Unser Gastautor hat Deutschland den Rücken gekehrt und lebt nun im maßnahmenfreien Tansania. Bereut hat er diese Entscheidung nicht – das bedeutet allerdings nicht, dass das Auswandern nicht auch Schattenseiten hätte. Es sind nicht nur die Maßnahmen, die man hinter sich lässt…
Ein Gastkommentar von Francesco Branduardi
Sicher, es ist ein großes, blendendes Gefühl, im Flugzeug zu sitzen, den schrecklichen Frankfurter Flughafen mit seinem Corona-Terror zu verlassen und endlich, endlich wieder frei zu sein. Frei von den Masken, frei von der Impfung, frei im Geiste, von Corona.
Sicher, es ist wundervoll, seine Sachen zu packen und einfach zu gehen. Europa Europa sein zu lassen, mit all seinen unvernünftigen, gefängnishaften Maßnahmen.
Es ist dies die Kraft, die in uns allen steckt: Die Kraft, Nein zu sagen. Nein zu einem Leben, das wir nie wollten, zu einem Miteinander voller Angst, voller Hysterie, Unmenschlichkeit und Erpressung. Dieses Nein kann wunderbare Blüten treiben und wunderbare Wurzeln schlagen.
Es ist dies die Leichtigkeit, die einen erfasst, das weite, ja brausende Meer und das Lachen, das herrliche, unbeschwerte Lachen der Afrikaner. Auswandern, fliehen vor den Corona-Regeln ins maßnahmenfreie Sansibar, macht glücklich.
Aber wie immer, bei jeder wertvollen Unternehmung, gibt es auch etwas Dunkles; es ist nicht nur die Sonne, das rauschende Meer, die teilweise extrem niedrigen Preise (4 Euro für eine Nacht im Guesthouse mit Breakfast!), es ist auch die dunkle Seite des Auswanderns, die einen ab und an erfasst:
Der enorme Kulturschock zwischen Westen und subsaharischem Afrika. Das Leben in der vollkommenen Fremde, unter Menschen, die eine vollkommen andere Lebensrealität haben; die bisweilen drückende, tropische Hitze, der staubige Dreck allerorten, der wirre, ja wahnsinnige Verkehr, die Preise, die wie gewürfelt erscheinen.
Wer flieht, herausflieht aus dem Corona-Wahn wird tatsächlich frei. Er wird frei von allem, was er kannte; von westlichen Regeln, Kulturnormen, von westlicher Hygiene, Sicherheit, von der eigenen Sprache, dem eigenen Essen, ja, von dem eigenen, alten Leben.
Zu fliehen ist also mehr, als nur coronafrei zu werden. Zu fliehen ist durch einen kurzweiligen Flug in einem neuen Leben zu landen. Mit all dem Schmerz und all der Freude, die dazugehört.