Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, hat die saudische Führung Chinas Staatschef Xi Jinping zu einem Besuch im Königreich eingeladen. Dieser könnte bereits im Mai, nach dem Fastenmonat Ramadan, stattfinden. Dies kommt, nachdem die Saudis nicht einmal einen Anruf aus dem Weißen Haus entgegengenommen hatten.
Es ist weithin bekannt, dass die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Königreich Saudi-Arabien seit dem Amtsantritt von Joe Biden im Weißen Haus etwas angespannt sind. Die Abkühlung der diplomatischen Beziehungen ging sogar so weit, dass Riadh sich weigerte, ein Telefongespräch über die Ölförderung zu führen, nachdem die westlichen Sanktionen gegen Russland zu einem starken Anstieg der Ölpreise geführt hatten.
Doch während sich die Saudis derzeit gegenüber Washington etwas reserviert zeigen, gibt es positive Signale gegenüber Peking. So berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf Personen, die mit dem Plan vertraut seien, dass die Saudi-Führung Präsident Xi Jinping zu einem Staatsbesuch in Riadh eingeladen hat. Dieser soll nach dem Fastenmonat Ramadan stattfinden, der Anfang April beginnen wird. „Der Kronprinz und Xi sind eng befreundet, und beide verstehen, dass es ein großes Potenzial für engere Beziehungen gibt“, sagte ein saudischer Staatsbeamter laut der Zeitung. „Es geht nicht nur darum, dass sie von uns Öl kaufen und wir von ihnen Waffen“.
Eine Aussage, welche die aktuelle Lage durchaus auf den Punkt bringt. Immerhin hat Washington seinen Alliierten mit dem chaotischen Abzug aus Afghanistan nicht nur gezeigt, dass man sich nicht mehr wirklich auf die Amerikaner verlassen kann. Washington hat in den letzten Jahren immer wieder Schritte gesetzt, die eine Verschiebung des geopolitischen Fokus auf Ostasien verdeutlichen. Amerikas neuer strategischer Hauptgegner ist nämlich die Volksrepublik China. Und die Saudis machen mit der Einladung an Xi nun den Amerikanern faktisch deutlich, dass sie gute Beziehungen zum Reich der Mitte bevorzugen. Warum das? Auch, weil sich Peking nicht sonderlich um die innenpolitischen Angelegenheiten anderer Länder schert: Hauptsache, diese stören nicht den Ausbau der „Gürtel- und Straßen-Initiative“ (Belt and Road Initiative, BRI), wie die „Neue Seidenstraße“ offiziell genannt wird.
Man sollte auch nicht vergessen, dass sich Peking derzeit in Gesprächen mit Saudi-Arabien befindet, um zumindest einen Teil der Ölgeschäfte in Yuan anstatt US-Dollars abzuwickeln. Da die Volksrepublik der größte Ölimporteur der Welt ist, hat dies auch gravierende Auswirkungen auf den US-Dollar (gerade wegen des „Petrodollar“-Status).
Je mehr sich neue Allianzen und Partnerschaften auf internationaler Ebene bilden, desto wahrscheinlicher wird der Zusammenbruch der US-Hegemonie über die Welt. Insofern ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch in Europa jene Kräfte die Mehrheit stellen, die eine Abkehr von der Bindung an die Vereinigten Staaten fordern und stattdessen auf eine multipolare Weltordnung setzen, in der auch die Europäische Union eines von mehreren souveränen Machtzentren ist.