Hohe Öl- und Gaspreise sorgen für eine Rückkehr der Kohle für die Energiegewinnung. Indien und China werden ihre Förderung in diesem Jahr voraussichtlich insgesamt um etwa 700 Millionen Tonnen erhöhen. Das ist mehr als die Vereinigten Staaten insgesamt pro Jahr fördern oder Deutschland überhaupt einsparen kann. Wo bleibt der Aufschrei Gretas?
Die Kohle ist wieder zurück. In den letzten Jahren zunehmend verpönt, weil sie als „unsauber“ für die Energiegewinnung gilt, gerät sie nun wieder in den Fokus. Warum? Die Preise für Erdöl und Erdgas steigen infolge der westlichen Sanktionen gegen Russland und spekulativen Bewegungen an den Märkten so stark an, dass Braun- und Steinkohle für die Erzeugung von Elektrizität wieder äußerst attraktiv wird.
So hat beispielsweise China bereits im April erklärt, die Kohleförderung in diesem Jahr um ganze 300 Millionen Tonnen zu erhöhen. Bereits im kommenden Jahr soll der jährliche Output auf insgesamt 4,4 Milliarden Tonnen gesteigert werden. Im vergangenen Jahr wurden in China rund 30 Gigawatt an neuen Kohlekraftwerkskapazitäten geschaffen. Diese neue Kapazität gleicht die 17 Gigawatt an Kohlekraftwerken, die im vergangenen Jahr in der übrigen Welt stillgelegt wurden, mehr als aus. Darüber hinaus befinden sich in China fast 250 Gigawatt an neuen Kohlekraftwerken im Bau.
Und Indien? Die „größte Demokratie der Welt“ will die Kohleförderung in diesem Jahr um insgesamt 400 Millionen Tonnen steigern. Zum Vergleich: Im letzten Haushaltsjahr (welches Ende März endete) förderte das Land insgesamt 777 Millionen Tonnen Kohle. Damit sprechen wir von einem Förderungsplus von mehr als 50 Prozent innerhalb eines Jahres. Denn auch wenn Neu Delhi ebenso die erneuerbaren Energien vorantreibt, kommt das 1,4 Milliarden Menschen zählende Land nicht darum herum, seinen stark wachsenden Energiebedarf weiterhin auch konventionell zu decken. Doch die Importe (hauptsächlich aus Indonesien, Australien und Südafrika) werden zu teuer, so dass der Abbau im Inland forciert wird. Zusammen erhöhen Indien und China also die Kohleförderung um eine Menge, die größer ist als die Vereinigten Staaten pro Jahr insgesamt aus der Erde holen – das sind 600 Millionen Tonnen.
Mehr CO2 als Deutschland überhaupt theoretisch einsparen könnte
Die Grünen in Deutschland, welche die Sanktionen gegen Öl- und Gas aus Russland vorantreiben, erweisen sich damit als eine jener treibenden Kräfte dieser Energiekrise, die schlussendlich sämtliche „Klimaziele“ in den Mülleimer der Geschichte werfen wird. Mit dieser „Sanktionitis“ und den damit einhergehenden Preisexplosionen bei Öl und Gas sorgen die Grünen nämlich auch dafür, dass gerade die ärmeren Länder zunehmend auf (bei Klimafanatikern) verpönte Energieressourcen wie Kohle zurückgreifen, um ihren Energiebedarf zu tragbaren Preisen decken zu können.
Immerhin setzt jedes Kilo Kohle rund 2,4 Kilogramm CO2 frei (indem sich der Kohlenstoff mit Sauerstoff verbindet). Das heißt: 700 Millionen Tonnen mehr Kohle, die verbrannt wird, sorgt für rund 1,7 Milliarden Tonnen mehr CO2. Das heißt: Rein nur mit der zusätzlich geförderten Kohle werden Indien und China bereits das 2,2-Fache dessen an CO2 in die Luft blasen, was Deutschland laut Angaben der Bundesregierung im gesamten Jahr 2021 (nämlich 762 Millionen Tonnen) an Treibhausgas-Emissionen produziert hat. Da verblasst das deutsche Ziel, die Emissionen bis 2030 um weitere 324 auf 438 Millionen Tonnen zu reduzieren, geradezu. Was Greta wohl dazu sagt?