Selbst die leitende Wissenschaftlerin der WHO äußerte sich skeptisch gegenüber dem wilden Mischen von Impfstoffen – doch das hindert deutsche Politiker nicht daran, ohne jede verlässliche Datenlage Kreuzimpfungen als neuen Geniestreich zu bewerben. So soll auch bei Menschen über 60, die eine Erstimpfung mit dem AstraZeneca-Vakzin Vaxzevria erhalten haben, mit einem mRNA-Impfstoff nachgeschossen werden.
Schon Anfang Juli gab Deutschlands Gesundheitsminister, Bankkaufmann Jens Spahn, bekannt, die Kombination von Covid-Impfstoffen sei „besonders wirksam“ und biete einen „sehr, sehr hohen Impfschutz“.
Soumya Swaminathan, Chefwissenschaftlerin der WHO, warnte, dass es sich dabei um einen gefährlichen Trend handele. „Wir befinden uns auf einem daten- und belegfreien Gebiet“, gab sie zu bedenken. Die Gesundheitsbehörden sollten die Entscheidung auf Basis verfügbarer Daten treffen: Nicht nur die Immunogenität (also die Fähigkeit zur Provokation einer Immunantwort) müsste evaluiert werden, sondern auch die Sicherheit.
Löchrige Datenlage
Tatsächlich ist die Datenlage schlecht. Einzelne Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die Immunantwort des Körpers bei der Kreuzimpfung mit Vaxzevria und einem mRNA-Vakzin höher ausfällt als bei einer zweifachen Impfung mit Vaxzevria. Ignoriert wird dabei freilich, dass bei allen Covid-Impfstoffen die absolute Wirksamkeit gering ausfällt: Ein wissenschaftlicher Kommentar im Lancet-Magazin etwa errechnete im Juni, dass 119 Menschen mit BioNTech-Pfizer geimpft werden müssen, um einen einzelnen Covid-19-Fall zu verhindern.
Risiken irrelevant?
Hinzu kommt, dass besagte Studien zu Kreuzimpfungen auf sehr geringen Stichprobengroßen beruhen. Untersucht wurden lediglich wenige hundert Versuchspersonen – viel zu wenige, als dass die Ergebnisse sich in irgendeiner Form auf die Allgemeinheit übertragen ließen. Auch Sicherheitsbedenken können die bisher durchgeführten Forschungsarbeiten in keiner Weise zerstreuen – dies gibt auch ein kritischer Artikel im Nature-Magazin zu bedenken.
Tatsächlich zeigte eine erste Studie bereits, dass die Nebenwirkungen bei der Kombination von Impfstoffen offenbar noch heftiger ausfielen. Schwerwiegende Reaktionen wie etwa Thrombosen fielen im Rahmen der Studie nicht auf, doch derartige Schäden durch die Impfungen sind bei geringen Mengen von Versuchspersonen auch kaum überprüfbar. Ebenso wenig lassen sich aktuell potenzielle Folgeschäden abschätzen.
Die Wechselwirkungen der Covid-Vakzine mit anderen Arzneimitteln wurden ohnehin nie untersucht: Experten wie der Toxikologe Professor Dr. Stefan Hockertz kritisieren das seit jeher scharf.
Deutschland beharrt auf Blindflügen – ohne Rücksicht auf Verluste
Die leitende Wissenschaftlerin der WHO hat also Recht, wenn sie die stetigen Blindflüge im Hinblick auf die Covid-19-Impfungen mit Sorge betrachtet. Verlässliche Daten scheinen hierbei gerade in Deutschland vollkommen irrelevant: Die Impfkampagnen sollen unter allen Umständen vorangetrieben werden.
Die EMA derweil gibt für die Kreuzimpfungen übrigens noch keine offizielle Empfehlung. So kommt es auch, dass sie von einigen anderen EU-Ländern nicht akzeptiert werden: Malta beispielsweise verlangt von Kreuzgeimpften bei der Einreise zusätzlich negative Corona-Tests; die Impfstoff-Kombi wird hier nicht anerkannt.