Er zählte zu den ersten Maßnahmenkritikern Österreichs. Bereits im Mai 2020 demonstrierte er gegen die Pandemie-Politik der Regierung – wochenlang, auch alleine vor dem Parlament. Als erfahrener Milizoffizier (und Gentleman) erklärt Geza Frank, was gute Führung ausmacht. Dem Anliegen der Künstler nahm er sich an, als die Maßnahmen für viele in der Kulturszene existenziell bedrohlich wurden. Wir sprachen auch über das Schweigen vieler Künstler, die Angst vor „der falschen Meinung“ haben und hatten.
Von Florian Machl
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Geza Frank ist einer der ersten Österreicher, die gegen die Pandemie-Maßnahmen der Regierung auf die Straße gingen. Dabei ist er keineswegs als „Leugner“ oder gar „Extremist“ einzustufen. Besonnen, ruhig und kultiviert – wie ein guter Offizier es sein sollte, analysiert er die Lage auf Basis vorhandener Fakten. Doch neben Rat- und Vorschlägen ist er auch ein Mann der Tat, weshalb er sich nicht zu schade war, ganz alleine vor dem Parlament zu demonstrieren und auf die prekäre Situation von Künstlern und Kulturschaffenden hinzuweisen. Denn, so Frank, für Künstler war die damalige Situation „ein Totalschaden“.
Wie Kogler die Flucht ergriff
Zu seinen Anekdoten zählt auch eine zweimalige Begegnung mit dem grünen Vizekanzler Werner Kogler, der offenbar große Angst vor den Bürgern haben dürfte. Zu der Zeit, als Frank bereits auf die Straße ging, gab es noch keine Großdemonstrationen. In Deutschland formierte sich die Bewegung „Ohne uns wirds langsam still“, Franks Proteste fanden unter dem „Hashtag“ #kulturistauchsystemrelevant statt.
Wir sprachen auch über Künstler, die sich nicht auf der „falschen Seite“ mit der „falschen Meinung“ wiederfinden wollten und über Systemkünstler, die für die „richtige Meinung“ Geld bekommen. Kann man in der Kunst- und Kulturszene bestehen, wenn man sich nicht impfen lässt?
Psychologen und Anthropologen fehlen in den Krisenstäben
Einen wenig beachteten Aspekt bringt Frank dann ein, was die Zusammensetzung der diversen Krisenstäbe betrifft. In all diesen Expertengremien hätten die Psychologen und Anthropologen gefehlt. Damit wurden zwar Lösungen vorgeschlagen, aber waren es je die besten, effizientesten Lösungen? Das bezweifelt Frank und belegt dies mit einem anschaulichen Beispiel.
Doch die Folgen der Pandemie und der Pandemiepolitik waren nicht nur finanzieller Natur. In seinem Umfeld wäre es sogar zu Selbstmorden aus Verzweiflung gekommen. Es wäre hart, mit ansehen zu müssen, wie sehr junge Menschen teilweise psychisch beeinträchtigt werden, schwere Depressionen entwickeln. Frank hat selbst in seiner Jugend einen Impfschaden erlitten. Die Mediziner hätten ihm deshalb nun freigestellt, ob er sich für oder gegen eine Covid-19-Impfung entscheidet. Diese freie Entscheidung ist es, die er als zentral wichtig erachtet.
Strategie und Forderungen vom Mai 2020
Aufmerksam auf seinen Aktionismus wurde ich im Jahr 2020, als er auf Facebook nachfolgenden Text veröffentlichte, der erfreulicherweise bis heute nicht der Zensur zum Opfer fiel:
Heute wieder alleine am Heldenplatz. Es haben sich zwar ein paar Leute heute angekündigt, aber gekommen ist niemand. Das macht nichts, denn ich stehe hier nicht zum Selbstzweck. Es passt ganz gut zur Situation. So wie ich alleine hier stehe, so werden auch viele Musiker von Staat und Gesellschaft alleine stehen gelassen. Heute fielen mir besonders viele Leute mit Kopfhörern auf. Sie gingen in der Regel an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Musik konsumierend gingen sie ihrer Wege, wie eine perfekte Analogie auf die Situation.
Überleben der Kulturwirtschaft gehört zur Landesverteidigung
Seit 8 Tagen stehe ich nun hier. Manchmal bleiben interessierte Menschen stehen und fragen mich, was ich hier mache. Nach meinen Erklärungen sind sie meist sehr begeistert von den Lösungsansätzen, für die ich hier stehe. Die meisten Menschen, die mich mustern und die Aufschriften auf meinen Tafeln lesen, verstehen jedoch den Kontext und die Botschaft meines Auftrittes nicht. Das ist mir durchaus bewusst. Darum geht es in meiner Phase 1 auch nicht. Weder ist der Heldenplatz um 18 Uhr eine stark frequentierte Zone, noch sind meine Plakate für jeden, der vorbei geht, sofort verständlich. Es ist aber für euch, die hier regelmäßig lesen und verfolgen, wofür ich dort – genau dort und dann – stehe, verständlich. Die meisten von euch wissen, warum und für wen und was ich dort jeden Tag stehe. Ich stehe dort als Musiker für Kollegen, Freunde und die Kultur und ich stehe dort als Soldat des österreichischen Bundesheeres im Namen einer wirklich umfassend gedachten Landesverteidigung, was selbstverständlich die Kultur und das Überleben der Kulturwirtschaft mit einschließt.
