Das autonome Schiff, die Zhu Hai Yun (hier abgebildet), ist 88,5 Meter lang, 14 Meter breit, hat einen Tiefgang von 6,1 Metern und kann Dutzende von Luft-, See- und Tauchdrohnen tragen, die mit verschiedenen Beobachtungsinstrumenten ausgestattet sind, so der Schiffsbauer, CSSC Huangpu Wenchong Shipping Co. Doch im Westen befürchtet man, dass das Schiff auch zum Einsatz von bewaffneten Drohnen genutzt werden könnte.
Alles in allem zeigen die jüngsten Entwicklungen bei der chinesischen Marine, dass Peking vor allem nach einer technologischen Überlegenheit gegenüber den Vereinigten Staaten strebt. Zwar wird es noch einige Zeit dauern, bis die Marine der Volksbefreiungsarmee mit jener der Vereinigten Staaten gleichziehen wird – doch im Gegensatz zu den Amerikanern müssen die Chinesen ihre Kriegsschiffe nicht quasi rund um den Erdball stationieren. Das Pentagon hat nämlich drei große Marine-Einsatzbereiche, in denen sich der Hauptteil der Kriegsschiffe und U-Boote aufhält: Nordatlantik (bis hin zum Mittelmeer), Naher Osten und Indopazifik. Peking konzentriert sich hingegen vor allem auf den indopazifischen Raum (unter anderem auch zum Schutz der „Neuen Seidenstraße“, der Belt and Road Initiative).