Um in der Stadt Oakville im kanadischen Ontario das Rathaus betreten zu dürfen, muss man seit 22. September 2021 „vollständig“ geimpft sein. Damit gelten dort dieselben Regeln wie für Freizeit- und Kultureinrichtungen, deren Besuch gemeinhin nicht als essentiell gehandelt wird. Leider ist der Besuch des städtischen Rathauses für diverse Belange jedoch durchaus vonnöten: Etwa, um heiraten zu können.
Der Stadt ist das durchaus bewusst: Auf der Website von Oakville wird explizit festgehalten, dass für „alle neuen Termine für Heiratsurkunden und Zeremonien“ seit 22. September der Nachweis über die vollständige Covid-19-Impfung erbracht werden muss. Ohne Heiratsurkunde ist eine anerkannte Heirat in Kanada unmöglich – und online kann sie nicht beantragt werden. Diese Regelung verhindert also effektiv, dass ungeimpfte Paare den Bund der Ehe schließen können.
Gegenüber einer verärgerten Bürgerin, der der Zutritt zum Rathaus verwehrt wurde, soll der zuständige Gemeinderat laut Toronto Sun in einer E-Mail geäußert haben:
Die Stadt hat entschieden, dass es besser ist, die Einrichtungen für alle Geimpften offen zu halten, als unsere Einrichtungen für alle zu schließen oder eine Infektion von Besuchern und Mitarbeitern zu riskieren.
Auch auf der Website von Oakville ist nachzulesen, dass diese Anforderungen an den Impfstatus der Bürger die Vorgaben der Provinz Ontario bewusst weit übersteigen. Normalerweise betrifft die Forderung zur Vorlage eines Impfnachweises in erster Linie die Gastronomie, Nachtclubs, Fitnesscenter und Sport- und Kulturveranstaltungen. Ungeimpfte auch aus dem Rathaus auszuschließen, stellt dagegen eine neue Stufe von indirektem Impfzwang dar. Davon abrücken möchte man in Oakville trotz der Empörung vieler Menschen vor Ort nicht.