In meiner Phase 1 ging es darum, das Problem durch eine öffentliche Aktion erst einmal darzustellen und es zu verkörpern. Es ging darum, Fragen aufzuwerfen und auf die fatalen Konsequenzen hinzuweisen, die drohen, wenn man diese Fragen nur halbherzig beantwortet, um sie schnell vom Tisch zu haben.
Diskussion in die Medien tragen
Jetzt zu meiner Phase 2, die diese Woche beginnt: Nun geht es darum, die Botschaft und die Problemstellung so deutlich wie möglich einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Nun geht es darum, dass auch ihr aktiv werdet, wenn ihr mir und Österreich helfen wollt. Nun geht es darum, die Diskussion bis in die Medien und schlussendlich in der nächsten Phase in die Politik hinein zu tragen.
Möglichkeiten hierbei zu helfen:
- Ihr kennt Journalisten oder Leute im Medienbereich? Versucht sie auf die Aktion aufmerksam zu machen. Ich schreibe zwar selbst aktiv Medien an, aber es funktioniert meist besser, wenn es über direkte Bekanntschaften geht.
- Ihr seid selbst betroffen und in einer Situation, wo ihr entweder vom Härtefonds abgewiesen wurdet oder absurd viel zu wenig zum Leben zugesprochen bekommen habt und sonst auch nicht bezugsberechtigt seid? Ihr findet, dass es endlich einen konkreten Plan für die Kulturwirtschaft braucht, bei dem auch wirklich auf die Betroffenen gehört wird? Dann schnappt euch ein Plakat, wo “Kulturnation” drauf steht und stellt euch an einem frequentierten Ort bei euch auf das Plakat und haltet ein zweites Plakat mit einer erklärenden Botschaft, wie z.B. “Musik ist auch Systemrelevant” oder “Nicht Systemrelevant” und falls ihr Musiker seid, dann haltet noch nach Möglichkeit ein/euer Instrument in der Hand (oder stellt es daneben ab wenn geht).
- Postet regelmäßig zu eurer Aktion mit #kulturistauchsystemrelevant
- Teilt Beiträge zum Thema.
- Schreibt mir Ideen für Lösungen für den Kultur- und vor allem Konzertbetrieb für den Rest des Jahres. Viele Konzerte und Festivals kommen dieses Jahr nicht mehr zustande. Es muss abgesehen von staatlichen Hilfen aber Möglichkeiten für uns geben, dennoch durch live Auftritte ein Einkommen zu generieren.
Finanzielle Hilfe für Künstler statt leere Lippenbekenntnisse
Meine Forderungen bis jetzt sind:
- Rasche angemessene und unbürokratische finanzielle Hilfe für schwer von der Krise betroffene Künstler, die bis jetzt aufgrund bürokratischer Spitzfindigkeiten und institutioneller Ignoranz von nahezu allen Hilfen ausgeschlossen sind.
- Berücksichtigung und individuelle Handhabe von Fällen, bei denen z.B. erst unlängst die Selbstständigkeit erklärt wurde und die wegen eines buchhalterischen Minus im Anfangsjahr nun nicht anspruchsberechtigt sind.
- Sofortige kostenlose, unbürokratische Verfügbarkeit von Platzkarten für Musiker, um Straßenmusik auf Plätzen und in Parks anbieten zu können. (Es ist eigentlich eine absolute Schande, wie Österreich in den letzten Jahren Straßenmusik praktisch zum Delikt gemacht hat und ein zunehmendes Verstummen des öffentlichen Raumes aktiv eingeleitet hat! Wie unwürdig vor allem für die “Stadt der Musik” – Wien!)
- Eine parlamentarische Taskgroup, die nach der Krise, ab 2021 die Einführung des französischen Systems der Intermittence du Spectacle in Österreich prüft, um professionellen Künstlern endlich eine faire Chance auf eine gewisse finanzielle Stabilität und Absicherung zu ermöglichen, so wie eine faire Chance im Wettbewerb mit monopolistischen, ausnutzerischen Großunternehmen herzustellen.
Die Chance, den Weg Richtung kommerzieller Verdummung der Kulturlandschaft zu bremsen, die haben wir jetzt mehr denn je. Wollen müssen wir es nur wirklich. Ich will es wirklich.